BLKÖ:Weidenfeld, Karl Philippi Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weidele
Band: 53 (1886), ab Seite: 253. (Quelle)
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Weidenfeld, Karl Philippi Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. im Feldlager bei Esseg 1741, gest. zu Ofen 21. Mai 1811). Sein eigentlicher Name ist Philippi und Weidenfeld das Adelsprädicat, dessen sich aber der General als eigentlichen Namens bediente. Der Sohn eines k. k. Officiers, trat er zu Beginn des siebenjährigen Krieges 1756 in die Reihen der kaiserlichen Armee. Nach eilf Dienstjahren erhielt er durch Convention eine Hauptmannsstelle im 53. Infanterie-Regimente, in welchem er 1785 zum Major vorrückte. Im August 1788 versah er mit einer Division und 1000 Freipartisten die von allen Seiten eingeschlossene Besatzung der veteranischen Höhle mit Mundvorrath und Munition und erscheint zugleich mit Lieutenant Szent Ivány unter denjenigen, welche bei dieser Gelegenheit sich besonders auszeichneten. Bald darauf kam er in gleicher Eigenschaft zu Gyulay-Infanterie Nr. 32, in welchem Regimente er sich im Feldzuge 1793 bei mehreren Anlässen besonders hervorthat. Zuerst am 20. August, als er bei Werth im Bienwalde mit einer Compagnie des Regiments dem überlegenen Feinde so lange Stand hielt, bis unsere Colonnen sich formiren und zum Angriffe übergehen konnten, in welchem der Gegner geworfen und ihm sechs Geschütze abgenommen wurden. Dann am 13. October erhielt Major Weidenfeld den Befehl, mit dem Oberst-Bataillon das verschanzte Lager von Groß-Steinfeld und namentlich die große Redoute anzugreifen und zu nehmen. An der Spitze seines Bataillons unternahm er den Angriff und erstürmte das Lager, Als darauf die Armee den Rückzug antrat, gab er erneuerte Beweise seiner Tapferkeit, rückte zum Oberst-Lieutenant bei Preiß-Infanterie Nr. 24 vor und erhielt das Commando eines Grenadier-Bataillons, was immer für eine Auszeichnung galt. Mit demselben führte er eine Waffenthat nach der andern aus, so am 18. October 1795 bei dem Angriff auf die feindlichen Verschanzungen von Mannheim; dann am 12. November, durch drei Stunden gegen den überlegenen Feind seine Stellung standhaft behauptete, und gleich darauf bei Oggersdorf, wo er verwundet, aber für sein rühmliches Verhalten auch zum Obersten im Regimente befördert wurde. Im folgenden Jahre kam er mit demselben zur Armee in Italien, wo er sich am 5. August 1796 bei Sulforia das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens erkämpfte. Alle Truppen der Division Davidovich waren bereits zerstreut und in Unordnung gerathen, nur Oberst Weidenfeld mit seinem Regimente behauptete standhaft und in vollster Ordnung seinen Platz. Dieser energische Widerstand wirkte ermunternd auf die übrigen Truppen, welche sich zu sammeln begannen, von Weidenfeld aufgenommen [254] und in ihre Stellung gebracht wurden; dann griff er Madonna della Corona an, mußte aber, um das Vorrücken des Feindes zu hemmen, einen steilen Berg erklimmen. Hier galt es feste Entschlossenheit; und als keine Freiwilligen vortraten, sprang er selbst vom Pferde, nahm dem nächststehenden Manne das Gewehr aus der Hand und eilte der Erste dem Feinde entgegen. Als die Leute ihren Obersten voranstürmen sahen, eilten sie ihm mit dem Zurufe: „wir wollen unseren Obersten nicht verlassen!“ voll Begeisterung nach, nahmen, den Widerstand des Gegners besiegend, die Höhe und verhinderten auf diese Art das Vorrücken des Feindes, und die Division Davidovich konnte ohne weitere Gefährdung den Rückzug gegen Valleggio fort, setzen. Auf Vorschlag des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Wurmser und des Ordenskanzlers Feldmarschalls Grafen Lacy wurde dem Obersten Weidenfeld am 7. September 1796 das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt. Im Feldzuge 1799 trug er in der Schlacht bei Magnano am 5. April, als er an der Spitze seines braven Regiments gegen den Feind vorrückte, eine Verwundung davon. Am 12. Juni dieses Jahres bewährte er seine alterprobte Tapferkeit, als des Fürsten Hohenzollern Colonne einem dreimaligen Angriffe des Feindes zu weichen begann und vielleicht gänzlich würde aufgerieben worden sein, wenn nicht Weidenfeld’s Standhaftigkeit dem Gegner unbezwingbaren Widerstand geleistet hätte. Noch kämpfte er im Feldzuge 1800, dann erhielt er das Festungscommando in Ofen, wo er als Feldmarschall-Lieutenant im Alter von siebenzig Jahren starb. Freiherrn Weidenfeld’s Vater, Hauptmann Niclas Philippi, war im Jahre 1759 mit dem Prädicate von Weidenfeld geadelt worden. Oberst Weidenfeld erhielt den Statuten des Maria Theresien-Ordens gemäß 1799 den Freiherrnstand.

Thürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichisch-ungarischen Armee (Wien 1880, Prochaska, gr. 8°.) Bd. I, S. 151, 154, 209, 212, 361. – Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) Band II, S. 502.