BLKÖ:Korabinski, auch Korabinßky, Johann Mathias

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Koralek, Philipp
Band: 12 (1864), ab Seite: 446. (Quelle)
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Korabinski, auch Korabinßky, Johann Mathias (Geo- und Topograph, geb. zu Eperies in Ungarn 23. Februar 1740, gest. zu Preßburg 23. Juni 1811). Den ersten Unterricht erhielt er auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt; 1756, 16 Jahre alt, kam er nach Preßburg, um dort seine Studien fortzusetzen. Schon zwei Jahre später wurde ihm von der Preßburger Gemeinde eine der unteren Lehrstellen am Gymnasium übertragen, welche er durch volle zehn Jahre versah. In der Zwischenzeit errichtete er auch noch eine Töchterschule, in welcher Kinder der höheren Stände Unterricht erhielten. Diese letztere dauerte nur sieben Jahre. Mangel an Theilnahme von Seite des Publicums nöthigte ihn, die Anstalt aufzulösen. Im Jahre 1769 unternahm K. eine Reise nach Deutschland, mit welcher er mannigfache Zwecke verband, vornehmlich jedoch jenen, seine, durch obenerwähnte frühzeitige Anstellung unterbrochenen Studien fortzusetzen. So bezog er denn, manche ebenso vortheilhafte als ehrenvolle Anträge ablehnend, die Universität Rinteln, übernahm eine Erzieherstelle im Hause des Baron von Hammerstein und kehrte nach zwei Jahren nach Preßburg zurück, um die während [447] seines früheren Aufenthaltes in Preßburg ersparte Summe zu beheben und dann nach Deutschland zur Fortsetzung seiner Studien zurückzukehren. Aber der Verwandte, bei dem er sein Erspartes angelegt, hatte Bankerott gemacht und statt also nach Deutschland zu reisen, mußte K. in der Heimat bleiben, wo er eine Erzieherstelle im Hause des Herrn von Vörös annahm. Diese Stelle gab K. in einiger Zeit auf und trat in das Geschäft des Buchhändlers Landerer in Preßburg, in welchen er neben den Buchhandlungsgeschäften auch mehrere literarische Arbeiten ausführte, deren weiter unten Erwähnung geschieht. Im Jahre 1780 bewarb sich K. um die Buchhandelsfreiheit, ohne sie jedoch zu erhalten, und kaufte im nämlichen Jahre auch um 1000 fl. von dem Preßburger Magistrate eine zu Gunsten des Pupillenamtes confiscirte Büchersammlung, für welche sein Schwager Bürgschaft leistete und welche die Ursache seines völligen Ruins wurde. Noch unternahm er um diese Zeit eine Reise nach Deutschland, um sich mit der Einrichtung mehrerer Erziehungs- und Unterrichtsanstalten bekannt zu machen; von derselben zurückgekehrt, trat er mit dem Buchdrucker Weber, der eben damals in Preßburg sein Geschäft einrichtete, in Verbindung. Im Verlage der vereinten Weber-Korabinski’schen Firma erschien nun Korabinski’s Hauptwerk, das „Producten-Lexikon Ungarns“. Aber diese Verbindung dauerte nicht lange. K. trennte sich von seinem Collegen. Um diese Zeit ward aber auch K.’s Schwager der dem Preßburger Magistrate geleisteten Bürgschaft von 1000 fl. müde und da K. sich nicht gleich Rath zu schaffen wußte, wurde seine ganze Habschaft mit Beschlag belegt. Indem man mit wahrer Barbarei gegen K. vorging und alle Vorstellungen desselben, alle Versuche, einen Ausgleich zu Stande zu bringen, scheiterten, ergriff der seiner ganzen Habe verlustige K. seinen Wanderstab, und kam im bejammernswerthesten Zustande nach Wien, wo er bei einem Freunde Zuflucht fand. Sein Lexikon von Croatien, damals noch Manuscript, hatte er nach Wien mitgenommen und war es ihm bald gelungen, in dem Buchdrucker Oehler einen Verleger dafür zu finden. Als aber nach geraumer Zeit es sich herausstellte, daß die Druckkosten durch den Verlag nicht gedeckt würden, hörte Oehler beim 18. Bogen zu drucken auf. K. steckte nun wieder in der alten Noth, und da um jene Zeit Kaiser Joseph starb, der Korabinsky’s Bemühungen Aufmerksamkeit geschenkt und bei dem K. in seiner Noth Zuflucht zu suchen vorhatte, so war seine Lage eine grausame. Endlich gelang es ihm, in dem Grafen Széchényi einen Mäcen zu finden, der seine Wasser- und Producten-Karten Ungarns in Kupfer stechen ließ. Durch die von einzelnen Gönnern sehr geförderte Abnahme dieser Karte eröffnete sich für K. eine neue Hilfsquelle; aber statt die erhaltenen Summen zweckmäßig zu verwenden, kaufte er mit dem gewonnenen Gelde die 18 Bogen seines Lexikons von Croatien, welches unvollendet blieb und somit nichts als Maculatur war. Ohne Subsistenzmittel übernahm nun K. im Hause des Fabrikanten Hornbostel in Wien die Stelle eines Hauslehrers, welche er bis zu Hornbostel’s Tode versah. Die Muße dieses Geschäftes benützte er zur Bearbeitung seines Handatlasses von Ungarn und verwendete jeden kümmerlich erworbenen Kreuzer zum Stiche der Karten desselben. Auch arbeitete er als Text für diesen Atlas ein neues Lexikon, welches jedoch [448] nie im Drucke erschienen ist. Als er nach Hornbostel’s Tode seine Lehrerstelle im Hause verlor, begab er sich nach Preßburg zu seiner Tochter, wo er kümmerlich, lebte, bis er von dem edlen Erzherzog Palatin Joseph eine Pension jährlicher 400 fl. erhielt, welche er aber leider nur Ein Jahr genoß. Korabinsky hat folgende Schriften herausgegeben: „Geographisch-historisches und Producten-Lexikon von Ungarn. Mit einer Postkarte“ (Preßburg 1786, gr. 8°.); – „Versuch eines kleinen türkischen Wörterbuchs mit beigesetzten deutsch-ungarisch und böhmischen Bedeutungen, nebst einer kurz gefassten türkischen Sprachlehre“ (ebd. 1788, 8°.); – „Almanach von Ungarn auf das Jahr 1778“ (Wien und Preßburg 1778, 8°.); – „Beschreibung der kön. Freystadt Pressburg“, erster Theil (Prag 1781, 8°.); – „Abbildungen verschiedener Familienwappen in Ungarn“, erstes Hundert (Preßburg 1787, Weber, 8°.); – „Tabula memorialis sistenis ideami ac ambitum universae eruditionis humanae“; – „Geographisch-statistische Tabellen vom ganzen Erdboden“; – „Spiele für Kinder, Gedächtniss und Verstand zu schärten, deutsch, ungarisch und böhmisch“ (Preßburg); – „Anschickung zu den biblischen Geschichten und zur nützlichen Kenntniss der Ziffer“ (Regensburg 1760, 8°.); – „Atlas regni Hungariae portalis. Neue vollständige Darstellung des Königreichs Ungarn auf LX Tafeln“ (Wien 1804, Qu. 8°.; neue Aufl. Preßburg 1817). Außerdem besorgte er, als er noch mit Landerer in Compagnie war, eine neue verbesserte Auflage der ungarischen Sprachlehre von Moelibeu’s. Sein Freund, der Superintendent Bredetzky [Bd. II, S. 127], entwirft eine ebenso interessante als von Manchem zu beherzigende Charakteristik von K., der hier folgende Stellen entnommen sind: „Als Mensch gehörte K. zu den gutmüthigen Schwärmern, die es mit ihrem Geschlechte herzlich gut meinen, die keine Anstrengungen im Dienste desselben scheuen – so gab K. als Lehrer zu Preßburg täglich vierzehn Stunden Information! – die aber dafür sich berechtigt halten, von der Welt jede Unterstützung zu erwarten. Ihres Werthes sich bewußt, wollen sie von den Menschen auf ihre Weise glücklich gemacht werden. Sie nehmen weder auf Umstände noch auf die Denkart derselben Rücksicht, vernachlässigen sie und fallen am Ende als Opfer kleiner Versehen gegen ihr leicht zu reizendes undankbares Geschlecht. Oft verschlimmern sie durch Fehler, die leicht zu vermeiden wären, ihre äußere Lage absichtlich, um sich zu gefallen in den ewigen Klagen über Undank und unverschuldetes Unglück. K. hätte durch Stellung eines anderen Bürgen seinem Ruin in Preßburg leicht vorbeugen können; aber dieß, glaubte er, wäre seinem Credite nachtheilig gewesen; dafür gerieth er auf das excentrische Mittel, bei dem Publicum ein Anlehen zu eröffnen, das er durch eine Schrift: „Vorstellung an Menschenfreunde von ihrem Verehrer Mathias Korabinsky“ zu bewerkstelligen hoffte. Von der Censur wurde ihm das Imprimatur verweigert ... Sein widriges Geschick mußte ihn mißtrauisch gegen andere machen, daher er jenen, mit welchen er in Verbindung gerieth, leicht die Absicht ihm zu schaden andichtete. Wenn K. einmal eine Idee oder einen Plan ergriff, so war er davon nicht abzubringen, selbst wenn er offenbaren Nachtheil davon sah; weßhalb die Verbindungen Anderer mit ihm von keiner Dauer sein konnten. Auf der anderen Seite war es eben diese, an Eigensinn grenzende Beharrlichkeit, die ihn antrieb, jene vielfältigen, zum Theil mühseligen Arbeiten, wodurch er sich ein bleibendes [449] Verdienst um sein Vaterland erwarb, zu vollenden. ... Seine geographischen Arbeiten enthalten unzählige treffliche Notizen und werden lange von dieser Seite nicht übertroffen werden. Welch ein Schatz von rein topographisch-historischen Daten in einzelnen Oerterbeschreibungen! Wie genau überall die Angabe der Lage eines Ortes zum andern, die Entfernung u. dgl. m. Mit Windisch hat er gleiche Verdienste, die Neueren bis auf Rumy haben ihn fleißig benützt, keiner hat mehr geleistet als er. Dem voluminösen Valyi in seinem dreibändigen Werke: „Magyar országnak leirasa“ (Ofen 1796–1799) würde wenig bleiben, wenn er unserem Korabinsky das Genüge wieder erstatten müßte. … Weniger Werth haben seine pädagogischen Schriften, da in unseren Tagen (schon 1811) die Erziehungswissenschaft auf einen hohen Grad der Vollkommenheit gebracht war und K. mit derselben nicht gleichen Schritt halten konnte. Indessen war er der Erste, der bei den Protestanten in Ungarn das Fehlerhafte des Elementar-Unterrichts in der Bürgerschule empfand und dieser Noth durch Errichtung einer Erziehungsanstalt wehren wollte. Das Leben Korabinsky’s war ein ewiger Kampf mit den Beschwerlichkeiten des Lebens, ein anhaltendes Ringen nach einem heiß gewünschten Ziele, das sich von ihm entfernte, je mehr er sich demselben zu nähern glaubte. Er glich in Haltung und Miene einem Märtyrer seiner unbesiegbaren Liebe zur Literatur. Nie habe ich den Mann in seiner Armuth und Dürftigkeit ohne Rührung ansehen können, wie er diese Armuth seiner Liebe zum Vaterlande als Opfer brachte, während er selbst die größte Noth litt.“

Ballus (Paul von), Preßburg und seine Umgebungen (Preßburg 1823, A. Schwaiger und J. Landes, 8°.) S. 182. – Ungarischer Plutarch oder Biographien merkwürdiger Personen des Königreiche Ungarn. Aus authentischen Quellen geschöpft und ... dargestellt von Carl Vinc. Kölesy und Jacob Melzer (Pesth 1816, Eggenberger, 8°.) Bd. IV, S. 288 [nach diesem gestorben 22. Juni 1811]. – Annalen der Literatur und Kunst in dem österreichischen Kaiserthume (Wien, Ant. Doll, 8°.) Jahrg. 1811, Bd. III, S. 112 u. 248; Bd. IV, S. 223. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst. herausg. von Dr. Ad. Schmidl (Wien, 4°.) Jahrg. 1844, Beiblatt Nr. 1, S. 6. – Oesterreichische National-Encyklopädie, herausgegeben von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 257 [nach dieser geboren 24. Februar 1740]. – Daß Korabinski in Horányi’s „Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum“, worin er doch stehen sollte, fehlt, und wie seine bereits gedruckte Biographie durch Gelehrtenneid bei der Correctur unterdrückt wurde, erzählt ausführlich Bredetzky in den „Annalen der Literatur und Kunst in dem österreichischen Kaiserthume“ 1811, Bd. IV, S. 233. – Porträte. Korabinski ist in Bredetzky’s Auftrage von Niedermann in Oel gemalt worden. Davon bestehen zwei Stiche, und zwar eine Radirung von Ruscheweih und ein Kupferstich von Putz; letzterer befindet sich der zweiten Ausgabe des ersten Bändchens der „Beiträge zur Topographie des Königreichs Ungarn“ von Samuel Bredetzky vorgesetzt.