BLKÖ:Wagner, Alexander

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 52 (1885), ab Seite: 86. (Quelle)
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2. Wagner, Alexander (Historienmaler, geb. in Pesth, nach Einigen schon 1830, nach Anderen erst 1838). Ein Neffe des ungarischen Literaturhistorikers Franz Toldy [Bd. XLVI, S. 13], zeigte er früh Talent für die Kunst. Wo er dasselbe bis zu seinem Abgange nach München ausbildete, ist nicht bekannt. 1858 trat er dort ins Atelier des Professors Karl Piloty und zählte bald zu dessen bedeutendsten Schülern. Großes Aufsehen erregte er zuerst mit seiner Composition: „Szondi Dregely bestürmend“ und noch größeres mit seinem stimmungsvollen Gemälde: „Isabella Zápolya nimmt Abschied von Siebenbürgen“, welches das erste größere Bild des Künstlers ist. Ehe wir seine Werke aufzählen, bemerken wir nur, daß er seit 1866 als Hilfslehrer und Professor der Maltechnik an der Münchener Kunstakademie wirkt, in welcher Stellung er sich zur Stunde noch befindet. Zu seinen Werken zurückkehrend, nennen wir von denselben: im bayrischen Nationalmuseum zu München im 4. Saale, Nr. 20: „Erbprinz Otto (der Erlauchte) erwirbt durch seine Verbindung mit der Erbgräfin Agnes die Pfalzgrafschaft am Rhein. 1225“: – im 10. Saale, Nr. 127: „Der Capuciner Guardian Pater Bernhard überreicht auf der Brücke von Aschaffenburg dem Könige Gustav Adolph 1631 die Schlüssel der Stadt und erhält deren Schonung“: – dann im Credenzsaale des Redoutengebäudes in Pesth: „Das Gastmahl [87] des Attila“ [Holzschnitt von Karl Rusz in „Ueber Land und Meer“ Bd. XV (1865) S. 108] und „Matthias Corvinus besiegt im Turnier den Ritter Holubar“ im Holzschnitt unter dem Titel: „Das Turnier zu Raab“ in der „Illustrirten Welt“ 1874, S. 268 und 269; – im Jahre 1865 malte er in Gemeinschaft mit seinem Landsmann Liezen-Mayer [Bd. XV, S. 299] den Vorhang im Münchener Actientheater; – andere Werke des Künstlers sind: „Episode aus der Belagerung von Belgrad“; – „Tod des Titus Dugovics“; – „Schloss Vaida-Hunyad mit Matthias Corvinus und Jagdgefolge“, die Landschaft ist von Ligeti [Bd. XV, S. 181], die Staffage von Wagner; dieses und das vorige befinden sich im Pesther Nationalmuseum; – „Der Mädchenraub. Episode aus dem Ueberfall der Rumanier auf das ungarische Lager im Jahre 1070“ [Holzschnitt von W. Meyer in „Ueber Land und Meer“ Bd. XXVIII, (1872) Nr. 41]; – „Das Csikóswettrennen in Debreczin“ [im Holzschnitt von H. Harral in „Ueber Land und Meer“ Bd. XLII (1878/79) S. 984 und 985]; – „Picadores im Stiergefecht“; – „Spanische Post in Toledo“, beide als Frucht seiner Reise nach Spanien; – „Antikes Stiergefecht“ [in Knesing’s xylographischer Anstalt für die „Gartenlaube“ 1878, S. 500 und 501 im Holzschnitte]; – „Ein Wagenrennen im Circus maximus in Rom“ [in Walla’s xylographischer Anstalt für die „Illustrirte Frauen-Zeitung“ in Holz geschnitten 1. Jänner 1880, S. 12 und 13]; – „Ein Huszarenstückchen“ [in Knesing’s xylographischer Anstalt für die „Gartenlaube“ 1877, S. 837 in Holz geschnitten]. Auch als vortrefflicher Illustrator hat der Künstler sich bewährt, so kennt man von ihm Zeichnungen zu „Götz von Berlichingen“, welche als glücklich erfunden, wenngleich zuweilen als zu derb aufgefaßt bezeichnet werden: „Der Graf von Habsburg“ [in Brend’amour’s xylographischer Anstalt für das Wiener illustrirte Blatt „Die Heimat“ 1877, S. 789 in Holz geschnitten]; – „Graf Eberhard der Greiner“, zwei Zeichnungen zu Uhland’s Gedicht [beide in Brend’amour’s xylographischer Anstalt meisterhaft in Holz geschnitten]; vor Allem aber die herrlichen Illustrationen zu den zwei Prachtwerken: „Aus altrömischer Zeit. Culturbilder von Theodor Simons“ (bei Paetel in Berlin) mit folgenden Bildern in Folio und Halbfolio: „Ein Gladiatorenkampf und eine Thierhetze in der Arena zu Pompeji 79 n. Chr. Geb.“; – „Ein Wagenrennen im Circus maximus zu Rom 10 n. Chr. Geb.“; – „Ein Gastmahl bei Lucullus 74 v. Chr. Geb.“; – „Ein Hochzeitsfest im römischen Carthago 224 n. Chr. Geb.“; – „Der Triumphzug des Titus 71 n. Chr. Geb.“; – „Die Stiere des Maxentius 312 n. Chr. Geb.“; – „Die Naumachie 52 n. Chr. Geb.“; – „Pompejanische Nächte 96 n. Chr. Geb.“ und dann „Spanien. Text von Simons“ (auch bei Paetel in Berlin), in welchem Wagner das ganze Füllhorn seiner schöpferischen Phantasie in einer Reihe der originellsten, dem farbenreichen Leben Spaniens entnommenen Bilder ausschüttet. Er ist ein bedeutendes Talent, in Piloty’s Atelier tüchtig geschult, bringt er aus Eigenem reiche Phantasie, frischen Farbensinn und glückliche Wahl der Stoffe mit, in welch’ letzterem Punkte er insbesondere seinen beiden Landsleuten Lotz und Tyan, die geradezu auf ungarischen Effect blindlings losmalen, weit überlegen ist; dabei vernachlässigt er nicht, wie so viele seiner Collegen, die nicht die Hälfte seiner Vorzüge [88] besitzen, das Detail, sondern fuhrt Alles sauber, scharf und bestimmt aus. Nur in seinen früheren Bildern ließ die Farbe Manches zu wünschen übrig; der Besuch Spaniens hatte aber auch auf seine Palette günstigen Einfluß.

Die Künstler aller Zeiten und Völker u. s. w. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt und beendet durch Dr. Karl Klunzinger und A. Seubert (Stuttgart 1870, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. IV, Nachträge seit 1857, S. 442. – Müller (Hermann Alex. Dr.). Biographisches Künstler-Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1882, Bibliogr. Institut, 8°.) S. 542 [nach diesem geboren 1838]. – Ungarns Männer der Zeit. Biographien und Charakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (C. M. Kertbeny) (Prag 1862, A. G. Steinhauser, 12°.) S. 132 [nach diesem geboren 1830].