BLKÖ:Vivenot, Dominik Edler von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vivenot, Franz
Band: 51 (1885), ab Seite: 90. (Quelle)
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Vivenot, Dominik Edler von (Arzt, geb. zu Wien 25. December 1764, gest. daselbst 9. Mai 1833). Sein Vater war Erzieher der beiden Söhne des Staatskanzlers Fürsten von Kaunitz, die Mutter eine geborene von Rappon. Dominik erhielt im Elternhause eine sorgfältige Erziehung, an den Wiener Schulen seine wissenschaftliche Vorbildung. Aus Neigung widmete er sich dem medicinischen Studium, welches er an der Wiener Hochschule beendete, an der zu jener Zeit Männer, wie van Swieten, Jacquin, Stoll und Barth lehrten. Am 20. October 1787 zum Doctor promovirt, verfolgte er, als Armenarzt beginnend, seine mühevolle Laufbahn mit Ernst und Eifer, allmälig verbreitete sich seine Praxis, durch gelungene Curen wuchs sein Ruf als Arzt bei allen Ständen und wurde seine Hilfe in verwickelten und gefährlichen Krankheitsfällen neben jener der ersten Aerzte Wiens in Anspruch genommen. So geschah es, daß Kaiser Franz II. während der Abwesenheit seines ersten Leibarztes, des Freiherrn von Stifft, bei den eingetretenen gefährlichen Krankheitserscheinungen des Erzherzogs Kronprinzen Ferdinand 1832 zugleich mit dessen Leibarzt Dr. von Raimann und dem berühmten Professor Hartmann auch Vivenot zu Rathe zu ziehen befahl. Als dann auch die Reichshauptstadt von der Cholera heimgesucht wurde und mit derselben sich der Schrecken in die Opfer [91] theilte, als Aerzte bereits der Seuche erlagen, die immer verheerender austrat, da war Vivenot der Erste, welcher sich zur unentgeltlichen Uebernahme eines Choleraspitals freiwillig erbot und dasselbe von der Stunde, da es errichtet worden, bis zum völligen Erlöschen der Epidemie mit unermüdlicher Aufopferung als Primararzt besorgte. Gleichzeitig trat er auch als berathendes Mitglied ein in die aus Aerzten und Fachmännern zusammengesetzte Commission, welche einerseits über die gegen die Bekämpfung der furchtbaren Krankheit zu ergreifenden Maßregeln, anderseits über die Errichtung von Krankenhäusern für die von der Seuche befallenen Personen und über Beistellung des erforderlichen Hilfspersonals zu berathen hatte. Aber nicht blos als praktischer Arzt entwickelte Vivenot eine umfassende und segensreiche Thätigkeit, er wirkte auch als Prüfungscommissär der medicinischen Fächer an der Wiener Hochschule, dann als Mitglied des Vereines zur Unterstützung würdiger, jedoch bedürftiger Studenten, in welcher Eigenschaft er das Patronat über mehrere Hörer der Medicin und Chirurgie persönlich übernahm und zu diesem Zwecke reiche Spenden darbrachte. In seinem Nachrufe lautet eine Stelle: „Sein Wirken und sein Lob lassen sich in zwei Worte zusammenfassen: Vivenot war von ganzer Seele „Arzt“ und „Menschenfreund““. Seine Verdienste um die leidende Menschheit wurden von Seite des Kaisers gewürdigt durch Erhebung in den Adelstand mit dem Ehrenworte: „Edler von“, welche wenige Tage vor seinem Tode am 22. April 1833 erfolgte. Vivenot hatte sich 1806 mit Josepha, der Tochter des geheimen Conferenz- und Staatsrathes Johann Nepomuk Edlen von Vogel, vermält. Aus dieser Ehe stammen drei Kinder, von denen die 1811 geborene Tochter im Alter von erst sieben Jahren (1818) starb, die beiden Söhne aber, Rudolph und Eduard, das Geschlecht fortpflanzten und zwei Linien bildeten – die ältere, deren Stifter der Erstere ist, und die jüngere, welche der Letztere begründete.

Medicinisch-chirurgische Zeitung (Wien) 1833, Nr. 84. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar 1835, Bernh. Fr. Voigt, kl. 8°.) XI. Jahrg. (1833), I. Theil, S. 353, Nr. 151. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835 u. f., 8°.) Bd. V, S. 571 [diese gibt als Geburtsjahr des Sohnes Rudolph 1790 an; in Wahrheit ist es 1807].
Porträt. Unterschrift: „Vivenot“. Lithographie ohne Angabe des Zeichners und Lithographen (Wien, 4°.) [aus der Suite der zu Wien in Friedrich Beck’s Verlage erschienenen berühmtesten Aerzte Oesterreichs].