BLKÖ:Ugarte, die Grafen, Genealogie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 48 (1883), ab Seite: 225. (Quelle)
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I. Zur Genealogie der Grafen Ugarte. Dieselben stammen aus Spanien, wie es denn daselbst und in den spanisch-amerikanischen Colonien heute noch mehrere denkwürdige Personen dieses Namens gibt, so den berühmten Antonio Ugarte, der es vom Lohnbedienten bis zum spanischen Staatsrath brachte, 1827 königlich spanischer Gesandter in Turin war und als solcher 1830 starb. In entsetzlicher Weise denkwürdig aber ist der Padre Ugarte im spanischen Amerika, welcher die im Briefkasten an der Jesuitenkirche zu Sanjago eingelegten, an die himmlische Gnadenmutter adressirten Briefe, in denen die gläubige Bevölkerung ihre Wünsche und Gebete an dieselbe niederlegte, in Empfang nahm, vor dem Hochaltare öffnete und sich zum Dienste des Briefboten zwischen der Mutter Gottes und ihren Schutzbefohlenen herabließ, indem er diese sonderbare Correspondenz las und die darin enthaltenen Bitten zur Kenntniß der Gnadenmutter zu bringen vorgab. Am 8. December 1863 veranstaltete er zu Ehren der Mutter Gottes wieder eine ungemein prächtige Feier, bei welcher an 20.000 Flammen theils aus Oel, theils aus flüssigem Gas (Paraffin) die Kirche erleuchteten. In der siebenten Abendstunde, eben vor Beginn der Marienfeier, brach durch eine der zahllosen Lampen Feuer aus, und in kurzer Zeit stand die ganze von Besuchern vollgedrängte Kirche in einem Flammenmeere. Die Zahl der Verbrannten konnte nie festgesetzt werden. Am 9. December wurden 164 Wagenladungen von Cadavern und halbverkohlten Menschenresten auf den Friedhof von Sanjago gebracht. Im Ganzen sollen über 2000 Menschen verbrannt sein. Padre Ugarte, als Veranstalter dieser Marienfeier und als Briefbote der Mutter Gottes, wurde von den Gerichten in Sanjago zur Verantwortung gezogen. Waldheim’s „Illustrirte Blätter“ gaben im Jahrgange 1864, S. 61, 257 und 264 ausführliche Darstellungen dieser grauenvollen Katastrophe mit Ansichten des Brandes der Kirche und dem Bildnisse des Padre Ugarte. Ob zwischen diesen spanischen und spanisch-amerikanischen Ugarte und dem in Oesterreich seßhaften Grafengeschlechte ein verwandtschaftlicher Zusammenhang vorhanden, steht dahin. Es fehlen über die in Spanien spielende Vergangenheit der Ugarte alle Quellen, und wir können die Geschichte dieses Geschlechtes nur von dem Zeitpunkte an verfolgen, als der erste Ugarte, Peter mit Vornamen, sich in Wien niederließ, wo er zuletzt zur Zeit Kaiser Leopolds I. die Stelle eines Stadtcommandanten bekleidete. Peter ist es auch, der 1654 den Freiherren-, 1676 den Grafenstand, 1662 das Incolat des mährischen, 1667 jenes des böhmischen Herrenstandes, sowie sein Ururenkel Alois am 15. November 1807 die steirische Landmannschaft, in die Familie brachte. Durch die Erwerbung von Groß-Meseritsch seinerseits im Jahre 1676 geschah es, daß sich die Grafen Ugarte auch Freiherren von Groß-Meseritsch schrieben, wie denn später, nachdem Graf Maximilian durch seine Heirat mit Gabriele Gräfin von Lützow die Güter Meldemann und Blankard erworben, die Ugarte auch den Namen Meldemann mit [226] dem ihrigen – Ugarte-Meldemann – verbanden. Die in Oesterreich seßhaften Ugarte sehen wir, den Ersten dieses Geschlechtes, den Grafen Peter, und dann den Grafen Clemens ausgenommen, welche beide in der österreichischen Armee dienten, ausschließlich im kaiserlichen Staatsdienste thätig. Der Kirche widmete sich in Oesterreich kein Ugarte. Im Staatsdienste bekleideten sie hohe Würden und Aemter, so waren die beiden Grafen Alois Gouverneure verschiedener Provinzen Oesterreichs und der ältere von ihnen oberster Kanzler der vereinigten Hofkanzlei in Wien, ein Mann von seltener Pflichttreue und einem Freimuthe, wie er in bureaukratischen Kreisen nicht zu häufig sich findet, ein Mann, der nicht nach oben kroch und nach unten trat, sondern gegen die Ungebührlichkeiten der Hohen Front machte und dagegen Einsprache erhob. Sein Kaiser schmückte ihn auch mit dem höchsten Ehrenzeichen, das er zu verleihen hat, mit dem goldenen Vließe. Ob die Ugarte den Künsten und Wissenschaften hold gewesen, darüber ist nichts bekannt, nur der letzte Ugarte, mit welchem der Mannesstamm dieses Geschlechtes vor einem Jahrzehnt erlosch, that sich in der Sportswelt, welche aber mit Kunst und Wissenschaft nichts gemein hat, mit solcher Passion hervor, daß in den betreffenden Kreisen sein früher Tod allgemein beklagt wurde. Auch von bedeutenden Stiftungen zu humanen Zwecken wissen wir wenig zu berichten; was darüber zu sagen ist, wird in den einzelnen biographischen Skizzen getreu erwähnt. – Was endlich die Frauen dieses Geschlechtes anbelangt, seien es die Töchter des Hauses, welche in fremde Familien hineinheirateten, oder die Töchter jener Geschlechter, aus denen sich die Ugarte Lebensgefährtinen auserkoren, so gehören sie den vornehmsten noch blühenden oder bereits erloschenen Adelsfamilien an, und wir begegnen darunter den Namen der Bubna, Bukuwka, Czernin, Hauspersky, Klebelsberg, Lodron, Lützow, Chotek, Rochow, Stackelberg, Souches, Windischgrätz, Werdenberg und Anderer. Was endlich den stark wechselnden Grundbesitz dieses Hauses betrifft, der theils auf freiwilligen Verkäufen der eigenen Güter und im Ankaufe neuer oder auf Erwerbung durch Erbschaft und Heirat beruht, so ist dessen in den Lebensskizzen der Einzelnen nach quellenmäßigen Daten Erwähnung geschehen. [Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 458. – Notizenblatt der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Redigirt von Christian Ritter d’Elvert (Brünn, 4°.) Jahrg. 1870, Nr. 1, S. 1: „Zur mährisch-schlesischen Adelsgeschichte. XXXVIII. Die Grafen von Ugarte“. – Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuch der gräflichen Häuser (Gotha 1855, Just. Perthes, 32°.) S. 1026. – Schönfeld (Ignaz Ritter von). Adels-Schematismus des österreichischen Kaiserstaates. Im Verein mit mehreren Freunden dieses Faches herausgegeben. – (Wien 1824, C. Schaumburg und Comp., 8°.) S . 123.]

[227]
Stammtafel der Grafen Ugarte.
Peter, 1654 Freiherr, 1676 Graf,
† 1692.
Theresia Eleonore Gräfin Saar (Zdiar)
† 1705.
 
  Peter.
Eleonore Katharina Gräfin Werdenberg.

Maria Maximiliana
† 1711,
vm. Franz Karl Graf Zaruba.
  Franz Ernst Dominik, 1713 böhmischer Graf,
† 6. Juli 1713.
1) Maria Rebecca Gräfin Bubna und Littiz,
verwitwete Wenzel Franz Graf Kokorzsowa.
2) Maria Magdalena Freiin Kustosz zu Zubrzy und Lippa.
 
Johann Nep. [4]
† 11. Juni 1756.
Max. Wilhelmine Rabutin Gräfin Souches.
Franz Ferdinand. Maria Katharina,
vm. Franz Anton Freiherr Bukuwka
von Bukuwky.
Johann Wenzel [5]
geb. 1748, † 27. October 1796.
Maria Anna Gräfin Windischgrätz
geb. 17. September 1765, † 1831.
Alois [S. 223],
Ritter des goldenen Vließes,
geb. 1749, † 18. November 1817.
Maria Josepha Gräfin Czernin
geb. 21. December 1748, †.
Maria Leopoldine
† 18. December 1800,
vm. Procop Graf
Klebelsberg
† 17. Jänner 1819.
Maria Anna
geb. 1737, † 21. Februar 1798,
vm. 1) Johann Nep. Freiherr Hauspersky
von Fanal † 1791.
2) Johann Bapt. Graf Mittrowsky v. Uemischl
† 9. Jänner 1812.
Noch zwei Kinder
jung †.
Maximilian [7]
geb. 1781, † Juli 1832.
Gabriele Gräfin Lützow
geb. 25. Mai 1786, † 2. Mai 1830.
Alois [S. 230]
geb. 9. März 1784,† 25. April 1845.
Ernestine Gräfin Croyer
geb. 6. Juli 1782, † 15. Jänner 1839.
Maria Anna
geb. 1788, †.
Wenzel
Karl †.
Josepha,
savoy'sche
Stiftsdame,
geb. 4. Nov. 1789.
Philippine
geb. 5. April 1796, †.
Clemens [3]
geb. 28. Sept. 1798,
† 1. December 1842.
 
Louise
geb. 24. April 1803,
vm. Graf Constantin
Lodron.
Joseph
geb. 26. Oct. 1804, † 27. Juli 1862.
1) Helene Gräfin Stackelberg
geb. 20. Aug. 1820, † 12. Febr. 1843.
2) Elisabeth Freiin Rochow
geb. 14. Mai 1822.
Louise
geb. 16. März 1813,
vm. 1) Wilhelm Graf Chotek † 1850.
2) Clemens Freiherr von Gudenau
† 18. Jänner 1857.
 
Gabriele
geb. 11. Juni 1848,
vm. Carlo Conte
Lovatelli.
Maximilian [8]
geb. 13. Mai 1851,
† 3. Februar 1875.
Anna
geb. 1. Mai 1855,
vm. H. Baltazzi.