BLKÖ:Tedesco, Ignaz Amadé
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Tedesco, Madame | ||
Band: 43 (1881), ab Seite: 181. (Quelle) | |||
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Triebensee, einem gediegenen Musicus zur weiteren Ausbildung übergeben. Mit 11 Jahren spielte Ignaz mit Fertigkeit das wohltemperirte Clavier von Bach, und schon ein Jahr später erschien er mit dem E-dur-Concerte von Moscheles vor der Oeffentlichkeit und erntete reichen Beifall. Im Alter von 13 Jahren ging er nach Wien und producirte sich in einigen Concerten, einmal auch in Schönbrunn vor dem allerhöchsten Hofe. Nach Prag zurückgekehrt, nahm er bei Tomaschek Unterricht in Piano und Composition und trat auch mitunter öffentlich in Concerten, einmal mit dem berühmten Violinisten Lafont auf. 1834 unternahm der jugendliche Pianist eine Reise in die böhmischen. Bäder, 1835 nach Wien und im folgenden Jahre nach Deutschland, wo er bereits, leidend vielleicht in Folge von Ueberanstrengung, keine Erfolge mehr aufzuweisen hatte. Er kehrte nach Prag zurück, wo sein Leiden, in völlige Apathie ausartend, einen so bedenklichen Charakter annahm, daß er sich schon mit dem Gedanken trug, der Kunst völlig zu entsagen. Erst im Jahre 1840 besserte sich sein Zustand, und da erwachte auch wieder die Liebe zur Kunst in ihm. So geschah es denn, daß er, als ihn die musikliebende Fürstin Angelina Radziwill einlud, nach Rußland zu kommen, diesem Rufe folgte und nachdem er in Lemberg, Czernowitz, Jassy vielbesuchte Concerte gegeben, in Odessa für längere Zeit sich bleibend niederließ. Von da unternahm er wiederholt Kunstausflüge nach Taurien. Während Adolph Henselt im Norden Rußlands, in Petersburg [182] an der Newa seine Triumphe feierte, wirkte Tedesco im Süden an den Ufern des schwarzen Meeres mit der Macht der Töne, und so waren es zwei Deutsche, welche in jenem Reiche, wo sie Unterricht im Clavier ertheilten, wesentlich die Behandlung dieses Instrumentes förderten. Im Jahre 1847 unternahm Tedesco einen Kunstausflug nach Oesterreich, wo er zunächst in Pesth auf dem Nationaltheater eine Reihe glänzender Concerte gab, welche ihm nebst klingenden Erfolgen sogar die Ehre einer Serenade einbrachten. Darauf ging er nach Wien, wo er im October und November d. J. auftrat. Auch brachte er in einem im großen Redoutensaale abgehaltenen Concerte der Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates sein Conzert in H-moll zur Aufführung, wovon damals viel Aufhebens gemacht wurde. Von Wien reiste er nach Olmütz, von da nach Brünn, wo ihm sein vorangegangener Ruf die günstigste Aufnahme sicherte. Im Frühjahr 1848 wollte er nach Rußland zurückkehren, mußte aber dieses Vorhaben aufgeben, weil die russische Regierung bei der in Europa herrschenden Bewegung Ausländern den Einlaß verweigerte. Vorderhand nahm er nun einen längeren Aufenthalt in Wien, wo er öfter zu wohlthätigen Zwecken auftrat; später aber ging er in seine Vaterstadt Prag und von da nach Hamburg. Nach mehrjährigem Verweilen in Deutschland und im Kaiserstaate, wo er wiederholt in Wien (zuletzt 1858) Concerte gab, kehrte er, nachdem der Besuch Fremder in Rußland wieder freigegeben war, dahin zurück, seinen Aufenthalt neuerdings in Odessa nehmend, und in einem Adreßbuche aus der Mitte der Siebziger-Jahre finden wir ihn als Professor der Musik am kaiserlich russischen adeligen Dameninstitut daselbst angegeben. Tedesco soll viele tüchtige Pianisten herangebildet haben; eine Schülerin von ihm war Fräulein Stern, welche im Jahre 1870 mehrere Concerte in Prag mit bestem Erfolge gab. Für sein Instrument hat er viel geschrieben, und die Zahl seiner Opera übersteigt das Hundert, unten folgt eine Uebersicht des größeren Theils derselben. Es sind Compositionen für den Salon und klingen, wie ein Musikfreund schreibt, „recht nett“; ihre große Menge spricht jedenfalls für ziemliche Beliebtheit unter dem Piano spielenden Publicum, das freilich schon ein so übergroßes ist, daß Compositionen jedes Schlages leicht an den Mann kommen. Ueber sein Pianospiel gehen die Meinungen diametral auseinander. Das Pariser Blatt „L’Europe artiste“ steht nicht an zu erklären: „daß Tedesco seinen Rivalen Willmers, Thalberg u. s. w. die Palme streitig mache“ (!). während die Czartoryski’sche Monatschrift (1858), ein Fachblatt, das sich durch seine Unabhängigkeit und Sachkenntniß eines in der Musikwelt geachteten Rufes erfreute, bemerkt: „daß Tedesco’s Leistungen, im Pianospiel von geringer Bedeutung, weder durch Zartheit noch durch Kraft hervorragen, wohl aber durch unmäßigen Gebrauch des Pedals“.
Tedesco, Ignaz Amadé (Pianovirtuos und Componist, geb. zu Prag im Jahre 1817). Als der Vater, ein wohlhabender Prager Jude, das musikalische Talent des Knaben erkannte, ließ er ihm guten Unterricht in der Musik ertheilen, und als die ungewöhnliche Begabung des Sohnes immer klarer sich ausprägte, wurde derselbe dem Capellmeister- Uebersicht des größeren Theils der Compositionen Ignaz Amadé Tedesco’s. „Fantasie sur des Motifs de Robert le Diable“. In C. Op. 6. – „Serenade“. In F. Op. 7. – „Herz, mein Herz, warum so traurig?“ – „Wiegenlied“. Op. 8. – „Iier Impromptu“. In A-moll. Op. 9. – „Pensées fugitives“. Op. 10. – „Galop de bravoure“. Op. 11. – „Fantaisie sur des Motifs de la Juive d’Halevy“. In E. Op. 13. – „IV Rêveries d’amour. Chants poëtiques“. Op. 14 u. 15, Nr. 1 in Es; Nr. 2 in E-moll; Nr. 3 in C; [183] Nr. 4 in F-moll. – „IIde Impromtu“. Op. 17 (siehe Op. 9]. – „Reminiscences du Barbier de Séville de Rossini. Grande fantaisie in C. Op. 18. – „III Pensées fugitives“. In A-moll, Fis-moll, A. Op. 19. – „Böhmische Nationallieder“. Erstes Heft. Op. 22. – „Souvenir de Bohême“ („Sedlak! Sedlak!“). Air national varié in As. Op. 23. – „Caprice de Concert sur des airs csikós“. Op. 24. – „Martha. Morceau de Salon“. In D. Op. 25. – „Adieu à Vienne. IIIième Impromptu“. Op. 26 [siehe Op. 9 und 17]. – „Deux Mazourkas“. Op. 27. – „Grande Valse brillante“. In As. Op. 28. – „Le Carnaval de Venise“. In Des. Op. 29. – „Reminiscences de la Russie. Airs nationaux. Triste sans toi. Romance de Warlamoff. Chanson des postillons russes“. Op. 30. – „Sensitives“. Op. 31. – „Drei Mazurkas“. In G, Cm. Fis. Op. 32. – „Rastlose Liebe. Phantasiestück“. Op. 35. – „Polka brillante“. Op. 35. – „Tablettes musicales. Liv. 1. Idylle et Cachucha“. Op. 36. – „Transcriptions“, Nr. 1 C. M. de Weber, „Berceuse“; Nr. 2 J. P. Reichardt: „Mignon“; Nr. 3 A. Methfessel: „Le voyageur“. Op. 37. – „Scène italienne. Morceau brillant“. Op. 38. – „Souvenir d’Odessa. Pensée fugitive“. Op. 39. – „IIde gr. Valse brillante“. In Des. Op. 40 [siehe Op. 28]. – „Nach dem Sturm“. Drei Charakterstücke: „Schiffers Heimkehr“; „Fröhliches Wiedersehen“; „Die Waldcapelle“. Op. 41. – „Salut à ma patrie IIde air bohémien“. Op. 42. – „Le Coucher du Soleil. Nocturne“. Op. 44. – „Drei deutsche Weisen“. Uebertragen: 1) „Das Hütchen“; 2) „Treue Liebe“; 3) „Loreley“. Op. 45. – „III Etudes de Concert“. Op. 46. – „Le Passé. IIde Nocturne. In As“. Op. 47 [siehe Op. 44]. – „Scène russe. Caprice brillante sur des Thèmes russes“. Op. 48. – „Deutsche Weisen“. Uebertragen. Zweites Heft: 1) „Lebe wohl“; 2) „Abschied“; 3) „Untreue“. Op. 49 [siehe Op. 45]. – „Grande Fantaisie sur le Prophète“. Op. 50. – „Chant de Mai. Pastorelle“. Op. 51. – „Passionné. Rhapsodie“. Op. 52. – „Souvenir de Pologne. Deux mazourkas“. Op. 53. – „Les Adieux de Mozart. Improvisation sur la Chanson de Mozart à son amant“. Op. 54. – „Bonheur d’amour. Intermezzo“. Op. 55. – „Transcriptions“. 1) Weber: „Preciosa“; 2) Spohr: „La rose“; 3) Reichardt: „L’amour“. Op. 56. – 1) „Au bord du lac“. 2) „Idylle“. Op. 58, Nr. 1. – „Tarantelle brillante“. Op. 58, Nr. 2. – „Trois morceaux de Salon“: 1) „Gondoliere“; 2) „Le Rêve des Sylphes“; 3) „Danse nuptiale des Cosaques“. Op. 60. – „Deutsche Weisen“. Uebertragen. Drittes Heft: „Heimliche Liebe“; „Mei Schatz is a Reiter“; „Aennchen von Tharau“. Op. 61 [siehe Op. 45 und 49]. – „IIIme gr. Valse brillante“. Op. 62 [siehe Op. 28 und 40]. – „Solitude IIIme Nocturne“. Op. 63 [siehe Op. 44 und 47]. – „L’ondine. Pièce caractéristique“. Op. 64. – „Le Carillon (Das Glockenspiel). Étude de Concert“. Op. 65. – „Espoir du Retour. IVme Impromptu“. Op. 66 [siehe Op. 9, 17 und 26]. – „Chant du Printemps“. Op. 68. – „Polka-Impromptu d’après A. Herzog“. Op. 70. – „Redowa-Impromtu d’après A. Herzog“. Op. 71. – „Album de Salon. Danses élégantes: Polonaise. Valse. Polka. Redowa. Galop“. Op. 75. – „Deutsche Weisen“. Viertes Heft: 1) „Wenn ich ein Vöglein wär’“; 2) Mendelssohn: „Gottes Rath und Scheiden“; 3) „Werbung“. Op. 76. – „Drei deutsche Weisen“. Fünftes Heft: 1) „Herz. mein Herz, warum so traurig“; 2) „Wiegenlied“ („Schlafe, mein Söhnchen. schlaf bald“) [siehe Op. 45, 49, 61 und 76]; 3) „Gebet während der Schlacht“. Op. 80. – „IVme Nocturne“. Op. 81 [siehe Op. 44, 47 und 63]. – „Souvenir de Jassy. Mazourka brill.“. – „Sommernächte“. Sechs Charakterstücke: 1) „Abendstern“; 2) „Traum am Bach“; 3) „Mondnacht“; 4) „Nächtliche Gondelfahrt“; 3) „Wanderlied“: 6) „Irrlicht“. Op. 86. – „Dans les montagnes. II Styriens“. Op. 87. – „Mon souhait, Nocturne“. Op. 88. – „La Saison de Londres. Valse brillante“. Op. 89. – „Rêverie nocturne“. Op. 90. – „Souvenance. Vme nocturne“. Op. 91 [siehe Op. 44, 47, 63 und 81]. – „IVme valse brillante“. Op. 92 [siehe Op. 26, 28 u. 40]. – „Fantaisie sur l’opéra: Rigoletto de Verdi“. Op. 93. – „Fantaisie sur la Traviata de Verdi“. Op. 94. – „III Morceaux“: 1) „Auprès du berceau“; 2) „Chant bucolique“; 3) „Marche de Nuit“. Op. 95. – „Les Amourettes. Morceau brillant“. Op. 96. – „Chanson à boire d’un Soldat“. Op. 97. – „In einsamen Stunden“. „Sechs Clavierstücke. [184] Heft 1 und 2. Op. 98. – „Fantaisie brillante sur l’opéra il Trovatore de Verdi“. Op. 99. – „Scène Tscherkesse, morceau brillant d’après Tscherkessenlied de Kücken“. Op. 100. – „Zigeuners Nachtlied“. Clavierstück. Op. 101. – „Vögleins Erwachen“. Op. 102. – „Une nuit de Printemps. Nocturne“. Op. 103. – „Salut à Vienne. Gr. Valse brill.“. Op. 104. – „La Rose. Chanson sans paroles“. Op. 105. – „III Morceaux de Salon“: 1) „Rêverie“ („Trost im Schmerz“); 2) „Inquiétude“ („Verlor’ne Ruhe“); 3) „Salut au point du jour“ („Morgenständchen“). Op. 106. – „La Dorade. Pièce de Salon“. Op. 107. „Sechs deutsche Weisen“. Uebertragen: 1) „Klage“; 2) „Entflohenes Täubchen“; 3) „Liebeslied“; 4) „Gute Nacht“; 5) „Mädchens Klage“; 6) „Der Bienenstock“. Op. 108. – „L’ancien temps. Menuet“. Op. 109. – „Scolie. Chanson à boire“. Op. 110. – „III Bluettes. In C. In As. In Des. Op. 111. – „Souvenirs des grands maîtres allemands“. VII transcriptions: 1) „Le conte des Saisons de Haydn“; 2) „A Chloè. Chanson de Mozart“; 3) „Le menuet de la Symphonie en Sol min. (G-m.) de Mozart“; 4) „Marche des Ruines d’Athènes de Beethoven“; 5) „Chant des Nymphes de l’opéra: Oberon de Weber“; 6) „Polonaise de l’opéra: Faust de Spohr“; 7) „Marche des Ouvriers du Songe d’une nuit d’Eté de Mendelssohn-Bartholdy“. Op. 112. – „Souvenir de l’opérette: Mariage aux Lanternes de J. Offenbach. Fantaisie brillante“. Op. 114. – „Alla Turca“. Von Mozart. Für Pianoforte mit Concertvortrag bearbeitet (Leipzig, Hofmeister). – „Schlaflose Nacht. Musikalische Episode für Pianoforte“. Op. 115 (ebd., Hofmeister). – „Soirées à Livadia. Trois morceaux p. Piano“ („Sérénade“; „Romance“; „Près d’une Ruisseau“). Op. 116 (ebd., Hofmeister). – „Saporogetz. Humoresque russe p. Piano“. Op. 117 (ebd.).
- Quellen zur Biographie. Jüdisches Athenäum. Galerie berühmter Männer jüdischer Abstammung und jüdischen Glaubens von der letzten Hälfte des achtzehnten bis zum Schlusse der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts (Grimma und Leipzig 1851, Verlags-Comptoir, gr. 12°.) S. 233 [nach diesem geb. 1807]. – Ergänzungsblätter. Herausgegeben von Dr. Steger (Leipzig und Meißen, Lex.-8°.) Bd. IX, S. 80. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Schladebach, fortges. von Ed. Bernsdorf (Offenbach 1861, André, gr. 8°.) Bd. III, S. 705 [nach diesem geb. 1817]. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) XIV. Bd., 16. Februar 1850, Nr. 346, S. 112: „Ign. Amadé Tedesco“.
- Porträte. 1) Gezeichnet von Popper, Lith. von Plate (Hamburg, Jowien, Fol.). – 2) Lith. von Prinzhofer (Wien, Müller’s Witwe, Fol.). – 3) Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen. In der „Illustrirten Zeitung“, 1850, Bd. XIV, S. 112.