BLKÖ:Szeberényi, Johann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szebeni, Paul von
Band: 41 (1880), ab Seite: 218. (Quelle)
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Szeberenyi, Johann (evangelischer Theolog, geb. zu Orava in der ungarischen Slovakei am 1. Jänner 1780, gest. zu Schemnitz 10. Februar 1857). Der Name dieser Familie findet sich verschieden geschrieben: fürs Erste Szeberényi, dann Szeberinyi oder Seberinyi, oder auch Seberini, je nachdem Deutsche, Slaven oder Magyaren denselben schreiben. Was die Familie anbelangt, so stammt dieselbe aus Polen, von wo sie um das Jahr 1610 nach Orava kam, sich nach ihrem Besitzthum Severin nennend, welches Wort die Oravaer Slovaken in Seberin umwandelten. Die Anhängesilbe i oder auch yi fügte seinem Namen der in Rede Stehende bei. Seine Eltern lebten in ärmlichen Verhältnissen. Die Mutter Susanne, eine geborene Török, war aus Ungarn gebürtig. Bei seinem ersten Lehrer Michael Šulek, welcher, seines Zeichens ein Csizmenmacher, als ein sehr unterrichteter Mann galt, lernte er richtig lesen. Nachdem Šulek als Lehrer nach Istebni berufen worden war, folgte ihm Johann bald dahin, wo er drei Jahre lang, wie er selbst berichtet, in recht kümmerlichen Verhältnissen als Choralist verlebte. Als solcher kam er 1792 nach Rosenau. Von dem Lehrer daselbst wurde er aber schon am ersten Tage körperlich gezüchtigt, weil er die Lection aus der magyarischen Sprache nicht gut genug gelernt hatte, was ihm dieses Idiom so verleidete, daß er sich dasselbe niemals eigen machte. Unmuthig verließ er Rosenau schon nach einem Jahre. Er kam nach Eperies, wo ihn ein Professor Mayer in den erforderlichen Gegenständen unterrichtete. Nach vierjährigem [219] Aufenthalte daselbst, begab er sich im Jahre 1797 zur Erlernung der deutschen Sprache nach Käsmark, wo er zugleich die philosophischen Vorträge hörte. 1801–1803 setzte er seine Studien in Preßburg fort. Im Jahre 1804 aber wanderte er nach Jena, wo er zwei Jahre lang die Vorlesungen von Griesbach, Gabler, Augusti, Ulrich, Fries, Voigt, Fischer, Kästner, sowie jene des Phrenologen Gall fleißig besuchte, dabei zugleich Botanik und Mineralogie treibend, ohne jedoch die rein classischen Studien zu vernachlässigen, in welchen er Homer’s „Ilias“, die Satyren des Horaz, Juvenal und Persius und Cicero’s Reden mit besonderem Eifer las. Mitte September 1805 kehrte er in seine Heimat zurück und trat zunächst eine Erzieherstelle in Preßburg an, welche er bis 1807 versah, in welchem Jahre er an der Kirche zu Neutra-Zerdahelyi eine Anstellung als Geistlicher fand. 1811 vertauschte er seinen Posten mit einem gleichen in Kochanócz. Daselbst lenkte er in Folge der umsichtigen Führung des geistlichen Amtes, wie durch seine fachwissenschaftlichen, im Druck erschienenen Arbeiten, sowohl die Aufmerksamkeit der Kirchenoberen, als jene der evangelischen Bevölkerung auf sich, so daß er im Jahre 1819 einstimmig als Vorstand seiner Kirche nach Schemnitz berufen wurde. Hier waltete er in segensreichster und verdienstlichster Weise zunächst seines Kirchenamtes, dann als Senior und Districtsnotar durch 15 Jahre, bis er 1834 aus den allgemeinen Wahlen als Superintendent hervorging. Nach der am 4. Mai genannten Jahres zu Pesth erfolgten Einführung in seine Würde unternahm er zunächst eine kirchliche Visitation seines ausgedehnten Districtes, der von den Karpathen bis an die croatische Grenze reichte. Dann richtete er auf die Kirche in Schemnitz sein Augenmerk und sorgte für die Hebung des reformirten Lyceums daselbst, an welchem auf seine Veranlassung eine Lehrkanzel der ungarischen Sprache und Literatur ins Leben trat. Während seines Wirkens als Superintendent setzte er nicht weniger denn 102 Candidaten in ihre geistliche Würde ein. Dazu hatte er in einer, was die Angelegenheiten seiner Kirche betrifft, stürmisch bewegten Zeit die Zügel seines Kirchenamtes zu führen, und er that es immer mit Umsicht und Mäßigung. Durch Erlaß des k. k. Militär-Gouverneurs in Ungarn vom 10. Februar 1850 wurde er seiner Würde enthoben. Sieben Jahre noch überlebte er seine Enthebung vom Amte, und er starb am nämlichen Tage, an welchem dieselbe vor sieben Jahren erfolgt war. Szeberényi hat folgende Schriften in lateinischer und slovakischer Sprache durch den Druck veröffentlicht: „Oratio ad natalem diem Sereniss. Principis Carol. Augusti Ducis Saxoniae etc. Jenae d. 8. Sept. 1805 perorata“ Diese Rede ist in den Schriften der Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena [1806, Bd. II, S. 237–280] abgedruckt; – „De praecipuis capitibus primae educationis per paedagogos eorumque munere“ (Posonii 1810); – „J. F. Gallii doctrina de cerebro, cranio, et organis animi historice exposita et quaestionibus nonnullis illustratua“ (ib. 1810); – „Pietatis monumentum quod Seren. etc. Carolo Augusto Magno Duci Saxoniae nuper renunciato ex nomine Hungarorum olim academiae Jenensi adscriptorum posuit“ (ib. 1816); – „Krátké wypsánj zposobu swěcenj tretj storočnj [220] sláwnosti Reformacie, kterak w cyrkwjch ewang. nitranskych a trenčanskych r. p. 1817 slawéna byla“, d. i. Kurze Darstellung, wie die dreihundertjährige Feier der Reformation in den Neutraer und Trentschiner evangelischen Kirchen im Jahre des Herrn 1817 begangen wurde (ebd. 1818); – „Prwnj nábožné kázánj, které w neděli kwětnau léta paně 1819 przy swém uwázenj do sl. cýrkwé ewangel. B. štáwnické držel“, d. i. Erste kirchliche Ansprache, welche er am ersten Maisonntag im J. d. H. 1819 bei seiner Einführung in die evangelische Kirche zu Schemnitz gehalten (Schemnitz 1819); – „Hlas wjry křestanské u hrobu mladych lidj k pozustalym žigjcým“, d. i. Stimme des christlichen Glaubens am Grabe u. s. w. (ebd. 1827), es ist die aus Anlaß des Ablebens der Karoline Matulay gehaltene Grabesrede; – „Třetj Jubileum Augšpurského wyznánj. Kázánj w neděl. III Trog. 1850 držané“, d. i. Das dritte Jubiläum der Augsburger Confession. Predigt gehalten am dritten Dreifaltigkeitssonntag 1830 (ebd. 1831); – „De praecipuis ideis theologiae pastoralis evangel. seu de officio pastoris evangel. ad ideas exacto...“ (ib. 1833); – „Corpus maxime memorabilium synodarum evang. A. C. in Hungaria“ (Pesth 1847), Szeberényi’s Hauptwerk, von wissenschaftlicher Bedeutung und wichtig für die evangelische Kirchengeschichte Ungarns; es enthält die Kirchengesetze (canones) der Synoden zu Sohl 1610, Szepesvárallya 1614, Rosenberg 1707, Pesth 1791, des siebenjährigen Consistoriums 1622 und jeder Abtheilung hat Sz. eine historische Einleitung vorangeschickt; – „Agenda funebria slavica“ (Neosol. 1838). Wesentlichen Antheil besaß Szeberényi auch an der Zusammenstellung des neuen kirchlichen Gesangbuches, woran er sich mit dem damaligen Superintendenten des Theißdistrictes Paul Joseffy betheiligte. Außer ihnen waren an diesem Andachtsbuche, welchem die Evangelischen aller Länder eine große Theilnahme zuzuwenden pflegen, Karl Braxatoris, C. Coch, Johann und Samuel Chalupka, Ad. Hlovik, Michael Hodža, Karl Kuzmany, Georg Matuška, Jos. Melzer, Aug. Skultety und Sam. Tomášek thätig. Von Szeberényi allein enthält das Gesangbuch 12 Lieder. Als Kanzelredner war er unter seinen Landsleuten berühmt; er sprach in vielen Fällen ganz unvorbereitet, so daß sich über viele seiner Vorträge gar keine schriftlichen Aufzeichnungen vorfanden, was in Anbetracht der reinen slovakischen Mundart, welche er sprach, von Kennern, die ihn in derselben reden gehört, sehr bedauert wird, weil eine gedruckte Sammlung seiner Kirchenvorträge, abgesehen von der religiösen Weihe, welche ihnen innewohnt, ein wahrer Sprachschatz der Slovaken in Ungarn wäre. Aber nicht minder gediegen handhabte er die lateinische Sprache, deren er sich besonders in seinen Schulanreden oder sonst bei festlichen Anlässen bediente. Nach dem Tode des Vaters gab dessen Sohn Gustav heraus: „Vyučováni konfirmanduv dokt. Jana Seberinyi-ho ev. superintendenta“, d. i. Unterricht für Confirmanden von Dr. Joh. Szeberényi, evang. Superintendenten (Gyula 1857, Kithy). Sonst fand sich im Nachlasse: „Contra Lutherolatriam“; – „Disputatio de titulo Reverendi atque Reverendissimi VDMin. et Superintendentibus evang. in Hungaria jure meritoque tribuendo“, dann viele geistliche Oden in [221] lateinischer, und kirchliche Lieder in slovakischer Sprache. Ueber die beiden Söhne aus seiner Ehe mit Esther Podhradsky siehe die besonderen Artikel Johann Michael (den folg.) und Gustav Adolph Seite 223, in den Quellen, Nr. 4.

Haan (A. Ludovicus), Jena hungarica sive Memoria Hungarorum a- tribus proximis saeculis academiae Jenensi adscriptorum (Gyulae 1858, Leop. Réthy, 8°.) p. 125 u. f. [nach diesem wäre Sz. bereits am 10. Februar 1855 gestorben, was jedoch unrichtig ist, da sein Todesdatum wohl auf diesen Tag, aber erst zwei Jahre später, 1857, fällt]. – Lichard (Daniel), Časnik, d. i. Jahrbuch für 1858 Wien, 8°.) S. 192 u. f. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagsblatt (Pesther illustr. Blatt, gr. 4°.) 12. Juli 1857, Nr. 28: „Szeberényi János“. – Protestantische Jahrbücher. Herausgegeben von Hornyánski, Jahrg. 1857, 1. u. 2. Heft, S. 211. – Ballagi (Mor. (Dr.), Protestáns képes naptár, d. i. Protestantischer Bilder-Kalender. Herausgegeben von Dr. M. Ballagi, Jahrg. 1858.
Porträt. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen im obgenannten „Vasárnapi ujság“, 1857, Nr. 28.