BLKÖ:Lichard, Daniel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Liblinski |
Nächster>>>
Licharzik | ||
Band: 15 (1866), ab Seite: 68. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
in der Wikipedia | |||
Daniel Gabriel Lichard in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 101935965X, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
[WS 1] (slavischer Schriftsteller, geb. zu Libethen (Libeth-Banya), einer Bergstadt im Sohler Comitate Ungarns, 11. Jänner 1812). Sein Vater war Pastor zu Libethen und im väterlichen Hause wie in der dortigen Stadtschule erhielt L. die erste Ausbildung. Schon damals erwachte seine Neigung für die slavische Literatur und in der Büchersammlung seines Vaters, die manches gute Werk enthielt, konnte er sich mit dem Besten, was sie bietet, bekannt machen. Um die ungarische Sprache zu erlernen, ging er später nach Ryma-Szombat und von dort nach Käsmark. Darauf kam er nach Preßburg, wo ihm der dortige Professor der Physik Paul Gabriel Kovács [Bd. XIII, S. 79] die Liebe für Naturwissenschaft einflößte. Um jene Zeit bestand in Preßburg unter den Studirenden ein Verein, die sogenannte slovenisch-literarische Einheit – wie etwa heutzutage die verschiedenen slavischen Matice – deren Aufgabe es war, die Entwickelung und das geistige Leben der ungarischen Slovenen zu fördern. In diesem Vereine entfaltete auch L. seine Thätigkeit. Da er aber, als er erst vierzehn Jahre alt war, seinen Vater durch den Tod verlor, so traten auch an ihn Lebenssorgen und Entbehrungen nur zu oft heran, und L. mußte sich seinen Lebensunterhalt durch Unterrichtertheilen verdienen, wurde aber dadurch frühzeitig selbstständig. Nachdem er im Jahre 1832 seine theologischen Studien beendet, kam er als Erzieher in das Haus eines reichen Kaufmanns in Preßburg, und machte mit diesem und seinen Söhnen eine Reise nach Oberitalien. Der Ausbruch der französischen Revolution im Jahre 1830, welcher die vielen Aufstände in Deutschland folgten, war Veranlassung, daß der bisher übliche Besuch deutscher Universitäten von Seite protestantischer Theologen Ungarns untersagt wurde, und so begab sich L. im J. 1834 zur Beendigung seiner theologischen Studien an die protestantische Facultät nach Wien, wo er drei Jahre seinem Berufsstudium, überdieß aber auch jenem der classischen und der modernen Sprachen oblag. Frühzeitig literarisch thätig – denn schon früher hatte er einige Kleinigkeiten in Ebersberg’s „Feierstunden“, aber ohne Namen, veröffentlicht – vollendete er um jene Zeit eine sprachliche Arbeit, welche unter dem Titel: „Grammatica linguae italicae methodo matrem latinam respiciente, concinata“ (1837) gedruckt erschien. Nach beendeten theologischen Studien kehrte er nach Ungarn zurück, wurde von dem damaligen Superintendenten Joseffy zum Aushilfspriester angenommen, nachdem er früher noch von ihm die Weihen empfangen hatte. Bald darauf erfolgte seine Ernennung zum Professor der Naturgeschichte und Mathematik am evangelischen Lyceum zu Stavnica; da er aber in der Zwischenzeit als Pfarrer zu Ochtin in der Gömörer Gespanschaft angestellt wurde, lehnte er das Lehramt ab. Nur ein Jahr [69] versah er das erwähnte Pfarramt und leistete einer zweiten Berufung nach Stavnica im Jahre 1838 Folge. Von nun an sich ganz dem Lehramte widmend, war er nach dieser Seite auch literarisch thätig und gab die Elemente der Algebra und Geometrie in magyarischer Sprache unter dem Titel: „Mathematikai elöcsarnok“ (1842) heraus. Dieses in magyarischer Sprache verfaßte Lehrbuch wurde durch die damaligen nationalen Verhältnisse veranlaßt. L., ein Slovene, von Liebe für seine Nation und ihre Sprache, welche beide magyarischer Seits mit scheelen Blicken betrachtet wurden, erfüllt und dieselbe unter seinen Schülern zu wecken bemüht, wurde bald von seinen magyarischen Collegen darüber zur Rede gestellt und mußte manche dahinzielende Bemerkung, die ihn unangenehm berührte, sich gefallen lassen. Dieser Umstand veranlaßte ihn, in Zukunft seinen Lehrgegenstand in magyarischer Sprache vorzutragen und gab obgenanntem Lehrbuche seine Entstehung. Auf diese Weise brachte er seine Gegner zum Schweigen. Aus Gesundheitsrücksichten legte er im Jahre 1844 sein Lehramt nieder und folgte einem Rufe als Pfarrer nach Skalitz, wo er drei Jahre blieb. Aber auch diese Stelle mußte er Kränklichkeit halber aufgeben; die Gemeinde berief seinen jüngeren Bruder zum Pfarrer und L., von nun an ganz seinen literarischen Arbeiten lebend, ließ sich zuvörderst in Skalitz nieder, wo bereits eine slavische Buchdruckerei sich befand. Er begann nun mit der Herausgabe eines großen slovenischen Kalenders, dessen erster Jahrgang unter dem Titel: „Domova pokladnica“, d. i. Hausschatzkästlein, im Jahre 1847 erschien. Es war dieß der erste illustrirte slavische Kalender im Kaiserstaate. Nun bewarb sich L. auch um die Bewilligung zur Herausgabe eines landwirthschaftlich-technischen Wochenblattes, die er nach Besiegung vieler Schwierigkeiten erhielt und welches unter dem Titel: „Noviny pro hospodarstvo, remeslo a domaci zivot“, d. i. Zeitung für Landwirthschaft, Gewerbe und häusliches Leben, im Frühlinge 1848 zu erscheinen begann. Aber Kalender und Zeitung hörten mit dem Jahre 1849 auf. (Nach Doucha’s „Knihopísný slovník česko slovensky“, d. i. Čechisch-slovenisches Bücher-Lexikon (S. 183) wären davon fünf Jahrgänge erschienen und er also bis 1851 herausgekommen.) Nun – unter den veränderten politischen Verhältnissen – beschloß L. im Jahre 1849 die Herausgabe des politischen Blattes „Pozorník“, d. i. der Beobachter. Ehe aber noch die ersten Nummern dieses Blattes ausgegeben wurden, veranlaßten ihn die politischen Verhältnisse zu einer Reise nach Wien, wo Minister Stadion an die Herausgabe eines in Wien zu erscheinenden Journals für die Slaven in Ungarn dachte und die Anstalten zur Verwirklichung dieses Gedanken treffen ließ. Nach Stadion’s Erkrankung nahm Minister Bach diesen Gedanken auf, und so traten die Slovenské Noviný unter Lichard’s und Dr. Radlinsky’s Redaction mit dem 10. Juli 1849, an welchem die erste Nummer erschien, in’s Leben. Während die Collegen Lichard’s wechselten und auf Radlinsky der Geistliche Jonas Zaborský und auf diesen (1853) Dr. Hermenegild Jireček folgte, blieb L. dreizehn Jahre mit der Leitung dieses Blattes betraut und trat erst im Jahre 1861 aus Gesundheitsrücksichten von derselben zurück. Bald darauf, Ende 1861, hörte das Blatt zu erscheinen auf. L. kehrte nun nach Skalitz zurück, unternahm von Neuem die Herausgabe des Kalenders „Pokladnice“ [70] } und begründete ein neues landwirthschaftlich-technisches Organ, betitelt: „Obzor“, d. i. der Horizont, das im October 1863 zum erstenmal herauskam. In der Zwischenzeit seiner Redaction der Noviný rief L. in Wien einen neuen slovenischen Kalender „Časnik“ in’s Leben, der, obgleich trefflich redigirt und nett ausgestattet, nicht über den dritten Jahrgang, 1856–1858, sein Dasein fristete. Als die neue Münze, die sogenannte österreichische Währung, in Umlauf kam, gab L. die erläuternde Schrift: „Nasse nowe penjze“, d. i. Unser neues Geld (Wien 1858), heraus. Während seines Pfarramtes zu Skalitz hat er aber mehrere kleinere Andachtschriften in slovenischer Sprache verfaßt. In neuester Zeit erst sind von ihm: „Rozhovory o matici slovenskej“, d. i. Gespräche über die slovenische Matica (V. B. Bystrici 1865), erschienen, welche das 4. Heft der von der Matica herausgegebenen Schriften bilden.
Lichard, Daniel- Haan (Ludovicus A.), Jena hungarica sive Memoria Hungarorum a tribus proximis saeculis academiae Jenensi adscriptorum (Gyulae 1858, Leop. Réthy, 8°.) p. 174. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 1282. – Porträt. Dasselbe befindet sich im 1. Jahrgange (1856) des Kalenders Časnik.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Lichard, Ludwig.