BLKÖ:Sylva-Taroucca, Friedrich Karl Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Symonowicz
Band: 41 (1880), ab Seite: 100. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Bedřich Silva-Tarouca in Wikidata
GND-Eintrag: 1036811581, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Sylva-Taroucca, Friedrich Karl Graf|41|100|}}

Sylva-Taroucca, Friedrich Karl Graf (gelehrter Theolog, geb. 14. December 1816). Von der I. (älteren) Linie. Urenkel des Emanuel [s. d. S. 89] und Sohn des Grafen Franz aus dessen Ehe mit Leopoldine Gräfin Sternberg-Manderscheid, einer Tochter des berühmten Kunstfreundes und Kunstforschers Franz Joseph Grafen Sternberg-Manderscheid (Bd. XXXVIII, S. 286]. Graf Friedrich erhielt den Unterricht aus den Gegenständen des Gymnasiums im Elternhause, die philosophischen Studien aber machte er an der Olmützer Hochschule, wo er viel mit einem Mitschüler seines älteren Bruders verkehrte, mit Peter Rittinger, dem nachmals im Bergwesen so oft und rühmlich genannten Gelehrten, dessen Lebensskizze dieses Lexikon im XXVI. Bande, Seite 196 mitgetheilt hat. Dieser war es, der ihn in das Studium der Physik und der mit ihr verwandten Wissenszweige einführte. Als Friedrichs Mutter nach dem 1835 erfolgten Tode ihres Gatten sich größtentheils in Prag aufhielt, lebte auch ihr Sohn meist in der Moldaustadt und wählte daselbst die Theologie zu seinem Berufsstudium. Während er demselben oblag, trat er mit Amerling [Bd. I, S. 30], Kratochwil [Bd. XIII, S. 143, Nr. 3], Storch [Bd. XXXIX, S. 193] und Wenzel Štulc (Bd. XL, 184] in näheren Verkehr, vornehmlich mit Letzterem und durch diesen wieder mit anderen hervorragenden Männern, durch welche die geistige Richtung und Entwicklung des strebsamen Grafen bestimmt wurde. Das dritte Jahr der Theologie hörte er zu Olmütz, das vierte aber zu Brünn. Daselbst befreundete er sich im Seminar, in welchem der nationale Geist hohe Wogen trieb, mit Bily, Šmidek [Bd. XXXV, S. 179] u. A. Nachdem er 1843 durch den Bischof Grafen Schaffgotsche die Priesterweihe erhalten hatte, lebte er noch einige Zeit lang in Brünn, in inniger Freundschaft verkehrend mit dem gelehrten und toleranten Sušil [S. 1 dieses Bandes], der auf die weitere Entwicklung und geistige Richtung des Grafen Friedrich nicht ohne Einfluß blieb. 1845 endlich trat er in die praktische Seelsorge ein, und zwar in der Pfarre Klobouk im Hradischer Kreise Mährens. Da starb im Jahre 1846 sein älterer Bruder Graf Erwin, der Majoratsherr. Nun mußte er die ihm liebgewordene Pfarre verlassen, um das Majorat zu übernehmen, welches er aber bald nach einem mit seinem Bruder August geschlossenen Vergleiche demselben gegen eine jährlich zu entrichtende Summe überließ. Hierauf nahm er seinen bleibenden Aufenthalt in Brünn, wo er im engeren Verkehre mit Männern, wie Matth. Prohaska, Sušil u. A. für die Förderung des nationalen und culturellen Lebens seines engeren Vaterlandes Mähren unablässig wirkte. In diesem seinem Gebaren leuchteten ihm [101] als Beispiel die Brüder Grafen Caspar und Joachim Sternberg vor, und was diese beiden Cavaliere für Böhmen waren, das wollte Graf Friedrich für Mähren werden. In dieser Richtung wendete er seine Aufmerksamkeit dem Brünner Museum zu und beschloß, dessen Sammlungen nach und nach mit neuen Erwerbungen zu bereichern. Nun suchte und kaufte er mit Sorgfalt und Auswahl alterthümliche Kunstgegenstände, Bücher, Bilder und Münzen. So lange er in seinen eigenen Räumlichkeiten Platz fand, bewahrte er daselbst seine Schätze, als aber namentlich die Zahl seiner Bücher so anwuchs, daß es ihm an Raum für dieselben fehlte, schickte er deren von Zeit zu Zeit, und darunter oft werthvolle Werke, an das Museum, das er übrigens im Geiste immer als den künftigen Besitzer seiner sämmtlichen Schätze betrachtete. Seine Münzen- und Bildersammlung behielt er indeß noch stets im eigenen Besitze, sie studirend, ergänzend und ordnend. Aber auch der humanistischen Richtung widmete er seine Aufmerksamkeit und förderte die gemeinnützigen und Wohlthätigkeitsanstalten Brünns in einer und der anderen Weise. So bestellte und bezahlte er aus seinen Mitteln bei der Brünner Kinderbewahranstalt einen eigenen Spiritual, unterstützte in freigebigster Weise den katholischen Verein, die im Jahre 1848 von M. Prochazka gegründete Bruderschaft „Die hh. Cyrill und Method“. Inzwischen reifte sein Plan, dem Museum seine Bücherschätze zu überlassen, der Verwirklichung entgegen, und in der That übernahm dasselbe bis 1857 nicht weniger denn 6000 Bände aus allen Fächern in unentgeltlichen Besitz. Als dann bei Ausbruch des italienischen Krieges im Jahre 1859 der Graf in Folge eigenen Ansuchens als Feldgeistlicher bei der k. k. Armee in den Spitälern von Verona verwendet werden sollte, folgte der obigen Schenkung eine weitere von mehreren werthvollen Gemälden, Alterthümern, mehreren Kisten mit Hunderten und Hunderten von Büchern, Zeitschriften, Plänen, Herbarien u. dgl. m. Er selbst aber begab sich auf den Kriegsschauplatz, wo er durch drei Jahre in seinem feldpriesterlichen Berufe wirkte. Hierauf unternahm er zu seinen Kunststudien Reisen in Italien. Im Jahre 1866 in seine Heimat zurückgekehrt, brachte er einige Zeit bei seinem Bruder August auf dem Familiensitze Czech zu. Als aber dem mörderischen Bruderkriege mit Preußen die Greuel der Choleraseuche folgten, trat Graf Friedrich bei dem in der Olmützer Erzdiöcese täglich fühlbarer werdenden Mangel an Geistlichen neuerdings in seelsorgerliche Thätigkeit und wurde für seine bei dieser Gelegenheit geleisteten Dienste von dem Olmützer Erzbischofe mit dem Titel eines Consistorialrathes ausgezeichnet. Und als mit dem Erlöschen der Seuche seine Hilfe nicht mehr dringend nöthig war, machte er sich im erzbischöflichen Seminar zu Olmütz dadurch verdienstlich, daß er den Alumnen über geistliche Kunst Vorträge hielt. Im Jahre 1868 aber nahm der Graf seinen bleibenden Aufenthalt in Brünn, wo er noch heute seinen wissenschaftlichen Studien lebt.

Notizenblatt der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur-und Landeskunde. Redigirt von Christian d’Elvert (Brünn, Rohrer’s Erben, 4°.) 1855, S. 16, im Artikel: „Waldstein’sche Correspondenz“. – Dasselbe, 1866, S. 15: „Taroucca’sche Handschriften im Landesarchiv“. – d’Elvert (Christian), Historische Literaturgeschichte von Mähren [102] und Oesterreichisch Schlesien (Brünn 1850, Rohrer, gr. 8°.) S. 289, 298, 371 und 498.