BLKÖ:Stubenberg, Joseph Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 40 (1880), ab Seite: 146. (Quelle)
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Stubenberg, Joseph Graf (Erzbischof von Bamberg, Fürstbischof von Eichstädt, geb. in Gratz 8. November 1740, gest. in Eichstädt 29. Jänner 1824). Graf Joseph, Sohn des General-Einnehmers und Kriegszahlmeisters der steirischen Landschaft, Grafen Leopold aus dessen erster Ehe mit Anna Barbara Gräfin Strassoldo, studirte zu Gratz, Salzburg und zuletzt in Rom, wo er die philosophische Doctorwürde erlangte und zum Priester geweiht wurde. Das erste Meßopfer hielt er in der von seinen Ahnen erbauten Kirche zu Guttenberg am 11. Juni 1764. Durch Vermittlung seines Oheims, des Eichstädter Bischofs Raimund Anton Grafen von Strassoldo [Band XXXIX, S. 295] gelangte er bald zu einer Dompräbende zu Regensburg, woselbst er auch Propst des Stiftes Sanct Johann wurde. Später kam er an das Domcapitel zu Eichstädt, welches ihn am 21. September 1790 zum regierenden Reichsfürsten und Bischof wählte. Nach seiner Consecration am 13. November 1791 blieb er in dieser Würde bis zu dem am 9. Februar 1801 geschlossenen Frieden von Luneville, durch welchen die Säcularisation der geistlichen Territorien erfolgte und das Gebiet von Eichstädt zum Theil an Kurbayern, zum Theil an das für den bisherigen Großherzog von Toscana neugeschaffene Kurfürstenthum Salzburg kam. Im Preßburger Frieden fiel dann Eichstädt dauernd dem neuen Königreiche Bayern zu. Vom August 1802 an war Fürstbischof Joseph nur auf das geistliche Hirtenamt beschränkt. Als Entschädigung für die verlorene Regentengewalt erhielt er für seine Person eine Jahrespension von 48.000 fl. und blieb zugleich im lebenslänglichen Genusse der bischöflichen Winter- und Sommer-Residenz, sowie der Lustschlösser von Pfinz, Greding und Hirschberg. Während seiner fürstlichen Regierung mußte er zweimal, 1796 und 1800, seine Residenz bei dem Anrücken der Franzosen verlassen, welche dem Lande durch fast unerschwingliche Contributionen großen Schaden zufügten. Diesen nach Kräften zu mildern, war er stets in freigebigster Weise bereit. Im Jahre 1796 standen die Franzosen nur vier Tage, vom 12. bis 16. September in Eichstädt, benutzten aber diese Zeit dazu, sich vollauf mit Proviant zu versehen und ihre Kriegscasse mit 67.000 fl. zu bereichern. Um diese Kriegsschäden wieder auszugleichen, gab Bischof Joseph sein eigenes Tafelsilber in die Münze. Die daraus geprägten Thaler künden auf dem Revers ihren Ursprung; aus der Aversseite zeigen sie das Bildniß des Bischofs, dessen Ausdruck so bezaubernd war, daß im Jahre 1800 der französische General Dominik Joba, zubenannt „General Schiebein“, sich mittels eines artigen Schreibens an die Eichstädter Statthalterschaft 100 solcher Thaler erbat, „weil sie seine Frau, welche in den Gesichtszügen des Fürstbischofs solch’ eine unendliche Güte und Liebenswürdigkeit entdeckt habe, als Spielmarken wünsche“. Und in der That, alle Regierungshandlungen Josephs kennzeichnen den hochherzigen, wohlwollenden Herrn, der sich nicht nur bei der Säcularisirung resignirt in den gebieterischen Drang der Umstände zu fügen wußte, sondern auch [147] ungeachtet aller Demüthigungen sein geistliches Amt ununterbrochen fortführte. Als im Jahre 1795 durch den Krieg und schlechte Ernte Theuerung entstand, öffnete er seine Speicher, und seinem Beispiele folgte das Domcapitel, so daß man am Rathhause zu billigen Preisen Brod und Mehl vertheilen konnte. Im Kriege 1796 hatten die Oesterreicher in Eichstädt ihr Hauptfeldspital errichtet; bei der Auflösung desselben im Jahre 1797 übernahm der Bischof 36 untransportable Kranke in eigene Verpflegung. Sein letzter Regierungsact bestand gleichfalls in einer Handlung der Wohlthätigkeit: im Jahre 1802 herrschte Theuerung im Lande, da öffnete er seinen Unterthanen seine Getreidemagazine, gab 5000 Metzen Korn um den Preis von 30 fl. per Scheffel ab, während der allgemeine Kaufpreis 63 fl. Betrug, und ließ an die Armen das Brod unentgeltlich vertheilen. Man vergaß dies dem edlen Fürsten nicht, es zeigte sich dies bei der allgemeinen Theilnahme, als er 1804 erkrankte, dann an seinem 50jährigen Priesterjubiläum am 29. Mai 1814, sowie bei allen seinen ferneren Lebensschicksalen. In Folge des durch die päpstliche Bulle vom 1. April 1818 abgeschlossenen Concordats wurde Graf Joseph Stubenberg zum Erzbischof von Bamberg und Bischof von Eichstädt, und zugleich zum Reichsrath des Königreichs Bayern ernannt. Am 15. November 1821 empfing er in feierlicher Weise zu München vom päpstlichen Nuntius Franz von Cassano das Pallium. Sein hohes Alter gestattete ihm nicht mehr, seine neue Diöcese zu bereisen. Als er, 83 Jahre alt, am 24. Jänner 1824 entschlief, „sah“, wie sein Biograph schreibt, „Eichstädt seinen unermüdlichsten Ernährer und Unterstützer in die Gruft sinken“. Noch heute lebt er im Volksmunde unter der traulichen Bezeichnung „Unser Fürsten-Herrle“. Sein Testament bot einen neuen Beweis seines guten Herzens und unergründlichen Wohlthätigkeitssinnes. Nachdem sein Bruder, der Weihbischof Graf Felix Stubenberg die Universal-Erbschaft abgelehnt hatte, erhielten je ein Drittel seines Vermögens die Domkirche von Eichstädt, mehrere speciell benannte Verwandte und seine aus 21 Personen bestehende Dienerschaft, welch letzteren aber außerdem noch 16.000 fl. an Legaten zugedacht worden. Dem Armeninstitute von Eichstädt bestimmte er 24.000 fl. oder, wenn er sein Schloß und Oekonomiegut Pfinz bei seinen Lebzeiten nicht verkaufen sollte, diese damals auf 40.000 fl. bewerthete Besitzung unter der Bedingung der Unveräußerlichkeit.

Sax (Julius), Geschichte des Hochstiftes und der Stadt Eichstädt (Nürnberg 1857, gr. 8°.) S. 366. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Band V, S. 228. – Steiermärkische Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert von Muchar, C. G. Ritter von Leitner, A. Schröter (Gratz, 8°.) Neue Folge, VI. Jahrg. (1841), Heft 2, Seite 32.