Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Struck, Paul
Band: 40 (1880), ab Seite: 104. (Quelle)
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Strucker, Jacob (Salzburger Landesvertheidiger, geb. zu St. Michael im Lungau des Herzogthums Salzburg im Jahre 1768, gest. in Wien 13. December 1824). Strucker diente noch zur Zeit der Selbständigkeit Salzburgs unter dessen Fürsterzbischöfen sechs Jahre im erzbischöflichen Militär. Hierauf wurde er im October 1791 Mauthschreiber in Lofer. In den Jahren 1800, 1808 und 1809 stand er in den Reihen der Landesvertheidiger, wie weiter unten berichtet wird. Nach dem Friedensschlusse erhielt er eine Anstellung bei der k. k. Zoll-Legstätte zu Korneuburg in Niederösterreich. Als das 1809 von Napoleon an Bayern abgetretene Salzburg im Jahre 1815 wieder an Oesterreich zurückfiel, wurde auch er in seine Heimat übersetzt, später aber zum Magazineur des Haupt-Zollamtes in Wien befördert, wo er im Alter von 56 Jahren starb. In den Kriegswirren, von denen seit 1800 seine engere Heimat heimgesucht wurde, eilte er stets zum Schutze derselben herbei. So im Jahre 1800, wo die Beschützung der Lofer-Pässe [105] als dringend nothwendig sich erwies und Feldmarschall-Lieutenant Baron Hiller, Militär-Commandant in Tirol, am 11. December einige schwache Militär-Abtheilungen von Innsbruck in den Paß Strub beorderte. Noch am 12. December wurden die salzburgischen Pässe durch ein Aufgebot von Landesschützen besetzt und Jacob Strucker als früherer Soldat zu ihrem Anführer erwählt. Da er den Botenbühl als eine geeignete Vertheidigungsstellung erkannte, ließ er die Straße von Reichenhall dahin abgraben und mit Verhauen versehen. Am 15. December rückten zwei Saalfeldner Compagnien in die Stellung vor und erwählten einstimmig Jacob Strucker zu ihrem Hauptmann und Vorposten-Commandanten. Indessen war der Pfleger von Lofer Franz Anton Berthold Freiherr von Sonnenberg [Bd. XXXV, S. 314] als salzburgischer Ober-Commandant mit der Organisation und Verpflegung der Landesvertheidigung auf das eifrigste beschäftigt. Als am 18. kleinere Gefechte mit dem Feinde begannen, kamen, von Feldmarschall-Lieutenant Hiller geschickt, ein paar Abtheilungen kaiserlicher Truppen zur Verstärkung der Landesvertheidiger. Am 21. fand wieder ein Vorposten-Gefecht statt, aber erst am 24. December Früh 8 Uhr erfolgte der Hauptangriff. In drei Colonnen. in der Starke von dritthalbtausend Mann aller Waffengattungen, griff der Feind den von Strucker befehligten Vorposten an; bis halb fünf Uhr Nachmittag dauerte der Kampf, worauf der Feind ohne Erfolg sich zurückzog. Die Tiroler hatten die Flügel der Aufstellung, Strucker mit seinen Salzburger Schützen das Centrum vertheidigt. Auch alle weiteren Versuche des Feindes blieben erfolglos, bis ihm der Waffenstillstand am 31. December die Felsenpforten öffnete. Vier Jahre später, 1804, wurde mit besonderem Schreiben des tirolischen Landeshauptmanns Paris Grafen Wolkenstein, ddo. 4. September, Strucker dafür, „daß er sich im Jahre 1800 um das höchste und vaterländische Wohl verdient gemacht“, die große silberne Landschafts-Ehrenmedaille mit dem Bande zuerkannt. An den Kämpfen des Jahres 1805 nahm er keinen Antheil. Als aber 1808 die Vorbereitungen zu dem großartigen Kampfe des folgenden Jahres getroffen wurden, ernannte ihn Erzherzog Johann zum Hauptmann der 2. Saalfeldner Compagnie des 4. salzburgischen Landwehr-Bataillons, welches sich bei der Vertheidigung des Passes Lueg rühmlichst auszeichnete. Nach Auflösung dieses Bataillons in Folge des Rückzuges am 20. Mai 1809 begab sich Strucker nach Tirol, um dort der Sache des Vaterlandes zu dienen. Am 10. Juli 1809 wurde er zum Commandanten des Pongaus ernannt. Aber die von dem Vorposten-Commandanten des Passes Lueg am 24. Juli zu Golling abgeschlossene Capitulation benahm ihm jede weitere Gelegenheit zur Action, denn der Feind rückte nun zur Besitzergreifung des Landes von allen Seiten ein. Strucker suchte in seiner Geburtsstätte, im Lungau, ein Asyl. Als dann Tirol im August zum Aufstande sich erhob, leitete er, wieder zum Commandanten im Pongau ernannt, die Vertheidigungsanstalten ein und befand sich am 15. September, nachdem Haspinger mit den Tiroler und Salzburger Schützen nach Werfen vorgerückt war, zu St. Johann im Pongau, wo er das Commando der Reserve, [106] die Lieferung der Victualien in die neu errichteten Verpflegsmagazine und die Eintreibung der Steuergelder übernahm. Der Wiener Friedensschluß vom 14. October und die am 20. erfolgte Capitulation des Passes Lueg nöthigten ihn, wieder in der Ferne eine Zuflucht zu suchen, und er wandte sich zunächst nach Kärnthen, um auf Umwegen nach Tirol zu gelangen und sich daselbst an den Kämpfen zu betheiligen. Aber in Villach wurde er zum Gefangenen gemacht und erst am 30. Jänner 1810 wieder auf freien Fuß gesetzt. In seine Heimat zurückgekehrt, fand er seine Stelle in Lofer bereits durch einen bayrischen Beamten besetzt. An den vormaligen Intendanten von Roschman unter Darstellung seiner Verhältnisse sich wendend, erhielt er von diesem zur Ordnung seiner häuslichen Angelegenheiten die Summe von 3000 fl. und nach längerer Frist eine Anstellung an der k. k. Zoll-Legstätte zu Korneuburg. In der Wallfahrtskirche zu Kirchenthal nächst Lofer befindet sich ein Votiv-Oelgemälde, welches den Kampf der Landesvertheidiger mit den Franzosen vom 24. December 1800 am Botenbühl darstellt. Im Vordergrunde kniet der Tiroler Schützenhauptmann Joseph Hager [Bd. VII, S. 195] und Lieutenant Thomas Reischer [Band XXV, S. 243], von Schützen umgeben, die eine grün-weiß-rothe Tiroler Fahne führen und dem Mutter Gottes Gnadenbilde, welches in den Lüften schwebt, für den erfochtenen Sieg danken. Ihnen gegenüber kniet an der Spitze von Salzburger Schützen ihr tapferer Hauptmann Jacob Strucker. Die zwischen beiden angebrachte längere Inschrift theilt Schallhammer in dem unten bezeichneten Werke (S. 313) wörtlich mit. Daß auf dem im Posthause zu Waidring in Tirol befindlichen großen Oelgemälde, welches die Ansicht des Botenbühls und die Aufstellung von Freund und Feind zeigt, Strucker’s Bildniß fehlt, erklärt sich aus dem Umstande, daß auf diesem ausschließlich Tiroler dargestellt und es einzig im tirolischen Interesse gemalt ist, was freilich mit der geschichtlichen Gerechtigkeit nicht gut zusammenstimmt, da die Salzburger denselben, wenn nicht größeren Ruhmesantheil an der Vertheidigung des Botenbühls haben, als die Tiroler.

Schallhammer (Anton Ritter von), Kriegerische Ereignisse im Herzogthum Salzburg in den Jahren 1800, 1805 und 1809 (Salzburg 1853, Mayr, gr. 8°.) Seite 299.