BLKÖ:Stojković, Athanasius

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Stoich, Dominik
Nächster>>>
Stokalski, Karl
Band: 39 (1879), ab Seite: 142. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Atanasije Stojković in Wikidata
GND-Eintrag: 119466430, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Stojković, Athanasius|39|142|}}

Stojković, Athanasius (gelehrter Serbe, geb. zu Ruma im Syrmier Comitate am 20. September 1773, gest. im Jahre 1833). In seinem Geburtsorte erhielt er die erste Erziehung, und da dort zu seiner Zeit eine lateinische Schule blühte, machte er sich in dieser auch die ersten Kenntnisse aus der lateinischen Sprache zu eigen, dann setzte er in Oedenburg an dem evangelischen Lyceum seine Studien fort und nachdem er die höheren Grammatical- und Humanitätsclassen beendet hatte, begab er sich nach Szegedin, wo er die philosophischen Vorträge hörte. Der Archimandrit Johann Raic [Bd. XXIV, S. 249], der Stojković’s [143] Eifer und Talente erkannte, bestimmte ihn, daß er sich zur Fortsetzung seiner Studien nach Deutschland begab, wo er zu Göttingen die Collegien aus Physik, Philosophie und anderen Gegenständen hörte und die philosophische Doctorwürde erlangte. Darauf kehrte er in seine Heimat zurück, wo sich die alte Geschichte von dem Propheten im Vaterlande wiederholte. So hatte er daselbst 1802 in serbischer Sprache zunächst ein Lehrbuch über die Theorie des Styls erscheinen lassen, das wenig beachtet wurde; in einem in den Jahren 1801 –1803 in serbischer Sprache herausgegebenen Lehrbuche der Physik stand er in der Behandlung dieser Wissenschaft ganz auf der Höhe der Zeit. Aber während man in seiner Heimat weder von ihm noch von seinem Schaffen Kenntniß nahm, wurde die russische Regierung auf den strebsamen jungen Gelehrten aufmerksam und berief ihn im Jahre 1803 als Professor der Physik an die Universität in Charkow. In dieser Stellung wirkte er unablässig und rüstig fort und gab mehrere wissenschaftliche Werke in russischer Sprache heraus, und zwar: „Anfangsgründe der Physik“, zwei Bände (1809); – „Schutzmittel wider den Blitz“ (1810); – ein „System der Physik“ (1813); – eine „Physische Astronomie“ (1813); – eine „Physische Geographie“ (1813); – eine „Abhandlung über Blitzableiter“ (1813); – eine andere „Ueber Entwässerung feuchter Ebenen“ (1827), endlich eine über „Meteorsteine und ihren Ursprung“. Im XXV. Bande der Gilbert’schen „Annalen für Physik“ (1809) veröffentlichte er auch Nachrichten von mehreren in Rußland gefallenen Luftsteinen. So rückte er in seinem neuen Adoptiv-Vaterlande von Stufe zu Stufe vor und wurde zuletzt Staatsrath, in welcher Eigenschaft er im Alter von 60 Jahren zu St. Petersburg starb. In seiner früheren, wie in seiner letzten Lebenszeit gab er auch einige schöngeistige Arbeiten heraus, so im Jahre 1801 den Roman „Aristid und Natalie“ und 1830 den zweiten „Kandor oder die Enthüllung der egyptischen Geheimnisse“. Auch beschäftigte er sich mit einer Uebersetzung der Bibel ins Serbische, wobei er aber nicht ganz ehrlich vorging, wenn es sich damit so verhält, wie Šafařík berichtet. Vuk Stephanowitsch Karadschitsch [Bd. X, S. 464] hatte nämlich seine Uebersetzung des neuen Testamentes vollendet und der Bibelgesellschaft übergeben. Diese Uebersetzung habe Stojković einzusehen Gelegenheit gefunden und sie nun durch und durch russo-slovenisirt – die Handschrift befindet sich in der Wiener k. k. Hofbibliothek – die Arbeit von Karadschitsch aber, über welche er sein Gutachten abzugeben aufgefordert worden sei, als zu gemein verworfen und seine Verballhornung der Bibelgesellschaft aufgeschwatzt, von welcher sie auch im Jahre 1824 herausgegeben wurde. Stojković’s schriftstellerische Thätigkeit blieb in wissenschaftlichen Kreisen und auch sonst nicht unbeachtet, so haben ihn u. A. die mineralogische Gesellschaft in Jena, die königlich böhmische Gesellschaft der Wissenschaften in Prag und die königliche Societät der Wissenschaften in Göttingen unter ihre Mitglieder aufgenommen, und der die Wissenschaft in Ungarn mächtig fördernde Erzherzog Palatin Joseph ihn für die Uebersetzung eines russischen Werkes über die Wasser-Communicationen in Rußland durch Verleihung eines kostbaren Ringes ausgezeichnet.

Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Anton Doll, 4°.) Jahrgang [144] 1804, Intelligenzblatt, Nr. 18, Sp. 138. – (Schwaldopler), Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf die österreichischen Staaten (Wien, Anton Doll, 8°.) I. Bändchen (1801), S. 238; II. Bändchen (1802), S. 150; IV. Bändchen (1804), S. 163. – Neue Annalen der Literatur des österreichischen Kaiserstaates (Wien, Doll, 4°.) I. Jahrg. (1807) Bd. II, Intelligenzblatt Monat December, Sp. 268. – Dobrowsky (J.), Slovanka. Zur Kenntniß der alten und neuen slavischen Literatur, der Sprachkunde nach allen Mundarten, der Geschichte und Alterthümer (Prag 1815, 8°.) Bd. I, S. 215. – Abhandlungen der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (Prag). Neue Folge. IV. Band (1857).