BLKÖ:Steinmann, Joseph Johann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Steinmayer, Philipp
Band: 38 (1879), ab Seite: 143. (Quelle)
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Steinmann, Joseph Johann (Naturforscher, geb. zu Landskron in Böhmen 8. März 1779, gest. in Prag 9. Juli 1833). Sein Vater Anton war Färbermeister in Landskron, ohne Vermögen und mit zahlreicher Familie, acht Kindern. Nachdem der Sohn die erste Erziehung im Elternhause erhielt, kam er, um für ein Gewerbe sich auszubilden, zu einem Verwandten nach Wildenschwert im Chrudimer Kreise, wo er die Weberei erlernte. Sein Onkel aber, Joseph Steinmann, damals Pfarrer zu Skalko im Bunzlauer Kreise, nahm sich des talentvollen Knaben an und ermöglichte es demselben, die wissenschaftliche Laufbahn zu betreten. In Folge dessen bezog S. das Gymnasium in Jungbunzlau, auf welchem er die vier ersten Classen mit bestem Erfolge beendet hatte, als er, durch den 1795 erfolgten Tod seines Oheims der ferneren Unterstützung beraubt, das Studium unterbrechen und wieder ins Elternhaus zurückkehren mußte. Nun suchten die Eltern selbst das Ihrige zu thun, um den Sohn die betretene wissenschaftliche Laufbahn fortsetzen zu lassen. So kam er denn mit Unterstützung derselben auf das Gymnasium nach Leitomischl, welches er in den Jahren 1796 und 1797 besuchte, worauf er im September dieses Jahres als Lehrling in die Apotheke in Landskron eintrat und Anfangs November 1799 das Tirocinal-Examen in Prag mit Auszeichnung bestand. Nun kehrte er wieder nach Landskron in die Apotheke zurück und diente dort als Gehilfe bis October 1802. Um seinem Drange nach weiterer Ausbildung, namentlich in Botanik und Chemie, zu genügen, gab er seine Stelle in Landskron auf, unternahm zunächst eine botanische Reise ins Riesengebirge und trat im November 1803 zu Prag in einer Apotheke ein, in welcher er aber nur wenige Monate, bis April 1804, verblieb. Nun unternahm er zur Erweiterung seiner Kenntnisse in der Botanik und Chemie eine Reise nach Berlin, von dort Anfangs November 1804 nach Wien, wo er in der S. Salvator-Apotheke als Gehilfe eintrat und im folgenden Jahre die Vorlesungen Josephs Freiherrn von Jacquin [Bd. X, S. 23] über Chemie und Botanik hörte, worauf er am 3. August 1808 das Diplom als Magister der Pharmacie erlangte. Indessen setzte er namentlich seine botanischen Studien fleißig fort und knüpfte Verbindungen mit den namhaftesten Botanikern Wiens an. Im November 1811 verließ er Wien und begab sich nach einem kurzen Aufenthalte bei seinem früheren Brodherrn in Landskron nach Prag, wo er am 20. Jänner 1812 eintraf, und, von seinem Freunde Joseph von Freyßmuth [Bd. IV, S. 354], der damals die Adjunctenstelle der chemischen Lehrkanzel am technischen Institute versah, aufgemuntert, einen seinen Kenntnissen entsprechenden Wirkungskreis suchte. Als Freyßmuth bald darauf Professor der Chemie an der Prager Hochschule wurde, erhielt Steinmann zunächst die Supplirung der durch Freyßmuth’s Abgang erledigten Stelle, und schon in wenigen [144] Monaten – am 12. August 1812 – definitiv die Adjunctenstelle. Bis zum Jahre 1817 wirkte S. in seiner Stellung und in diese Zeit fallen seine Arbeiten über das Chrom, Wolfram, Uran und andere Stoffe nach ihren Verbindungen und die Herstellung mehrerer Reihen von Präparaten für die Sammlung des technischen Institutes. Als im Jahre 1817 Karl August Neumann [Bd. XX, S. 271], bis dahin Professor der Chemie am technischen Institute, an des k. k. Commercienrathes Jacob Rösler [Bd. XXVI, S. 240] Stelle zum k. k. Gubernial- und Commercienrathe befördert wurde, ward die Professur am 28. October 1817 an Steinmann verliehen. Mit seiner Anstellung fand eine nicht unwesentliche Veränderung im Umfange der Vorträge statt: da nämlich die Vorträge über specielle technische Chemie, u. zw. über Färbe- und Bleichkunst, Eisenhüttenkunde, Halurgie, Hyalurgie, Gährungschemie und Agriculturchemie von den Vorträgen über allgemeine Chemie getrennt und jedem dieser beiden Lehrcurse eine Zahl von je fünf Vortragsstunden in der Woche zugewiesen wurde. In dieser Stellung wirkte Steinmann mit unermüdetem Eifer, nur im Jahre 1826 für einige Zeit durch eine schwere Krankheit unterbrochen, durch 17 Jahre, bis an sein im Alter von erst 54 Jahren plötzlich eingetretenes Lebensende. Viele Analysen, namentlich böhmischer Mineralwässer, hat Steinmann ausgeführt. Von seinen Arbeiten sind mehrere – meist in periodischen Fachschriften – im Druck erschienen. Selbständig veröffentlichte er: „Physisch-chemische Untersuchung der Ferdinandsquelle zu Marienbad, nebst einer allgemeinen Uebersicht der Analysen der übrigen Heilquellen dieses Badeortes und einem Anhang über die Heilkräfte der genannten Quellen, von J. V. Krombholz“ (Prag 1822, Calve, 8°.); – gemeinschaftlich mit Franz Ambros Reuß die zweite Auflage der Schrift: „Das Saidschätzer Bitterwasser, chemisch untersucht, historisch, geognostisch und heilkundig dargestellt“ (Prag 1827, Calve). In periodischen Fachschriften sind erschienen, u. zw.: In den „Abhandlungen der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften“: „Chemische Untersuchung des Karpoliths“ [1819, Bd. III, S. 6]; – „Chemische Untersuchung des Cronstedtits, eines neuen Fossils von Przibram in Böhmen“ [1820, Bd. III, S. 1– 47], beide auch abgedruckt in Schweigger’s[WS 1] unten genanntem „Journal für Chemie“ [Band XXV und XXXII]; – „Ein neues Fossil. (Kakoxen)“ [1825, Band IV, S. 1]; – in Schweigger’s „Journal für Chemie und Physik“: „Ueber Darstellung des Strychnins“ [Bd. XXV, 1819]; – „Chemische Untersuchung eines rothen Schnees“ [Band XLIV, 1825]; – „Chemische Untersuchung des Mineralwassers von Bilin“ [Bd. XLVIII, 1826, u. Bd. LI, 1827] und in Gilbert’sAnnalen der Chemie“: „Ueber den schädlichen Einfluß der Korkstöpsel auf Eisenwasser“ [Band LXXIV, 1823]. Steinmann hat sich auch um die Begründung des Vaterländischen Museums in Prag, wie um jene des Vereins zur Ermunterung des Gewerbegeistes in Böhmen, vielfach verdient gemacht. Er war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Vereine, darunter der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, bei welcher er in seinem Todesjahre Director war.

Abhandlungen der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (Prag). Neue Folge, IV. Bd. (1836): „Steinmanns Leben [145] und wissenschaftliches Wirken“. Geschildert durch F. X. M. Zippe. – Jelinek (Karl Dr.), Das ständisch-polytechnische Institut zu Prag (Prag 1856, Gottl, Haase’s Söhne, 8°.) S. 211. – Lotos (Prag, 8°.) 1852, S. 93: Biographie von Dr. Weitenweber.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schweiger’s.