BLKÖ:Stankovsky, Joseph Georg
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Stanzki, Franz | ||
Band: 37 (1878), ab Seite: 140. (Quelle) | |||
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[141] in der Prager Altstadt, dann hörte er zwei Jahre Rechte, und nachdem sein Vater die Wirthschaft in Calkovitze gekauft, wendete er sich dem Studium der Landwirthschaft zu. So verlebte er behufs seines landwirthschaftlichen Studiums das ganze Jahr 1865 auf dem Lande. Als aber Familienverhältnisse seinen Vater nöthigten, die Wirthschaft wieder zu verkaufen, begab der Sohn sich nach Prag, wo er im Jahre 1869 als Beamter in die Dienste der Versicherungsbank „Slavia“ eintrat. Doch gab er schon in einiger Zeit diese Stelle auf. verlobte sich im Jahre 1870 mit der Tochter des Pilsner Theater-Directors Paul Schwanda von Semčic[WS 1] [Bd. XXXII, S. 276], widmete sich nunmehr ausschließlich dem Schriftstellerberufe und zunächst auf dramatischem Gebiete. Seine ersten dramatischen Arbeiten aus den Jahren 1865 und 1866, mit welchen er sich auf das Prager ständische Theater noch nicht wagte, wurden auf kleineren böhmischen Bühnen öfter gegeben und in verschiedenen theatralischen Sammelwerken abgedruckt, so in der von Pospischil verlegten čechischen Theater-Bibliothek (Divadelní Bibliotéka) die einactigen Lustspiele „Braniboři v Čechách, d. i. Die Branibor in Böhmen (Heft 59); – „Hrajete v šachy“, d. i. Spielt Schach (Heft 64); – „Muzikanti“, d. i. Die Musikanten (Heft 74); – „Není doma“, d. i. Er ist nicht zu Hause (Heft 73); – dann in dem von Joseph Mikuláš Boleslavsky herausgegebenen Theater-Dilettanten (divadelní Ochotník): „Už ho máme“, d. i. Jetzt haben wir ihn (Band VI, Heft 1). – Auf dem Prager Landes-Theater debutirte er mit dem dramatischen Scherz „Hej Slovane!“, d. i. Auf, ihr Slaven, der am 2. Februar 1867 aufgeführt und auch im oberwähnten Ochotník divadelní abgedruckt wurde; und nun folgten rasch auf einander am 14. Februar d. J. das Lustspiel „Literární nádennici“, d. i. Literarische Taglöhner, und am 11. April d. J. der Schwank „Do zbraně“, d. i. Zur Wehr. Im Jahre 1868 brachte er am Jahresschluß den Scherz „O Sylvestru“, d. i. Am Sylvesterabend, (abgedruckt in Pospischil’s Theater-Bibliothek, Heft 118); – im Jahre 1869 schrieb er die dreiactige Posse: „Nedejme se!“, d. i. Wir geben nicht nach (in Pospischil’s Theater-Bibliothek, Heft 106), deren Ausführung auf der Prager Bühne von der Polizei verboten wurde, während sie auf dem Theater in Pilsen und in der Schmichover Arena bei Prag unter dem Titel: „Copy a šošy“, d. i. Zöpfe und Philister, mit Erfolg stattfand. Im Jahre 1871 kam seine Posse „Krakonos“, d. i. Rübezahl, im Sommer-Theater auf der Bastei und am 23. November 1872 sein historisches Drama „Žebráci“, d. i. Die Bettler, auf dem Prager Quai-Theater zur Aufführung. Auch hat er in den letzten Jahren eine Reihe größerer und kleinerer dramatischer Werke ins Čechische übertragen, welche theils auf den Theatern in Prag, theils auf jenem in Pilsen zur Aufführung gelangten und zum Theil auch in den beiden vorerwähnten theatralischen Sammelwerken abgedruckt erschienen, so z. B. Moreto’s „Donna Diana“ (Pospischil’s Theater-Bibliothek, Heft 86); – Calderon’s „Leben ein Traum“ (ebd., Heft 100); – dessen „Arzt seiner eigenen Ehre“, abgedruckt in Kober’s Sammlung dramatischer Schriften (Výbor dramatických spisů, Heft 11); – Anzengruber’s „Pfarrer von Kirchfeld“ (Farář z Podlesí) [142] und „Der Meineidbauer“ (Pospischil’s Theater-Bibliothek, Heft 114 und 97); – Bayard’s „Königin von sechzehn Jahren“; – Halm’s „Wildfeuer“ u. m. a. In Handschrift – und noch unausgeführt – besitzt er Calderon’s „Das öffentliche Geheimniß“, und Otto Ludwig’s „Die Makkabäer“. Aber nicht blos auf dramatischem Gebiete ist S. als Schriftsteller thätig, er hat auch noch folgende Schriften durch den Druck veröffentlicht: „Solových her a deklamací dva svazky“, d. i. Zwei Hefte Solospiele und Declamationen (Prag 1871, Mikulas); – „Král bidák“, d. i. König Bettler (ebd. 1871); – „Odboj Nizozemska proto Filipa II.“, d. i. Empörung der Niederlande gegen Philipp II. (ebd. 1872); dieses und das vorige im Verlage der Volks-Matice erschienen, und eine Uebersetzung des „Faust“ von Lenau (Prag 1873, J. Otto). Viele kleinere Arbeiten wechselnden Inhaltes sind in den čechischen Blättern: Světozor, Květy, d. i. Blüthen, Svoboda, d. i. Freiheit, Obrazy života, d. i. Bilder des Leben, Dělník, d. i. Der Arbeiter, und in anderen abgedruckt; darunter[WS 2] vor allen die in den Květy 1870 bis 1872 erschienenen kleineren spanischen Erzählungen und seine Beiträge zur Geschichte des čechischen Theater-Repertoires zu nennen sind.
Stankovsky, Joseph Georg (Schriftsteller, geb. zu Kamenna Vysoka 11. November 1844). Der Vater war Wirthschaftsdirector. Der Sohn besuchte in den Jahren 1856–1863 das Gymnasium- Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, Kober, Lex.-8°.) Bd. XI, S. 187.