BLKÖ:Simbschen, Karl Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Šimek, Ludwig Max
Band: 34 (1877), ab Seite: 312. (Quelle)
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Simbschen, Karl Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Maria Theresien-Ordensritter, geb. zu Mailand 26. Juli 1794, n. A. 1797, gest. zu Teplitz in Böhmen 26. März 1870). Ein Sohn des Maria Theresien-Ritters Joseph Anton Freih. von S. [S. 309] und Bruder Joseph’s (S. 304] und Ferdinand’s [S. 307, Nr. 1]. Dem Stande seines Vaters sich zuwendend, erhielt er in der k. k. Ingenieur-Akademie seine militärische Ausbildung. Sein unwiderstehlicher Drang, an dem Befreiungskriege theilzunehmen, veranlaßte seinen Eintritt in die active Armee, welcher im Juli 1813 als Lieutenant im Uhlanen-Regimente Graf Merveldt erfolgte. In den Gefechten bei Kramburg, Feistritz, Hohlenburg, dann bei der Cernirung Laibach’s zeigte der junge Officier ebenso viel Muth als Umsicht und so erhielt er denn ein eigenes Streif-Commando nach Idria. In Italien wohnte S. den Cernirungen von Palma nuova und Legnano, dann jener von Venedig bei und focht im Treffen bei Roverbella. Im März 1814 rückte er zum Oberlieutenant im Regimente vor. Im Feldzuge des Jahres 1815 stand S. in dem von Erzherzog Ferdinand d’Este befehligten Reservecorps, kämpfte bei Basel und Schlettstadt und wurde nach dem Friedensschlusse dem Generalstab zugetheilt. In diesem arbeitete er durch zehn Jahre bei der Triangulirung, wurde 1828 Rittmeister, 1831 Escadronscommandant. Im August 1838 rückte S. nach 25jähriger Dienstzeit zum Major bei Kaiser-Uhlanen, 1843 zum Oberstlieutenant vor und im Mai 1847 erhielt er als Oberst das Commando des 6. Dragoner-Regiments Graf Ficquelmont. Im October 1848 befand sich Oberst S. mit seinem Regimente bei der Einschließung von Wien und eröffnete mit dem Gefechte bei Parendorf am 16. December 1848 den Feldzug gegen die ungarischen Rebellen, welchen er im August 1849 mit der Besetzung von Orsova beschloß. Bei der Vorrückung der Hauptarmee nach Ofen befand sich Oberst S. mit seinem Regimente bei der Einschließung Komorn’s, bis er Mitte April in Pesth das Commando einer Cavallerie-Brigade im ersten Armeecorps übernahm. In den Gefechten von Rákos nächst Pesth (21. April 1849) und bei Komorn (26. April) zeichnete sich S. besonders aus und erhielt in Würdigung seiner Waffenthaten den Orden der eisernen Krone 2. Classe. Im ersteren führte er an der Spitze einer Division des Kürassier-Regimentes Graf Hardegg eine Attaque aus, welche das Gefecht entschied; im zweiten ordnete er die in der Reiter-Attaque des General-Majors Kißlinger in Unordnung gerathene Cavallerie mit großer Kaltblütigkeit und machte sie wieder kampffähig, wodurch der glückliche Ausgang des Gefechtes entschieden wurde. Ende Mai wurde Oberst S. General-Major und commandirte bei Eröffnung des Sommerfeldzuges 1849 eine Reiter-Brigade, anfänglich im ersten Armeecorps des Feldmarschall-Lieutenants Schlik, in der Division des Feldmarschall-Lieutenants Fürsten [313] Lobkowitz, später in der selbstständigen Cavallerie-Division Bechtold. In der ersten Schlacht von Komorn (2. Juli) erkämpfte sich S. das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Er befehligte damals in seiner Brigade sechs Escadronen Liechtenstein-Chevauxlegers, zwei Escadronen Erzherzog Johann-Dragoner und das Uhlanen-Regiment Kaiser. Der Kampf hatte den Tag hindurch, über ein großes Terrain ausgedehnt, gewährt, als in der sechsten Nachmittagsstunde ansehnliche feindliche Cavallerie gegen den Ácserwald, durch den unsere Truppen den Rückzug genommen, anrückten. Ohne sich lange zu besinnen, ritt S. mit acht Schwadronen seiner Reiter dem Feinde entgegen, attaquirte ihn divisionsweise und trieb ihn zurück, aber dieser hatte sich indessen verstärkt und schritt, 24 Schwadronen stark, unter Görgey’s persönlicher Leitung, zu neuem Angriff gegen die Unseren. Ehe aber der Feind noch zum eigentlichen Angriff schreiten konnte, war ihm General Simbschen zuvorgekommen, hatte seine Aufstellung genommen und sich nun mit solchem Ungestüm auf den Gegner geworfen, daß dieser sich alsbald in wilder Flucht in die Festung zurückzog. S. wurde für diese entschlossenen und den siegreichen Ausgang der Schlacht herbeiführenden, aus eigenem Antriebe ausgeführten Reiter-Attaquen im Capitel des Jahres 1850 einstimmig der Auszeichnung des Maria Theresien-Ordens würdig erkannt, welches aber nicht er selbst, sondern seine ganze Brigade für ihn verlangt hatte. Diese hatte unter ihm 48 Geschütze erobert und sich 281 Medaillen erkämpft. Auch am zweiten Schlachttage von Komorn (11. Juli), dann in der Schlacht bei Szöreg (5. August), in den Gefechten bei Besenyö (am 6.) und bei Csatád (am 8. August) wirkte S. in ausgezeichneter Weise mit, sich als einer der tüchtigsten Reiter-Generale der kaiserlichen Armee bewährend. Im letztgenannten Gefechte verfolgte er den total geschlagenen Feind und es fielen die beiden Rebellenhäuptlinge Lázár und Török, ferner 3000 Mann, 600 Pferde und 30 Geschütze bei Karansebes am 19. August in unsere Hände. Sechs Tage später, am 25. August, erfolgte ohne Schwertstreich die Besetzung Orsova’s. Simbschen’s Generalstabsofficier, der damalige Oberlieutenant Demel, hat in Streffleur’s Zeitschrift (siehe die Quellen) seines Generals Waffenthaten in jenen Tagen ausführlich geschildert. Im Mai 1854 erfolgte Simbschen’s Ernennung zum Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär im zweiten Cavallerie-Armeecorps. Im Februar 1857 wurde er Inhaber des 7. Huszaren-Regiments, dessen zweiter Inhaber er bis zu seinem Tode blieb, als das Regiment im Jahre 1864 den Namen des Prinzen Friedrich Karl von Preußen erhielt, und 1858 ernannte ihn der Kaiser zum Festungs-Commandanten von Theresienstadt. Im Juni 1863 feierte der General sein 50jähriges Dienstesjubiläum, bei welcher Gelegenheit ihm eine Deputation seines Huszaren-Regimentes einen Ehrensäbel überreichte. Im Herbst 1864 trat Feldmarschall-Lieutenant Baron S. in den Ruhestand über, bei welcher Gelegenheit ihm der Orden der eisernen Krone 1. Classe verliehen wurde. Nun zog sich der alte Waffenheld nach Schönau nächst Teplitz zurück, welche Gegend er noch in früheren Tagen liebgewonnen und in welcher er sich mit dem benachbarten Adel befreundet hatte. Dort lebte er noch mehrere Jahre, sein Hauptvergnügen bildete die Jagd, die [314] er mit Leidenschaft liebte, so daß er im Scherze nicht selten den Ausspruch that: „Der Mann fange erst beim Jäger an“. Trotz seines vorgerückten Alters ertrug er alle Strapazen, überwand alle Mühseligkeiten dieser oft ermüdenden und die ganze Manneskraft in Anspruch nehmenden Belustigung, auch war er ein tüchtiger Fußgeher, worin es ihm nicht leicht Einer gleichthat. Endlich aber machten sich die Wirkungen des Alters geltend, und vollends das Unglücksjahr 1866 gab dem alten Kämpen, der Oesterreichs Fahnen nur immer zu stolzen Siegen voranflattern sah, den Rest. Von dieser Zeit verfiel er sichtlich, ohne sich jedoch in seiner Jagdlust trotz der überhandnehmenden Gebrechlichkeit und Empfindlichkeit des Körpers stören zu lassen. Im Alter von 70 Jahren starb er. Sein Humor und seine soldatische Eigenart gab sich in seinem Testamente kund. So vermachte er seinen vermöglichen Freunden manche Andenken, meist Jagdgewehre, deren er eine hübsche Sammlung und darunter ganz vorzügliche besaß. Da er aber, wie es in der letztwilligen Verfügung hieß, nicht in der Lage wäre, seinen Jäger zu pensioniren, so bestimme er Geldsummen, um welche die Andenken von jenen eingelöst werden mußten. Der tapfere General ruht auf dem Friedhofe der Stadt Teplitz. Ein von Freundeshand errichtetes Monument schmückt seine Grabesstätte, darauf stehen mehrere auf den tapferen General passende Verse, welche von der jungen Fürstin Marie Auersperg, der Tochter des 1867 verstorbenen Fürsten Vincenz, des einstigen Freundes und Jagdgenossen Simbschen’s, gedichtet sind. Ein Fach- und unser Gewährsmann Andreas Graf Thürheim charakterisirt den General Simbschen als einen der tüchtigsten und praktischesten Reiter führ er, mit geniellem Coup d’oeil“ richtiger und gewandter Terrainbenützung, rasch im Entschlusse und energisch in der Ausführung, streng und genau im Dienste, aber Feind jeder unnützen Plackerei. Für seine Untergebenen fürsorgend, genoß er ihr Vertrauen und ihre Liebe.

Oesterreichisch-ungarische Wehr-Zeitung (Wien, 4°.)1870, Nr. 38. – Teplitz-Schönauer Anzeiger 1865, IV. Bd., S. 105 und 1870, Nr. 18. – Streffleur, Oesterreichische militärische Zeitschrift (Wien, gr. 8°.) VI. Jahrg. (1865), Bd. IV, S. 195; VII. Jahrg. (1866), Bd. I, S. 65, 219 und 303: „Die Cavallerie-Brigade des Generals Karl Baron von Simbschen im ungarischen Feldzuge 1849“; 1870, Bd. I, S. 119. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.), S. 1692 und 1754. – Thürheim (Andreas Graf), Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, Geitler, gr. 8°.) Bd. I: Cürassiere und Dragoner“, S. 305, 306 und 313; Bd. II: „Die Huszaren“. S. 187; Bd. III: „Die Uhlanen“. S. 107–110, 113 und 114. – Derselbe, Licht- und Schattenbilder aus dem Soldatenleben und der Gesellschaft (Prag 1876, Dominicus, 8°.) S. 280.
Porträt. Unterschrift: Karl Freiherr von Simbschen (daneben das Facsimile seines Namenszuges: Carl Simbschen. FML.) | k. k. Feldmarschall-Lieutenant | Prinzhofer 1854 (lith.). Gedruckt bei J. Höfelich’s Witwe (Halbfol.).