BLKÖ:Simbschen, Joseph Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Šimbera, Thomas
Band: 34 (1877), ab Seite: 304. (Quelle)
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Simbschen, Joseph Freiherr (k. k. Oberst und Maria Theresien-Ordens-Ritter, geboren zu Skare in der Likka 2. Februar 1783, gestorben zu Milletin in Böhmen 7. März 1824). Ein Sohn des Feldzeugmeisters Joseph Anton Freiherrn von S. [siehe S. 309] und Bruder des Freiherrn Ferdinand [S. 307] und Karl [S. 312]. Aus alter siebenbürgischer Familie, über welche die Genealogie in den Quellen nähere Nachrichten bringt und eine Darstellung des heutigen Familienstandes die beigegebene Stammtafel enthält. Erst fünfzehn Jahre alt, war S. bereits Fähnrich im damaligen Gyulay’schen Freicorps, im Feldzug des Jahres 1805 machte als Hauptmann im Generalstabe mit, jenen des Jahres 1809 als Major in der [305] damals neu aufgestellten slavonisch-syrmischen Huszaren-Division. Aus derselben kam er in das Gradiskaner Grenz-Regiment, wurde Mitte August 1813 Oberstlieutenant im Regimente und commandirte in dieser Eigenschaft das erste Bataillon dieses Regimentes in den Befreiungskriegen mit bewunderungswürdiger Tapferkeit, rückte in Würdigung derselben im Februar 1814 zum Obersten vor, als welcher er in einigen Jahren in das Szluiner Grenz-Regiment übersetzt wurde und dort auch im schönsten Mannesalter von erst 45 Jahren starb. Die Zeit seines Waffendienstes ist durch mehrere Heldenthaten bezeichnet, welche bleibender Erinnerung würdig sind. Am 15. August 1813, als die Vorrückung gegen Dresden Statt hatte, stand S. auf Vorposten bei Plauen. Als Simbschen am 26. Früh aus der Gegend von Corbitz und Lölda starkes Geschützfeuer vernahm, vermuthete er die Ankunft des Feldmarschall-Lieutenants Mesko auf dem linken Flügel und die Eröffnung des Kampfes durch ihn. Um nun diesen Angriff zu unterstützen, rückte S., ohne Befehl erhalten zu haben, aus eigenem Antriebe vor und suchte dem Feinde in die linke Flanke zu kommen. Nachdem er von seinem Vorhaben Bericht erstattet, griff er die Pulvermühle, die Brücke, den Holzhof und alle anderen in dieser Richtung gelegenen, vom Feinde besetzten Objecte an, nahm sie alle der Reihe nach trotz der mannhaftesten Gegenwehr von Seite des Feindes und behauptete sie so lange, bis die Generale Graf Crenneville und Greth mit ihren Truppen herbeigekommen waren, worauf das Gefecht ein allgemeines wurde. Aber durch diesen Vorgang waren die Franzosen genöthigt worden, sich in die verschanzte Vorstadt zurückzuziehen und unsererseits war die Verbindung mit Mesko bewerkstelligt und dessen Vorrückung begünstigt. Oberstlieutenant Simbschen verlor bei dieser Gelegenheit durch einen Schuß sein Pferd unter dem Leibe. – Am ersten Schlachttage bei Leipzig hatte S. von dem General der Cavallerie Grafen Merveldt Befehl, während des Angriffes die Auen und Gebüsche längs der Elster und dem Flußgraben bis gegen Connewitz zu durchstreifen und in dieser Gegend unsere linke Flanke zu decken. In Ausführung dieses Befehles drang S. über Schleusig, Klein-Zschocher bis an Leipzig’s Gärten vor. Dort nahm er, so sehr er sich auch exponirte, seine Aufstellung, entschlossen, auf alle Fälle sie zu behaupten, weil sie einen Umblick auf einen großen Theil des Schlachtfeldes gewährte und die Verbindung mit dem vom Feldzeugmeister Grafen Gyulay befehligten linken Flügel sicherte. In der That konnte S. von seinem Standpuncte, dem Kaffeehause in Schleusig, aus alle Bewegungen des Feindes beobachten, sofort die nöthigen Meldungen und unter diesen die wichtige von der Ankunft und Mitwirkung am Kampfe der Blücher’schen Armee machen. Als er am 17. Befehl erhielt, nur ein kleines Commando in Schleusig zurückzulassen und mit dem Reste des Bataillons nach Gautsch zu rücken, gelang es seinen Gegenvorstellungen, in welchen er die Wichtigkeit dieses Postens bewies, die fernere ungeschwächte Besetzung seines Postens zu erwirken. In der That erwies sich auch glänzend seine Voraussicht im weiteren Verlaufe des Gefechtsganges, denn am 18. hinderte er durch seine Aufstellung die Franzosen an ihrem Vorhaben, sich einen Rückzug über die Brücke bei Schleusig und Zschocher mit den Waffen zu erzwingen; als sie unter dem Schutze eines heftigen [306] Geschützfeuers gegen Mittag Schleusig zu stürmen begonnen und schon gegen die Brücke vordrangen, warf sich ihnen S. mit der ersten Division seiner Gradiskaner entgegen und sie von der Brücke zurück, welche er während des erbittertsten Gefechtes anzünden und verbrennen ließ; die Brücke bei Zschocher wurde auch zerstört und die Versuche der Franzosen, sich der Aue und Passage vor Leipzig über Schleusig nach Markranstädt zu bemächtigen, wurden durch S.’s Umsicht und Tapferkeit vereitelt. Als dann am folgenden Tage, am 19., der Feind den vollen Rückzug antrat, erhielt S. von dem Interims-Commandanten Feldmarschall-Lieutenant Baron 14/292 Lederer neuerdings den Befehl, seine Stellung zu verlassen und nach Pegau abzurücken. Da aber S. gewahrte, wie der fliehende Feind sich einen Weg durch die Auen zu bahnen suchte, beschloß S. auf eigene Gefahr hin, seinen Posten nicht zu verlassen und trat seinen Marsch auch erst in der Nacht auf den 20. an, nachdem ihn Feldmarschall-Lieutenant Bianchi auf sein Ansuchen durch eine andere Truppe hatte ablösen lassen. Diese entschiedene Behauptung seiner Aufstellung war von großen Folgen. Durch die Sperrung dieser Passage erlitten die Franzosen einen großen Verlust an Gefangenen und Geschützen, und als Fürst Poniatowski, um seinen Verfolgern, den Grenzern, zu entgehen, auf dieser Seite einen Ausweg suchte, fand er den Tod in den Wellen der Elster. Simbschen selbst hatte bei dieser Gelegenheit 7 Officiere und 470 Mann zu Gefangenen gemacht. Für dieses ausgezeichnete und in seinen Folgen so wichtige Verhalten wurde S. im Capitel des Jahres 1815 mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens geschmückt. Bei der weiteren Vorrückung der verbündeten Heere erhielt S. das Commando einer Fußtruppe von 600 Mann und zwei Züge Huszaren, mit denen ihn Feldmarschall-Lieutenant Bubna von Lausanne die Rhone aufwärts sandte. Er hatte die Aufgabe, die Verbindungslinie der französisch-italienischen Armeen über den Simplon und St. Bernhard zu unterbrechen, Nachrichten über den Stand der Dinge jenseits der Alpen einzuziehen, die Walliser für das Interesse der Verbündeten zu gewinnen und gegen die Franzosen zu bewaffnen. Am 28. December 1813 traf er in Saint Maurice, ein, gewann das Vertrauen der Walliser, welche sofort ein Jäger-Bataillon von sieben Compagnien errichteten. Simplon und St. Bernhard wurden besetzt, und als der Feind am 1. und 2. Jänner 1814 von Italien her seine Angriffe unternahm, traf er auf entschiedenen Widerstand, der ihn zum Rückzuge nöthigte. Durch Sprengung eines Theiles der vom St. Bernhard nach Aosta führenden Straße, welche S. vornehmen ließ, wurde jeder weitere Angriff italienischerseits vereitelt. S. selbst begab sich nun nach der savoyischen Stadt Thonon, aber dessen Bewohner zu einer Erhebung zu Gunsten ihres rechtmäßigen Herrn, des Königs von Sardinien, zu bewegen, wollte ihm nicht gelingen, worauf denn sein Hauptaugenwerk auf das Walliserland gerichtet blieb und er mit der im Interesse der Verbündeten organsirten Bewaffnung seiner Bewohner allen Angriffen des Feindes begegnen konnte. Noch im Februar d. J. wurde S. zum Obersten befördert. Nach mehreren Jahren fand seine Uebersetzung in das Szluiner Grenz-Regiment Statt. Er starb in der Vollkraft seines Lebens, erst 41 Jahre alt. Aus seiner Ehe mit Anna von Falge stammen vier Söhne, welche [307] aus der Stammtafel ersichtlich sind. Zweier derselben, der k. k. Obersten Eugen und Karl, geschieht in den Quellen Nr. 2 u. 7 besondere Erwähnung.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1238 und 1749 [gibt 1781, als sein Geburtsjahr an].