BLKÖ:Schweigel, Andreas

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Schweikart, Karl
Nächster>>>
Schweigl, Eugen
Band: 32 (1876), ab Seite: 350. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Andreas Schweigel in der Wikipedia
Andreas Schweigel in Wikidata
GND-Eintrag: 138377944, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Schweigel, Andreas|32|350|}}

Schweigel, auch Schweigl, Andreas (Bildhauer, geb. zu Brünn 30. November 1733, gest. ebenda 24. März 1812). Andreas Schweigel’s Vater Anton (gest. 23. April 1761) war Bürger in Brünn und daselbst als Bildhauer ansässig. Er arbeitete in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und galt zu seiner Zeit für einen tüchtigen Meister. Als Werke seines Meißels werden die Bildhauerarbeiten in der Kirche zu Kyritein in Mähren und ein Crucifix von Stein in der Kirche zu Zwole bezeichnet. [351] Der Sohn Andreas erhielt den ersten Unterricht in der Kunst von seinem Vater, dann ging er nach Wien, wo er an der dortigen Kunstakademie sein Talent weiter ausbildete. Er studirte nach den besten Mustern und verwendete ebenso auf den figuralen, als den ornamentalen Theil seiner Werke große Sorgfalt. Als er noch im Vaterhause lernte und arbeitete, läuterte er seinen Geschmack durch das Studium der Gemälde, Kupferstiche und Handzeichnungen, welche in der Sammlung seines Vaters sich befanden, und aus denen er Ideen für seine eigenen Compositionen schöpfte und frühzeitig eine sichere, correcte Zeichnung bei Ausführung seiner Werke sich aneignete. Ein weiteres und nicht geringes Bildungsmoment lag in dem Umstande, daß er zur Zeit, als er noch im Elternhause arbeitete, aus mehreren gleichaltrigen Kunstjüngern eine Art häuslicher Kunstakademie bildete, in welcher es nicht an künstlerischem Wetteifer, diesem mächtigen Hebel begabter Jünglinge, fehlte. Während seines Aufenthaltes in Wien befreundete sich S. mit mehreren Kunstjüngern, die in der Folge in der Kunstwelt sich einen Namen erworben, von denen hier die Brüder Palko [Bd. XXI, S. 223], Paul Troger, Martin Schmidt, bekannt unter dem Namen der Kremser-Schmidt [Bd. XXX, S. 291, Nr. 87] der Bildhauer Winterhalter u. s. w. genannt seien. Schweigel, ein echtes Künstlergemüth, liebte es, seine jungen Freunde zu porträtiren, das heißt ihre Bildnisse in Relief-Medaillons oder lebensgroßen Büsten auszuführen und so für sich, wie Andere ein papiernes, ein steinernes Stammbuch anzulegen. Mehrere dieser Büsten gelangten später in Besitz des Brünner Schriftstellers Ernst Hawlik [Bd. VIII, S. 101], dessen Arbeiten mitunter schätzbares Materiale über mährische Künstler enthalten. Nachdem S. seine Studien in Wien beendet, kehrte er in sein Vaterland zurück und bald wurde man auf die Arbeiten des jungen, tüchtigen Künstlers aufmerksam. Wenn man bis dahin wegen Mangels an heimischen Kräften Künstler aus der Fremde herbeiholte, so kam diese Sitte bald ab, da man an Schweigel eine vaterländische Kraft besaß, die mit Ausführung der erforderlichen Bildhauerarbeiten betraut werden konnte. So sind denn die meisten bedeutenderen Bildhauerwerke in den Kirchen Mährens und Oesterreichisch-Schlesiens aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, deren Uebersicht wir auf S. 352 folgen lassen, aus S.’s Meißel hervorgegangen. Besonders gerühmt werden von Andreas Schweigel’s Werken jene in der Domkirche zu St. Peter in Brünn, wo sich auch zwei schöne Altarblätter von Martin Schmidt: „Die Taufe Christi“ und „Der Tod der h. Barbara“, befinden. Anläßlich der Arbeiten beider Künstler berichtet uns Hawlik, daß man beim Anblicke ihrer Werke in dieser Kirche die Ueberzeugung gewinnt, es hätten Schweigel und Schmidt gleichsam mitsammen gewetteifert, in ihren daselbst befindlichen Werken ein gemeinsames Denkmal ihres genialen Künstlerwirkens zu hinterlegen. Auch erfahren wir von Hawlik einen schönen Charakterzug Schweigel’s, der sich gegenüber dem wegwerfenden Urtheile, welches der Brünner Bischof über die noch nicht gehörig aufgestellten Altarbilder Schmidt’s zu fällen beliebte, des abwesenden Künstlers mannhaft annahm und dem Bischof bedeutete, die entsprechende Aufstellung der Bilder abzuwarten und dann erst ein Urtheil zu fällen. Der Bischof ließ sich diese herbe [352] Weisung gefallen und nahm sie dem wackeren Schweigel um so weniger übel, als er nach Besichtigung der nun in die Altäre ordentlich eingestellten Bilder die Schönheit derselben selbst anerkannte und bewunderte. Zu anderen bedeutenden Arbeiten des Künstlers zählt man auch jene in der Kirche zu Tischnowitz. Insbesondere sollen ihm Engel und Kindergestalten gelungen sein, und alle seine Werke neben großer Naturwahrheit in Gestalt und Stellung überhaupt eine ungemein gefällige Form auszeichnen. In der ersten Zeit seiner Kunstübung soll S. auch in Oel gemalt haben, was bei seiner Art, in der Sammlung von Oelbildern seines Vaters zu studiren, gar nicht unwahrscheinlich ist. Das Hochaltarbild in der Pfarrkirche zu Wolframitz im Znaimer Kreise Mährens wird als sein Werk bezeichnet und bekundet, wenn dieß der Fall, eine nicht geringe Kunstfertigkeit S.’s auch im Gebiete der Oelmalerei. Schweigel war aber nicht blos Bildhauer und Künstler, sondern, was noch heute zu Tage hier zu Lande gar selten, ein Mann von Bildung, der auch über Meißel und Pinsel hinaus etwas gelernt hatte und dafür zeitlebens Interesse behielt. So interessirte sich S. um den Zustand der Kunst in seinem Vaterlande und sammelte Notizen über die einzelnen Werke der Baukunst, Plastik und Malerei in Mähren, welche später in den Besitz des vorerwähnten Ernst Hawlik gelangten und von diesem bei seinen kunstgeschichtlichen Arbeiten über Mähren auch benützt wurden. Schweigel starb im hohen Alter von 77 Jahren, einen geachteten Namen als Mensch und Künstler hinterlassend.

Uebersicht der Bildhauerarbeiten Andreas Schweigel’ s. In Brünn, und zwar in der Domkirche zu St. Peter und Paul: In Stucco gearbeitet der Gruß der Mutter Gottes durch den Erzengel, an der Rückwand des Altars einer an die Epistelseite des Presbyteriums angebauten Capelle; – Stuccoarbeiten an den Seitenaltären des h. Kreuzes und der HH. Cyrill und Methud im Kirchenschiffe, mit zwei Seitenfiguren von Gyps, und Verzierungen an der Kanzel, an den Altarnischen und am Baldachin über dem Hochaltar; – endlich Basreliefs über den zwei Seiteneingängen; – in der Filialkirche zum Erzengel Michael ebenda: Die HH. Rosalia, Maria Magdalena und Johann von Nepomuk bei Altären im Schiffe der Kirche; – in der Stadtpfarre zum h. Jacob: Bildsäulen und Bildhauerarbeiten zu den 1750 an Stelle der hölzernen erbauten steinernen Altären; – in der Kirche Mariä Opferung im Brünner adeligen Damenstifte „Maria Schul“: Bildhauerarbeiten zu den Altären; – in der St. Josephskirche beim Nonnenkloster der Ursulinerinen: Altar-Bildhauerarbeiten; – in der Kirche der h. Magdalena: Alle Bildhauerarbeiten seit 1759 und 1760, mit Ausnahme jener am St. Antons-Altare; – in der Pfarrkirche zur Himmelfahrt Mariä: Bildhauerarbeiten: das h. Kreuz und die schmerzhafte Mutter Gottes, 1784; dann sämmtliche Bildsäulen am Hochaltar; – in der ehemaligen Conventkirche des Dominikaner-Nonnenklosters: Die Bildhauerarbeiten, Marmorirung und Vergoldung zu den acht Seitenaltären; – in der Kirche der Vorstadtpfarre Obrowitz bei Brünn: Stucco- und Bildhauerarbeiten an der Kanzel und dem alten Altare; ferner das Grabdenkmal des Stifters der Abtei, Leo Grafen v. Klobauk, 1782; – in der Kirche der Pfarre zu Wranau: Ein Altar mit Gypsfiguren auf dem Gebetchor hinter dem Hochaltar; Architectur und Statuen zu allen Altären, mit Ausnahme des Hochaltars und jenes des h. Franz de Paula; – in der St. Georgskirche der Local-Curatie Czebin: Bildhauer- und Staffirarbeiten am Hochaltar; – in der Pfarrkirche zu Raigern (nur wahrscheinlich): Gypsfiguren zu den drei Altären; – in der Stiftskirche ebenda: Die Arbeiten am Hochaltar, nämlich der eigentliche Opferaltar mit rothmarmorner Tumba und dem theilweise vergoldeten Tabernakel, an dessen jeder Seite ein ganz vergoldeter Cherubin in anbetender Stellung und darüber eine auf Säulen ruhende, mit dem Benedictinerkreuz gekrönte Kuppel; ferner [353] Statuen zu Seitenaltären; – in der Pfarrkirche zu Rossitz: Mehrere Marmorir-, Bildhauer- und Staffirarbeiten an den Altären, an der Kanzel und dem Taufbrunnen; – in der Pfarrkirche zu Oslowan: Alabastrirte Figuren an den Seitenaltären zum h. Joseph und Johann von Nep.; – in der Pfarrkirche St. Wenzel zu Nikolsburg: Der Tabernakel am Hochaltar, von schönem grauem Marmor, in Form eines Tempels mit vier Figuren [wird von Einigen für Arbeit des Vaters unseres Künstlers gehalten]; – in der Pfarrkirche St. Johann Bapt. ebenda: Der taufende Apostel Philipp in goldbronzirter, erhabener Arbeit, an der Rückwand des Altars der Taufcapelle; – in der Kirche der Local-Curatie Klentnitz: Bildhauerarbeiten an den zwei Altären; – in der Pfarrkirche zu Joslowitz: Bildhauerarbeiten an den Seitenaltären zum h. Johann von Nepomuk und zur Flucht nach Egypten; dann die Kanzel; – in der Pfarrkirche zu Nikoltschitz: Bildhauerarbeiten an den drei Altären; – in der Pfarrkirche zu Kiritein: Fast sämmtliche Bildhauerarbeiten an acht Altären und die Kanzel, deren Untertheil von Marmor ist; – in der Pfarrkirche zu Slaup: Das aus Holz geschnitzte vergoldete Tabernakel mit Cherubins und kleinen Engeln an jeder Seite; – in der Kirche der Local-Curatie zu Czernowitz: Das Tabernakel sammt Beiwerk am Hochaltar; – in der Pfarrkirche zu Dieditz: Alle Bildhauerarbeiten, die Kanzel und der Taufbrunnen; – in der Schloß- oder Propsteikirche zu Pöltenberg: Alle Bildhauerarbeiten; – in der Pfarrkirche zu Zierotitz: Alle Bildhauerarbeiten an den Altären, der Kanzel und dem Taufbrunnen; – in der Pfarrkirche zu Sternberg: Stucco- und Bildhauerarbeiten am h. Abendmahl-, h. Kreuz-, h. Augustin- und Nepomuk-Altare, sowie an der Kanzel; – in der Pfarrkirche zu Bisenz: Das Hochaltar; – in der Pfarrkirche zu Gaja: Bildsäulen der HH. Cyrill und Methud am Hochaltar; – in der Pfarrkirche zu Mistrzin: Aus Holz geschnitzte Bildsäule der Mutter Gottes am Hochaltar; – in der Pfarrkirche zu Ungarisch-Hradisch: Eine schmerzhafte Mutter Gottes am Seitenaltar zum Herzen Jesu und an dem zur h. Barbara; sowie die Kanzel (1784); – in der Pfarrkirche zu Buchlowitz: Figuren der Mutter Gottes und Johann’s von Nepomuk an den zwei Seitenaltären; – in der ehemal. Servitenkirche zu Wessely: Bildhauer- und Stuccoarbeiten an den Altären; – in der Pfarrkirche zu Gewitsch: Alle Bildhauerarbeiten, sammt jenen auf der Kanzel von Holz, dem Taufbrunnen, dem Musikchor, sowie auch die Tischler-, Marmorir-, und Staffirarbeiten (um 1000 fl. und Verpflegung); – in der Pfarrkirche zu Zwittau: Alle Bildhauer-, Stucco- und Staffirarbeiten, sowohl an den Altären, als auch an der Kanzel, dem marmornen Taufstein und der von Ignaz Staudinger in Engelsberg 1798 verfertigten Orgel; im Vereine mit A. Joch in Brünn; – in der Schloßkirche zu Wisowitz: Bildhauerarbeiten an den zwei Seitenaltären zum h. Franz Seraph und Johann von Nepomuk; – in der Pfarrkirche zu Tobitschau: Bildhauerarbeiten an den Stöcken der fünf Altäre, am Taufbrunnen und der gemauerten Kanzel, mit Ausnahme der h. Landespatrone von Mähren, dann der Stein-Statue des h. Wenzel, nebst zwei Engeln am Hochaltar, welch letztere von J. Fritsch sind.
Zur Biographie. Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1813, S. 522. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. VIII, S. 366, Nr. 2. – Dlabacz (Gottfr. J.). Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, G. Haase, 4°.) Bd. III, Sp. 79 [wenn ihn Dlabacz zu Berlin in Mähren geboren sein läßt, so ist das nur ein etwas lustiger Druckfehler, da es statt Berlin – Brünn heißen soll]. – Wolny, Kirchliche Topographie von Mähren (Brünn, gr. 8°.) Brünner Diöcese. Bd. I, S. 16, 49, 67, 83, 110, 137, 145, 166, 185, 232, 317, 318, 328, 405, 409; Bd. II, S. 2, 12, 41, 55, 85, 148, 223, 240, 329, 339, 379; Bd. III, S. 429; Bd. IV, S. 155, 259; – Olmützer Diöcese, Bd. II, S. 31, 45, 63, 132, 144, 170, 190, 200, 219, 312, 417; Bd. III, S 3, 189, 383, 418, 421, 429, 436, 439; Bd. IV, S. 72, 248, 311; Bd. V, S. 85.