BLKÖ:Schwarzenberg, Ernst Fürst

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 33 (1877), ab Seite: 39. (Quelle)
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Schwarzenberg, Ernst Fürst (Bischof von Raab, geb. 29. Mai 1773, gest. 14. März 1821). Ernst ist ein Sohn des Fürsten Johann Nepomuk aus dessen Ehe mit Maria Eleonora Gräfin Oettingen-Wallerstein. Der Sieger bei Leipzig, Fürst Karl, ist Ernst’s Bruder. Sein jüngerer Zwillingsbruder Franz de Paula starb schon im Alter von 16 Jahren (3. Februar 1789). Gleich seinem Zwillingsbruder zum geistlichen Stande bestimmt, [40] wurde er bereits 1782, damals 9 Jahre alt, als Domicellar bei dem Erzstifte Cöln aufgenommen. Seinem künftigen Berufe entsprechend wurde Fürst Ernst erzogen, vollendete unter der Leitung des damaligen Professors der Theologie, Probst Tobenz, die theologischen Studien und wurde im Jahre 1792, damals 19 Jahre alt, Domherr am Stifte zu Lüttich. Der französischen Revolution fielen alsbald sowohl das Cölner als das Lütticher Stift zum Opfer, in Folge dessen wurde der um seine Stellen beraubte Fürst Ernst Domcapitular im Erzstifte Salzburg und 1797 im Hochstifte Passau. Als Domcapitular von Salzburg wählte der Fürst seinen bleibenden Wohnsitz in dieser Stadt und blieb daselbst bis zur Aufhebung der Stifte Salzburg und Passau. Obwohl ihm nun der Rücktritt in’s weltliche Leben freigestellt blieb, verließ er doch nicht die einmal betretene Laufbahn und ließ sich im Jahre 1807 in Wien durch den Erzbischof Colloredo zum Priester ordiniren. Im folgenden Jahre ernannte ihn Kaiser Franz zum Domherrn in Gran, 1816 zum Erzpriester des Schloßberger Districts, in welcher Eigenschaft er eine Visitation seines Erzstiftes vornahm, und im August 1818 zum Bischofe von Raab, welches 220 Jahre vorher sein Ahnherr Adolph erstürmt. Als Bischof am 14. März 1819 consecrirt, hielt er am 24. desselben Monats seinen feierlichen Einzug in die Domkirche. Bei dieser Gelegenheit erschienen nicht weniger denn sechs Festschriften in Prosa und in Versen in deutscher und lateinischer Sprache. Nicht lange sollte es ihm gegönnt sein, sein bischöfliches Amt auszuüben. Im Sommer 1820 bereiste er zur Ertheilung der Firmung, bei welcher Gelegenheit an 40.000 Menschen dieses Sacrament aus seinen Händen empfingen, seine Diöcese; im folgenden Jahre begab er sich zum Besuche seiner Verwandten nach Wien, daselbst erkrankte er bald nach seiner Ankunft und starb nach kurzem Leiden, erst 48 Jahre alt, an demselben Tage (14. März), an welchem er zwei Jahre zuvor zum Bischofe consecrirt worden war. Als Kirchenfürst durch Gottesfurcht und Wohlthätigkeit Anderen seines Berufes eine glänzende Leuchte, war er auch durch seine Bildung und namentlich seine Liebe zur Kunst, in welcher er überdieß ein ausgezeichneter Dilettant war, bemerkenswerth. Besonders an seinen Salzburger Aufenthalt (1795 bis 1807) knüpfen sich unvergeßliche Erinnerungen. Mit entschiedenem Sinne für Naturschönheiten begabt, widmete er sich mit der ganzen Seele dem künstlerischen Genusse derselben. Seine Mappen enthalten eine reiche Sammlung von seiner Hand gefertigter Ansichten der herrlichsten Puncte dieses mit solchen verschwenderisch ausgestatteten Gebirgslandes. Er besaß nicht nur die Gabe, zu schauen, sondern auch die, das Geschaute mit künstlerischem Griffel wiederzugeben. Graf Spaur in seinen „Spaziergängen in den Umgebungen Salzburgs“ gedenkt an mehreren Stellen der trefflichen, nach der Natur gezeichneten Blätter des Fürsten, unter anderen besonders der Zeichnung des Gollinger Wasserfalles, den auch der Fürst erst den Besuchern hatte zugänglich machen lassen. Am schönsten aber bethätigte der Fürst seine Empfänglichkeit für die Reize der Natur durch die herrlichen Parkanlagen im Schlosse Aigen, die, noch bis zum heutigen Tage erhalten, von Kennern landschaftlicher Schönheiten den lieblichsten beigezählt werden, was der Continent in dieser Art besitzt. Auch ein Freund der Musik, versammelte [41] der Fürst öfter ausübende Künstler, wie Michael Haydn, Hackel u. A., um sich, um sich im Kreise derselben an den Werken der Tonkunst zu erquicken, und ließ begabte Talente, so unter anderen die leider in der schönsten Jugend zu Venedig verstorbene Salzburgerin Elisabeth Neukom, musikalisch ausbilden. Seine Charakteristik im Lapidarstyle lautet: „Ein würdevoller Priester, Bildner des Clerus und Förderer religiöser Jugenderziehung, Erwecker und Läuterer des Kirchengesanges – überhaupt Freund der Musik – feuriger Prediger und eifriger bischöflicher Hirt; gütig, herablassend und freigebig“. Daß man doch allen Kirchenfürsten solche, wenngleich kurze, doch Alles sagende Standrede halten könnte!

Conversationsblatt (herausgegeben von Franz Gräffer) III. Jahrg (1821), Bd. I, S. 273: Nekrolog – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) 1819, Intelligenzblatt Nr. 31: „Inthronisirung des Fürsten Ernst von Schwarzenberg“. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 1819, Nr. 92; 1821, Nr. 47 u. 48. – Pillwein (Bened.), Biographische Schilderungen oder Lexikon Salzburgischer theils verstorbener, theils lebender Künstler u. s. w. (Salzburg 1821, Mayr, kl. 8°.) S. 218.