Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 7 (1861), ab Seite: 156. (Quelle)
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Hackel, Anton (Liedercompositeur, geb. in Wien 11. April 1799, gest. 1. Juli 1846). Sohn des Doctors der Arzneikunde Johann Christoph H. [s. d. Folgenden]. Verlor, 15 Jahre alt, seinen Vater, und den ursprünglichen Plan, sich der Medicin zu widmen, mußte er, seiner Familienverhältnisse wegen, aufgeben. Nach vollendeten Humanitätsclassen trat er bei der Hof-Baudirection ein, wo er 1829 Rechnungsführers-Adjunct, 1844 Hof-Bauamts-Concipist wurde. Schon in früher Jugend zeigte er Talent für die Musik, welches sein Vater, selbst ein gründlicher Musiker, ausbilden ließ. Franz Freystädter [Bd. IV, S. 355] und Emanuel Alois Förster [Bd. IV, S. 273] waren seine Lehrer; überdieß lebte Hackel in einer Periode, da Beethoven, Schubert, Abbé Stadler, Seyfried und Weigl die kräftigen Vertreter deutschen Sanges in Wien waren. Nach gründlicher Ausbildung trat er mit kleineren Compositionen versuchsweise auf; als diese Beifall fanden, schrieb er Größeres. Allgemein bekannt wurde er, als sein Tongemälde, „Die nächtliche Heerschau“ von Zedlitz, die Runde durch Deutschland und Frankreich machte. Im Jahre 1824 übernahm er die Leitung des Musikfaches im „lithographischen Institute“ zu Wien, dessen Eigenthümer Graf Ferdinand Palffy war; betheiligte sich auch mit einem Capitalsbetrage daran, kam aber zu Schaden, den er lange nicht verschmerzen konnte. Im Jahre 1839 wurde er von einer schmerzlichen Krankheit ergriffen, erholte sich, aber wieder, ohne jedoch ganz genesen zu können. So die letzten Jahre leidend, erlag er nach langer Krankheit im schönen Mannesalter von 47 Jahren. In diesem Leiden blieb seine geistige Thätigkeit ungelähmt. Er war ein fruchtbarer Compositeur. 1822 schrieb er ein Requiem und eine Landmesse, dann einige Vocal-Quartetten, als: „Die drei Sterne“, „Das Ständchen“, [157] „Die Huldigung“, „An die Sonne“; einige Militär-Märsche, 1824 eine große Messe und eine komische Operette, wozu Dr. Fleckles das Textbuch schrieb. Seine eigentliche Stärke war aber die Lieder-Composition. Bis zum Schlusse des Jahres 1845 brachte er in mehr als 90 Opuszahlen mehr als 300 Liedercompositionen, theils für eine Singstimme mit Begleitung des Piano, theils Duo’s, Terzetten, Quartetten, Chöre u. dgl. m. Unter seinen Liedern wurden besonders beliebt: „Das Weib des Räubers“, „Gewonnen und verloren“, „Der Deserteur“, „Der alte Matrose“, „Abschied vom Lieb“, „Der Heidegang“, „Die Seelieder“, „Die Ruine“, „Das Gebet“, „Die Nachtphantome“, „Abendlied der Waise“, „Der Traum“, „In die Ferne“, „Die beiden Nachtigallen“, „Die beiden Rosen“, „Berg und Thal“. Im Jahre vor seinem Tode vollendete er den Liedercyclus aus J. N. Vogl’s „Waldhornisten-Liedern“, welcher unter dem Titel: „Jäger und Müllerin“ gedruckt erschien (Wien, O. Witzendorf). In seinen letzten Leidenstagen componirte er noch den Choralgesang: „Des Barden Grablied“. Dieß war Hackel’s letztes Werk und wurde seinem Wunsche gemäß, am Grabe gesungen. Ohne außerordentliche Erfindungsgabe und überraschende Ideen zu besitzen, ist ein gefälliger Ton und Gemüthlichkeit seinen Compositionen eigen. Sie reißen nicht hin, aber man hört ihnen gern zu. Sein Nachlaß kam in die Hände seiner Schwester und Erbin Maria, vermälten Frau Mayerhofer.

Weigl (Franz X.), Erinnerung an Anton Hackel (Wien 1847, Anton Benko, 8°., mit Abbild des Grabmonumentes). – Schilling (G.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 139. – Wiener allgemeine Musik-Zeitung, herausg. von Aug. Schmidt, VI. Jahrg. (1846), Nr. 91: „Anton Hackel, biograph. Skizze von Ernst Rose“ [nach dieser ist H. am 17. April 1799 geboren, was irrig ist, denn der Grabstein, dann Weigl, Schilling u. A. geben den 11. April an]. – Dieselbe 1846, S. 532 – und 1847, S. 165. – Schladebach (Julius), Universal-Lexikon der Tonkunst, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden 1856, Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 290 [mit der irrigen Angabe des 17. April als Hackel’s Geburtstag, auch sonst mit sehr dürftigen Daten; nicht einmal seines Tongemäldes „Die nächtliche Heerschau“ ist gedacht. Es ist immer dieselbe Erscheinung in diesen deutschen Compilationen: die Oesterreicher werden darin mit einer beispiellosen Oberflächlichkeit behandelt. Wie viele deutsche Musiker, welche lange nicht Hackel’s Talent besitzen und nicht halb so viel componirt haben, wie er, werden seitenweise besprochen, während H. mit 5 Zeilen und der Charakteristik „ein sehr geschickter Dilettant“ abgefertigt wird]. – Gaßner (F. S. Dr. ), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in Einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, schm. 4°.) S. 393. – Erscheint auch hie und da als Hackl. – Porträt. Unterschrift: Anton Hackel. Joh. Bapt. Clarot 1833, gedr. bei J. Höfelich (Wien, Fol.) [Hackel ist am Klavier, im Spielen begriffen, dargestellt]. – Grabdenkmal. H. ist auf dem Friedhofe zu Maria Enzersdorf begraben. Seine Freunde haben ihm ein Denkmal gesetzt, welches der Steinmetzmeister H. Zwölfer aus Sandstein gearbeitet. Es stellt eine auf einem würfelförmigen Sockel stehende abgestutzte Pyramide vor. Auf der Vorderseite des Würfels steht folgende Inschrift:
Dem
gemüthlichen Tondichter
Anton Hackel,
k. k. Hofbauamts-Koncipisten,
geb. 11. April 1799, gest. 1. Juli 1846.
Von
seinen Freunden
.
Ueber dieser Schriftplatte befindet sich eine von Lorbeeren bekränzte Lyra.