BLKÖ:Schulzig, Franz Joseph Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schum, Kaspar
Band: 32 (1876), ab Seite: 205. (Quelle)
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Schulzig, Franz Joseph Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Bohdanec in Böhmen 2. October 1787, gest. zu Wien 3. Jänner 1864). Ein Sohn des k. k. Lieutenants Florian Schulzig, betrat er gleich seinem Vater die militärische Laufbahn, erhielt, um für den Soldatenstand gründlich ausgebildet zu werden, 1797 als Zögling Aufnahme in die Militär-Akademie zu Wiener-Neustadt, wurde im Jahre 1805 aus derselben als Fähnrich bei Thurn-, später bei Simbschen-Infanterie Nr. 43 eingetheilt und befand sich [206] bei dem 6. Bataillon dieses Regiments als dasselbe den Feldzug des genannten Jahres mitmachte. Während des Feldzuges 1809 in Italien fand er bereits Gelegenheit, wichtigere Dienste zu leisten. Er wurde damals als Bataillons- und zeitweise auch als Regiments-Adjutant verwendet und als solcher nach der Schlacht an der Piave in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai von dem unter General Kalnassy (?) abgeschnittenen Corps mit einem Vertrauten durch die feindlichen Vorposten, welche das Corps ein geschlossen hielten, entsendet. Es gelang ihm, sich glücklich durchzuschleichen und nach Sacile zu dem Erzherzog Johann zu gelangen, wodurch es ermöglicht wurde, dem in ernsthafter Gefahr befindlichen Corps entsprechende Befehle zugehen zu lassen, die es aus seiner Verlegenheit zogen. Bei der Erstürmung der Leonhardi-Vorstadt und des von den Franzosen besetzten und hartnäckig vertheidigten Schlosses zu Gratz im genannten Jahre war Schulzig der Erste mit 40 Mann in dasselbe eingedrungen. Im Jahre 1813 lieferte Schulzig als Lieutenant den Entwurf zu der Militär-Schwimmschule in Wien, erbaute dieselbe an der Stelle, wo sie sich noch jetzt befindet, und richtete sie als Unterdirector ein. Das Jahr früher hatte er bereits zu Leitmeritz die erste Militär-Schwimmschule eingerichtet, auch wurde er wegen seiner besonderen ausgezeichneten Verwendung zum Capitän-Lieutenant bei dem 1. Siebenbürger Jäger-Bataillon befördert, nachdem er in demselben blos kurze Zeit die Oberlieutenants-Charge bekleidet hatte. Im schon erwähnten Jahre 1813 führte er die Avantgarde eines unter dem Oberstlieutenant Häring stehenden Streifcorps, nahm am 29. März 1814 das vom Feinde sehr stark besetzte französische Dorf Chirans im Sturme, faßte dann auf einem Hügel, der den Schlüssel der Stellung bildete, Posto und hielt hier vom Mittag bis 3 Uhr Nachmittags Stand, wo er durch eine Musketenkugel schwer verwundet wurde und von seiner über 100 Mann zählenden Compagnie blos 28 Mann unverwundet geblieben waren. Für diese ausgezeichnete Vertheidigung, die man noch später bisweilen als Muster aufgestellt hat, wurde Schulzig durch den Feldmarschall-Lieutenant Grafen Ignaz Hardegg dem Oberbefehlshaber besonders anempfohlen und außer der Tour zum wirklichen Hauptmann befördert. Nach der Auflösung des blos auf Kriegsdauer aufgestellten Siebenbürger Jäger-Bataillons wurde er 1816 zu Kaiser-Jäger eingetheilt und leitete dort den Unterricht in der von ihm eingerichteten Bajonnet-, Pointe- und Spadon-Fechtschule. Zwei Jahre später wurde Schulzig zum 2. Jäger-Bataillon übersetzt und reichte im Jahre 1819 dem Hofkriegsrathe einen Entwurf ein, wie die Mannschaft mit trockener Montur und Armatur, ohne Anwendung von Schiffen oder Plätten, im schlagfertigen Zustande auf das jenseitige Ufer eines Flusses zu schaffen sei. Der Entwurf fand ehrenwerthe Anerkennung. Im Jahre 1828 wurde Schulzig zum Infanterie-Regimente Geppert als Hauptmann, Lehrer und Leiter der Officiers- und Cadetenschule transferirt und bald darauf zum Major befördert. Aehnliche Dienste als Unterrichter, und zwar in der Situationszeichnung und Militäraufnahme, hatte er schon in den Jahren 1810 bis 1812 in dem Regimente Simbschen und dann im Regimente Vogelsang Nr. 47 geleistet. Im Jahre 1834 zum Oberstlieutenant und zwei Jahre später zum Obersten bei dem Infanterie-Regimente [207] Michalevits, nachmals Haynau, Nr. 57 vorgerückt, wurde er 1837 vom Hofkriegsrathe mit der Redaction des Jäger-Abrichtungs- und Exercier-Reglements beauftragt, welches 1841 im Drucke erschien. Seit 1844 zum General-Major und Brigadier in Agram, dann in Laibach avancirt, bat Schulzig[WS 1] während des italienischen Feldzuges 1848 den Feldzeugmeister Grafen Nugent, ihn als Avantgarde-Commandanten bei dem von Letzterem commandirten, vom Isonzo nach Verona vorrückenden Corps anzustellen. Als solcher erhielt er bei Vorrückung des Corps im Venetianischen den Auftrag, während Feldzeugmeister Nugent über Bassano sich fortbewegte, die an der Piave vom Feinde zur Verhinderung des Flußüberganges errichteten Batterien zu zerstören, über den Fluß zu setzen und gegen Treviso zu demonstriren, um Nugent’s Debouchiren bei Monte Belluno zu erleichtern. Schulzig erfüllte seine mehrfältige Aufgabe, zerstörte die feindlichen Batterien, setzte über den Fluß, drängte den Feind zurück und nahm dann mit der Avantgarde Stellung bei Ca Strette. Als nun am 11. Mai der Feind mit 19 Geschützen, 7000 Mann Infanterie und 200 Reitern gegen diese Stellung anrückte, schritt Schulzig obgleich er nur zwei Bataillone Kinsky und ein Bataillon Illyrisch-Banater zur augenblicklichen Verfügung hatte und sein Auftrag blos auf Demonstriren gerichtet war, sofort selbst zum Angriffe, warf den Feind über den Haufen, zwang ihn zur schleunigen Flucht nach Treviso und erbeutete 1 Kanone, gegen 2000 Stück Tornister, Gewehre u. s. w. Diese tapfere That wurde durch das Militär-Verdienstkreuz und nachmals über Anempfehlung des Maria Theresien-Ordenscapitels durch das Commandeurkreuz des Leopold-Ordens belohnt. Zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, nahm er dann unter dem Commando des Generals der Cavallerie Grafen Schlik an dem Winterfeldzuge in Ungarn 1848 bis 1849 mit Auszeichnung Theil. Im April 1849 wurde Feldmarschall-Lieutenant Schulzig zum Stellvertreter des commandirenden Generals in Gratz, im October desselben Jahres zum Commandanten des 11. Armeecorps und zum zweiten Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 39 ernannt und im Jahre 1850 wurde ihm das Commando der Festung Mantua übertragen, in welcher Stellung er ebenfalls wichtige Dienste leistete. Im November 1850 zum wirklichen geheimen Rathe ernannt, trat er 1852 unter Anerkennung seiner langen und ersprießlichen Dienstleistung in den Ruhestand. S., der in den Feldzügen eine schwere Kopfwunde erhalten hatte, an deren Folgen er zeitlebens litt, hatte doch den activen Dienst nie verlassen. In den Jahren 1848 bis 1850 schrieb er auch fleißig für das damals noch junge Militärblatt: „Der österreichische Soldatenfreund“, und war er es, der der Erste die Idee zur Stiftung eines Militär-Verdienstkreuzes angeregt hatte. Im Jahre 1837, damals Oberst, war er in den erbländischen Adelstand mit dem Ehrenworte „Edler von“, im Jahre 1849 in den Freiherrnstand erhoben worden. Aus seiner Ehe mit Julie geb. Schindler überlebt ihn eine Tochter Gabriele (geb. 28. Jänner 1841), welche seit 15. Juni 1861 mit Gustav Freiherrn von Tinti, damals Officier in der kaiserlichen Armee, vermält ist.

Adelstands-Diplom ddo. 25. Juli 1837. – Freiherrnstands-Diplom ddo. 6. November 1849. – Wiener Zeitung 1864, Nr. 6, S. 86: „FML. Franz Freiherr von Schulzig“. – Brünner Zeitung 1864, [208] Nr. 15, im Feuilleton. – Oesterreichischer Militär-Kalender. Herausg. von Hirtenfeld (Wien, kl. 8°.) XVI. Jahrg. (1863), S. 172.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schulz.