BLKÖ:Schmidt, Johann Adam
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 30 (1875), ab Seite: 267. (Quelle) | |||
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von Brambilla [Bd. II, S. 108], 1784 zum Oberfeldarzte beförderte, zugleich aber als seinen Secretär zu sich nahm. Dieß war für S. nun ein Sporn mehr, sich tüchtig fortzubilden; während er in der Praxis sich einen Schatz von Kenntnissen aneignete und sich in den chirurgischen Operationen vervollkommnete, blieb er auch im Studium der theoretischen Werke seines Faches nicht müssig und konnte bereits im Jahre 1789 für die medicinische Doctorwürde sich bewerben, die ihm auch zu Theil wurde. Nun wurde er zunächst Professor der Anatomie an der Wiener Josephs-Akademie mit dem Range eines Regimentsarztes. Im Jahre 1795 erhielt er den Ruf zur damaligen Militär-Sanitäts-Hofcommission, in welcher er mit der Führung des Referates betraut wurde, bei welcher Gelegenheit er manche ersprießliche Reformen, u. a. in der Vereinfachung der Militär-Medicamenten-Regie, durchführte. Im Jahre 1796 wurde er unter gleichzeitiger Ernennung zum Stabsarzte zum Professor der Pathologie, [268] Therapie, Materia medica und Receptirkunde ernannt. Als bald darauf der Krieg ausbrach, wurde ihm die Substituirung des obersten Feldarztes zugleich mit der Leitung der Sanitätsangelegenheiten bei der italienischen Armee übertragen. Auf diesem Posten unterzog er vornehmlich den Zustand der Feldhospitäler seinen prüfenden Blicken und verfaßte eine auf ihre Verbesserung abzielende Denkschrift, welche er der nach dem Frieden von Campoformio aufgestellten Militär-Sanitäts-Commission, deren Mitglied er selbst war, vorlegte. Um sich der auf ausdrücklichen Wunsch des Generalissimus Erzherzogs Karl zu bewerkstelligenden Sammlung sämmtlicher Militär-Sanitäts-Normalien ausschließlich widmen zu können, wurde er auf seine Bitte von dem Posten als Substitut des obersten Feldarztes enthoben und vollendete nun in vier Foliobänden eine systematische Darstellung sämmtlicher auf das Militär-Sanitätswesen bezüglichen Gesetze, Erlässe, Normalien, welche die Grundlage aller nachfolgenden Arbeiten auf diesem Gebiete bildete. Im Februar 1809 ernannte nun der Monarch aus höchst eigenem Antriebe den verdienstvollen Arzt zum Mitreferenten des Sanitäts-Departements bei dem k. k. Hofkriegsrathe mit Sitz und Stimme bei den Berathungen des Gremiums; aber bald nach dieser Ernennung, ehe er noch auf diesem Posten wirken konnte, befiel ihn die Krankheit, die ihn im Laufe weniger Tage im Alter von erst 40 Jahren dahinraffte. S. war als Fachschriftsteller ungemein thätig. Die Titel der von ihm veröffentlichten Werke und sonstigen Arbeiten sind: „Bemerkungen über die Krankenbetten und Beschreibung eines von ... Braun erfundenen einfachen Krankenbettes“ (Wien 1791, gr. 8°.); – „Commentarius de nervis lumbalibus eorumque plexu anatomico pathologicus“ (ebd. 1794, Wappler, 8°., mit 4 K. K.); – „Rede zum Andenken des K. K. Raths und Professors Dr. Hunczowsky“ (ebd. 1798, 4°.); – „Ueber Nachstaar und Iritis nach den Staaroperationen (ebd. 1801, Camesina, 4°.); – „Beiträge zu den Resultaten der Versuche mit der Salpetersäure bei primitiven und secundären syphilitischen Krankheitsformen“ (Wien 1802, 8°.); – „Prolegomena zur Syphilidoklinik ...“ (ebd. 1803, Geistinger, 8°.); – „Ueber die Krankheiten des Thränen-Organs“ (ebd. 1803, 8°., mit K. K.); – „Lehrbuch von der Methode, Arzneiformeln zu verfassen ... nach Gaub“ (ebd. 1808, 8°.). Von seinen in Fachblättern erschienenen Aufsätzen sind anzuführen: in Eyerel’s „Medicinischer Chronik“: „Praktische Bemerkungen über Erschütterungen der Brust und der Eingeweide“ (1793, Bd. II, Heft 3); – „Apologie der K. K. medicin. chirurg. Josephs-Akademie zu Wien (1794, Bd. III, Heft 2 u. 3); – in der Medicinisch-chirurgischen Zeitung: „Vorläufige Zurückweisung einer ihm öffentlich zugeschriebenen unrichtigen Lehrmeinung von der Entstehung des Nachstaars“ (1799, Nr. 48, S. 414); – im Gesundheits-Taschenbuch: „Directe Curen durch Triplicität oder die hellsehende Blondine“ (1802); – in Loder’s „Journal für die Chirurgie“: „Prüfung der von D. Beer bekannt gemachten Methode, den grauen Staar sammt der Kapsel auszuziehen“ (1801, Bd. III, St. 3); – „Ueber D. Beer’s Antwort auf obigen Aufsatz“ (1802, Bd. IV, St. 1); – in Schelling’s „Jahrbüchern der Medicin“: „Ueber die speculative Tendenz des Erfahrnen“ (1805, Bd. I, Heft 1, Nr. 3); – ferner übersetzte Schmidt aus dem Italienischen den ersten Theil von J. A. v. [269] Brambilla’s: „Ueber die Entzündungsgeschwulst und ihre Ausgänge“ (Wien 1786, 8°.); den zweiten Theil übersetzte Schmidt’s Freund und Namensgenosse Wilh. Schmitt; – des Apothekers Paul Sangiorgio: „Chemische und pharmazeutische, zum Theile die medicinische Polizei betreffende Abhandlungen“. 2 Bde. (Leipzig 1797, 8°.); – aus dem Lateinischen den dritten Theil von Callissen’s: „Zusätze zu seinen Grundsätzen der heutigen Chirurgie“ (Wien 1792); – gab mit J. Hunczowsky heraus den zweiten Band und des dritten Bandes 1. und 2. Stück der „Bibliothek der neuesten medicinisch-chirurgischen Bibliothek“ (Wien 1791 u. 1792, Gräffer) und mit K. Himly drei Bände der „Ophthalmologischen Bibliothek“ (Jena und Bremen 1803–1807, Frommann, 8°.). Nach seinem Tode erschienen sein „Handschriftlich hinterlassenes Lehrbuch der Materia medica. Revidirt und zum Drucke befördert von seinem Freunde Wilh. Jos. Schmitt“ (Wien 1811, gr. 8°.); – „Vorlesungen über die syphilitischen Krankheiten und ihre Gestalten, abgedruckt nach dem Manuscripte“ (ebd. 1812) und „Prolegomena zu der allgemeinen Therapie und Materia medica. Abgedruckt nach dem Manuscripte des Verfassers“ (ebd. 1812). Von Einigen wird ihm irrthümlich das von seinem Namensvetter Wilhelm Jos. Schmitt [s. d. S. 316, Nr. 99] herausgegebene Werk: „Antigoulard in Wahrnehmungen über Mißbrauch ... des Bleyextractes“ zugeschrieben. S. wurde vor der Zeit, gerade, als er in den Kreis seiner eigentlichen Sphäre eintrat, dahingerafft. Er war einer der ersten Oculisten seiner Zeit; die Zahl der von ihm geheilten Augenübel würde, wie einer seiner Biographen berichtet, an das Märchenhafte grenzen, sollte sie angegeben werden. Sie erklärt sich aber durch den Umstand, daß er 16 Jahre lang auf eigene Kosten ein besonderes Institut für arme Augenkranke unterhielt, denen er unentgeltlich die Hilfe seiner Kunst und Wissenschaft spendete. Ein Nachruf widmet ihm folgende bezeichnende Worte: „Mit den seltensten Talenten, mit Gelehrsamkeit und mit seiner Bildung vereinigte er den Besitz aller reinen menschlichen Tugenden und die getreueste Erfüllung aller bürgerlichen Pflichten“. Seine Kenntnisse und Kunstfertigkeiten, namentlich die er als Augenarzt besaß, waren auch außer Deutschland rühmlichst bekannt. Seine Verdienste wurden durch den Titel eines K. K. Rathes gewürdigt. Welch eine glückliche Zeit, als noch solche Bescheidenheit in den berechtigsten Ansprüchen auf Anerkennung waltete!
58. Schmidt, Johann Adam (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Aub nächst Würzburg 12. October 1759, gest. zu Wien 19. Februar 1809). Von früher Jugend sich selbst überlassen, mußte er sich auch selbst fortbilden, besuchte die Schulen und trat zu einem Chirurgen in die Lehre, bei welchem er sich manche nützliche Handgriffe und Kenntnisse aneignete. Im Jahre 1778, damals 19 Jahre alt, kam er in das Feldlager bei Bautsch in Mähren, wo seine chirurgischen Vorkenntnisse seine Aufnahme im österreichischen Feld-Sanitätsdienste, und zwar im Infanterie-Regimente Großherzog von Toscana, veranlaßten. Dort bewährte er sich bald als in seinem Fache so tüchtig, daß ihn der Chef der feldärztlichen Branche, Ritter- Scherer (Joseph), Rede zum Andenken des verstorbenen k. k. Rathes und Professors J. A. Schmidt (Wien 1810, 4°.). – Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) 1809, S. 127. – Annalen der Literatur und Kunst in dem österreichischen Kaiserthume (Wien, Doll, 4°.) 1809, Bd. I, Intelligenzbl. Juni. Sp. 260. – Meusel (Joh. Georg), Das gelehrte Teutschland (Lemgo 1784, Meyer, 8°.) Bd. VII, S. 223; Bd. X, S. 602; Bd. XI, S. 674; Bd. XV, S. 336. – Fränkische Chronik 1809, Nr. 21, 22, 23, 51, 52. – Neue oberteutsche Literatur-Zeitung 1809, Bd. I, Nr. 28, S. 447. –Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 559. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. I, S. 128. – Porträte. 1) Unterschrift: Johann Adam Schmidt. Gemalt von J. A. Kapeller, gestochen von Laurens (8°., oval); – 2) Unterschrift: Johann Adam Schmidt, | k. k. Rath – Feld-Stabsarzt, öffentlicher und ordentlicher | Lehrer der Heilkunde an der Josephinischen Med. Chir. Akademie | zu Wien. Augenarzt und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften etc. etc. | gewidmet von seinen Schülern. Unter dem ovalen Rande: gemalt von J. A. Kapeller, Wien 1831, gestochen von C. H. Rahl (gr. 4°.); – 3) Unterschrift: [270] Joh. Adam Schmidt | K. K. Rath, Feld-Stabsarzt etc. Putz sc. (oval, 4°.).