BLKÖ:Schmitt, Wilhelm Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Schmid, Xaver
Band: 30 (1875), ab Seite: 316. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Wilhelm Joseph Schmitt in Wikidata
GND-Eintrag: 117644617, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Schmitt, Wilhelm Joseph|30|316|}}

99. Schmitt, Wilhelm Joseph (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Lorch im Rheingau 10. August 1760, Todesjahr unbekannt). Zu Mainz und Würzburg hatte er das Gymnasium und die Humanitätsclassen besucht, an letzterem Orte auch bereits die medicinischen Studien begonnen, welche er seit 1783, in Wien fortsetzte und beendete. Nachdem er noch Chemie und medicinische Klinik gehört, trat er als Feldarzt in die Dienste der österreichischen Armee. In dieser Stellung besuchte er immer noch fleißig die akademischen Vorträge, verwendete sich aber auch praktisch im chirurgischen Spitaldienste, wurde im Jahre 1788 zum Oberarzte befördert und zugleich mit der Stelle eines Secretärs in medicinisch-chirurgischen Amtsgeschäften der kaiserlichen Armee betraut. Im Jahre 1793 zum Chefarzt bei dem in Wien garnisonirenden Bombardier-Corps ernannt, lag er noch immer, so weit es ihm sein amtlicher Beruf ermöglichte, der praktischen Ausübung im Militärspitale ob und benützte auch noch die Gelegenheit, die Vorträge zweier damals berühmter Augenärzte, des Dr. J. Barth [Bd. I, S. 166] und Johann Adam Schmitt’s [s. d. S. 267, Nr. 58] zu hören. Im Jahre 1791 erlangte er die chirurgische Doctorwürde, im Jahre 1795 supplirte er nahezu ein halbes Jahr die Professur der Medicin an der Josephinischen Akademie und war dann noch durch dritthalb Jahre als Lehrer für die Zöglinge thätig. Im J. 1798 zum Stabsarzte ernannt, wurde ihm interimistisch das Lehramt der Geburtshilfe und Staatsarzneikunde übertragen, welches er seit 1802 als außerordentlicher, seit 1804 als ordentlicher Professor versah. Nachdem er so im Ganzen durch 22 Jahre im Lehrfache thätig gewesen, trat er im Jahre 1820 in den Ruhestand. In seinem Fache als Schriftsteller thätig, hat er folgende Werke herausgegeben: „Antigoulard in Wahrnehmungen über Missbräuche und Unsicherheit des Bleiextractes, von österreichischen Feldchirurgen aufgesetzt“ (Wien 1785, gr. 8°.), diese Schrift erscheint hie und da auch dem Stabsarzte Johann Adam Schmitt zugeschrieben; – „Beantwortete Preisfrage, welches ist die sicherste und beste Methode, Schusswunden zu heilen?“ (Wien 1788, gr. 4°.); – „Geburtshilfliche Fragmente“ (ebd. 1804, mit 1 K., 8°.); [317] – „Neue Versuche und Erfahrungen über die Planquet’sche und hydrostatische Lungenprobe (ebd. 1806, A. Doll, gr. 8°.); – „Ueber jene Krankheiten der Harnblase, Vorsteherdrüsen und Harnröhre“ (mit Ausnahme der Blasensteine), denen vorzüglich Männer im hohen Alter ausgesetzt sind“ (Wien 1806, 8°.); – „Beleuchtung einiger auf die gerichtliche Beurtheilung der Kopfverletzungen neugeborner Kinder sich beziehenden Fragepuncte durch zwei belehrende Geburtsfälle“ (Nürnberg 1813, Schrag, gr. 4°., mit 1 Kupfert.); – „Warnung gegen des Herrn Leibarztes Faust: Guter Rath an Frauen über das Gebären“ (Wien 1814, Schmidt u. Leo, 8°.); – „Sammlung zweifelhafter Schwangerschaftsfälle, nebst einer kritischen Einleitung über die Methode des Untersuchens“ (ebd. 1818, gr. 8°.); – „Bemerkungen und Erfahrungen über die Zurückbeugung der Gebärmutter bei Nichtschwangeren, nebst einigen Beobachtungen über die Vorwärtsbeugung“ (ebd. 1820, gr. 8°.); – „Gesammelte obstetricische Schriften mit Zusätzen und einem Anhange: Ueber den herrschenden Lehrbegriff von Einsackung des Mutterkuchens“ (Wien 1820, Beck, gr. 8°.); – „Ueber das Zurücklassen des Mutterkuchens“ (Frankfurt a. M. 1822, 8°.). Separatabdruck aus Siebold’s „Journal“, III. Bd. 3. Stück; – „Ueber obstetricische Kunst und Künstelei“ (ebd. 1822, 8°.), gleichfalls Separatabdruck aus Siebold’s „Journal“, II. Bd, 1. Stück. Schließlich finden sich Arbeiten Schmitt’s in dem Werke: „Einige auserlesene medicinisch-gerichtliche Abhandlungen von W. Jos. Schmitt, Chr. Ludw. Bachmann und J. F. Kittlinger“ (Nürnberg 1803, gr. 4°.). Eine Preisfrage, welche die k. k. Militär-Sanitäts-Hofcommission im Jahre 1794, die Reorganisirung des Armee-Medicamentensystems betreffend, gestellt, hat S. beantwortet; seiner Schrift wurde einstimmig der Preis von Einhundert Ducaten zuerkannt, dieselbe aber nicht durch den Druck veröffentlicht. Noch sei bemerkt, daß S. die Herausgabe einiger Schriften seines Amts- und Fachcollegen, des berühmten Johann Adam Schmitt, besorgte, und daß er drei wundärztliche Instrumente: eine Zungenbandscheere, eine Kopf- und eine Abortuszange erfunden hat. Sein Todesjahr ist unbekannt, doch scheint er im Jahre 1835, damals bereits 75 Jahre alt, noch am Leben gewesen zu sein.

Allgemeine Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 1841, S. 843, in der Rubrik: „Wiener Tageblatt“. – Engelmann (Wilhelm), Bibliotheca medico-chirurgica et anatomico physiologica (Leipzig 1848, W. Engelmann, gr. 4°.) Sechste gänzl. umgearb. Aufl. S. 513.