BLKÖ:Kapeller, Joseph Anton

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kapeller, Anton
Band: 10 (1863), ab Seite: 448. (Quelle)
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Kapeller, Joseph Anton (Maler und Kupferstecher, geb. zu Imst im Oberinnthale Tirols 22. Februar 1761, nahm sich 1806 selbst das Leben). Der Sohn eines Malers, der aber seinen Vater frühzeitig verlor und da er Talent für die Kunst zeigte, von einem mittelmäßigen Maler in Imst, Namens Wibber, nach Anderen Witwer, Unterricht erhielt. Im Jahre 1775 kam er in die Schule des J. J. Zeiler zu Reute, eines ziemlich geschickten Künstlers, bei dem er bis 1782 blieb. Nun begab er sich nach Wien, besuchte die k. k. Akademie der bildenden Künste, wo er unter Füger’s und Maurer’s Leitung sein Talent vervollkommnete und bald einer der besten Zöglinge wurde. Im Jahre 1786 erhielt er für sein Oelbild „Ein schlafender Faun“ den ersten Preis. Neben der Oelmalerei betrieb er auch das Miniaturmalen und Radiren und brachte es in Beiden zur großer Vollkommenheit. Im Jahre 1787 erhielt er von dem fürstlichen Hause Jablonowski unter sehr vortheilhaften Bedingungen einen Ruf nach Warschau. Seine Aufgabe dort war: die mit einem seltenen Kunsttalente begabte Prinzessin im Zeichnen und Malen zu unterrichten. Bei dieser Beschäftigung, denn seine talentvolle Schülerin machte leichte und schöne Fortschritte, blieb ihm viel freie Zeil übrig, die er denn auch zu Porträten in Oel und Miniatur, welche sehr gesucht waren, verwendete. Die Unruhen, welche nun ausbrachen, machten aber dem künstlerischen Schaffen plötzlich ein Ende, K. selbst griff zu den Waffen und that während Warschau’s Belagerung Dienste als gemeiner Soldat. Zu den Lichtpuncten jener traurigen Periode gehört seine Bekanntschaft mit General Kosciuszko, den K. besonders verehrte und sein Bild in Oel malte, wie auch in Kupfer geschabt herausgab. Dieses schöne Bild gehört zu den großen Seltenheiten. Indessen änderten die politischen Verhältnisse [449] in Polen seine Stellung im fürstlich Jablonowski’schen Hause nicht, er erfreute sich dort großer Achtung als Mensch und Künstler, und nur die Sehnsucht nach seiner Heimat war es, welche ihn veranlaßte, dieses angenehme Verhältniß aufzulösen und nach 7jähriger Entfernung 1794 nach Wien, von dort aber nach seinem Geburtsorte Imst zurückzukehren. In Imst blieb er bis 1799, dann begab er sich nach Innsbruck und nach Klagenfurt. Er malte vornehmlich Bildnisse in Oel und Miniatur, zeichnete aber auch mit dem Silberstift auf Pergament oder in Crayon-Manier historische Scenen, Landschaften, Thierstücke u. dgl. m., deren mehrere, als Imst abbrannte, in den Flammen zu Grunde gingen. Im Jahre 1799 verehelichte er sich mit Fräulein Sigowsky, der Tochter eines kaiserl. Hauptmanns, die selbst eine gute Zeichnerin und Miniaturmalerin war. Er begab sich nun nach Wien, machte daselbst sich ansäßig, begründete mit seinem Landsmanne Dr. Jac. Holer das Kunst- und Industrie-Comptoir, ein Institut, für welches er Opfer brachte, das auch Schönes und Gutes zu Tage förderte, sich aber bald als eine verfehlte Speculation herausstellte. Nebenbei lag er seinen übrigen künstlerischen Arbeiten als Maler und Kupferstecher fleißig ob. Eine so vielseitige anstrengende, mitunter auch sorgenvolle Thätigkeit hatte aber seine Gesundheit angegriffen und endlich ihn genöthigt, sich vom Geschäfte zurückzuziehen und Wien zu verlassen. Er begab sich nun 1802 nach Gratz, wo er sich in der sogenannten Einöd bei Gratz ein Landhaus kaufte und ausschließlich der Kunst lebte. Von einem hitzigen Fieber befallen und, wie es schien, geheilt, blieb ihm jedoch eine Schwermuth zurück, die durch angestrengtes Arbeiten nur gesteigert wurde. Und in einem starken Anfalle seines Leidens machte er seinem Leben selbst ein Ende. Erst 45 Jahre alt, als er starb, war sein Hingang wirklich ein Verlust für die Kunst. Kapeller hat viel gearbeitet: vorzugsweise Porträte in Oel und Miniatur und Radirungen. Von seinen Porträten, deren meiste sich im festen Privatbesitze befinden, sind bekannt: „General Kray“, von seinem Schüler, dem nachmals berühmten Kupferstecher Rahl gestochen, – „Adam Schmidt“, – „Eskeles“, – „Graf Attems“, – „Gräfin Attems“, – „Marschall Loudon“, – „Kosciuszko“, dessen schon gedacht worden. Von seinen übrigen Arbeiten sind zu nennen: „Unschuld und Jugend“, ein allegorisches Blatt, wovon die erstere das Porträt eines jungen Grafen Spaur, die zweite das eines Mädchens von Mariastein im Unterinnthale sein soll, auch von Rahl in punctirter Manier gestochen; – „Wallenstein“, nach Van Dyk, im Museum zu Innsbruck; – „Die vier Landesvertheidiger“, Radirung mit der Unterschrift: „so zieht Edelmann, Bürger und Bauer für’s Vaterland zu Felde. Unserer patriotischen Erzherzogin Elisabeth gewidmet 1796 von einem Tyroler Schützen“. Dieses Blatt ist von Kapeller erfunden, radirt und illuminirt. Auch gab er ein Costumwerk: „Tyroler Trachten“, 4 Hefte à 6 Blätter, heraus, welche nach seinen Zeichnungen von J. Warnberger radirt und illuminirt und in K.’s Kunst- und Industrie-Comptoir erschienen sind. Diese Blätter, welche zu den besten ihrer Art gehören und deren mehrere K. selbst früher schon in Kupfer gestochen und in Aquatinta-Manier ausgeführt hat, wurden in Augsburg nachgestochen, welcher Nachstich jedoch weit hinter den Originalen zurücksteht. Sein Nachlaß enthielt eine große Zahl Landschaften, namentlich steiermärkische Gegenden, [450] Handzeichnungen, Aquatinta-Blätter, Radirungen, 48 unvollendet, Porträts u. dgl. m. Kapeller war ein flinker, sehr geschickter und vielseitiger Künstler, der nicht bloß eine groß Thätigkeit in eigenen Arbeiten entfaltete, sondern immer das künstlerische Moment bei denselben fest im Auge behielt, und dem es auch um die Hebung der Kunst ernstlich zu thun war.

Bote für Tirol und Vorarlberg (amtliches Blatt in Innsbruck) 1825, Nr. 86, 87, 88. – Hormayr’s Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XVIII. Jahrg. (1827), Nr. 132. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Rauch, 8°.) S. 107. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Franz Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1857, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 467. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Friedr. Beck, gr. 8°.) S. 139, 368. – Rastąwiecki (Edward), Słownik malarzów połskich, d. i. Polnisches Künstler-Lexikon (Warschau 1850, Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. I, S. 215.