BLKÖ:Schilling Ritter von Henrichau, August

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schilling, Julius
Band: 29 (1875), ab Seite: 321. (Quelle)
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Schilling Ritter von Henrichau, August (österreichischer Poet, geb. zu Wien 24. April 1815). Der Sohn eines Hof- und Gerichtsadvocaten in Wien, wo er seine wissenschaftliche Ausbildung erhielt, dann im k. k. Oberstkämmereramte in den ah. Hofdienst trat, in welchem er, stufenweise vorrückend, im Augenblicke die Stelle eines k. k. Hofrathes und Kanzleidirectors im Oberstkämmereramte bekleidet, dessen Chef der Kunstmäcen und Ritter des goldenen Vließes, Franz Graf Crenneville [Bd. IV, S. 279; Bd. XXVI, S. 379; Bd. XXVIII, S. 333] ist. S.’s Neigung zur Schriftstellerei entwickelte sich schon frühzeitig, und bis zu Anfang der Fünfziger-Jahre brachte der Büchermarkt öfter die poetischen Spenden aus S.’s Feder, deren Titel hier in chronologischer Folge aufgeführt werden: „Sinngedichte und poetische Kleinigkeiten“ (Wien 1833); – „Faunenkränze“ (ebd. 1835); – „Reifperlen. Novellen“ (2. Aufl., ebd. 1840); – „Lieder und Balladen“ (ebd. 1841); – „Satirisch-komische Wiener Skizzen“ (Wien und Leipzig 1841, 8°.); – „Satirische Anklänge“ (2. Aufl., Wien 1842); – „Dramatische Contouren“ (Prag und Teplitz 1842, 8°.), enthält das Lustspiel: „Die Eisenbahn“, im November 1841 im Burgtheater mit Beifall gegeben; das versificirte Scherzspiel: „Der Mann allein“, im Josephstädter Theater aufgeführt; das dreiactige Schauspiel: „Löbenegg“; „Die Nacht im Försterhause“ und „J. J. Rousseau’s letzte Augenblicke“; – „Spaziergänge eines Wiener Humoristen“ (Wien 1842); – „Neue Liederflur“ (Wien und Leipzig 1843, 8°.); – „Humoristische Wiener Lichtbilder“ (Wien 1845); – „Guckkästner Grebeke“ (Pesth 1846); – „Vogelperspective eines Wanderlustigen“ (Wien 1847); – „Grossmütterchens neuestes Märchenbuch“ (Wien und Leipzig 1848), unter dem Pseudonym: Musäus der Jüngere; – „Feldsträusschen. Lieder aus dem Kriegs- und Soldatenleben“ (3. Aufl., Wien 1851); – „Lagerlieder“ (Wien 1853); – „Verwehte Blüthen“ (Leipzig 1860); – „Soldaten-Album im Krieg und Frieden“ (Wien 1867); – „Auf und davon, humoristische Wanderbriefe“ (ebd. 1871), eine Fortsetzung der obigen „Vogelperspective“. Außer obigen schöngeistigen Schriften brachte S. auch eine ernste Arbeit in seiner „Geschichte des souveränen Johanniter-Ordens“ (2. Auflage 1846). Neben den oberwähnten, im Drucke erschienenen dramatischen Arbeiten hat S. noch mehrere kleine Lustspiele in Alexandrinern geschrieben, welche ungedruckt geblieben, aber auf verschiedenen Bühnen aufgeführt worden sind, so: „Die Nebenbuhlerin“, „Die junge Müllerin“. S. bewegt sich in seinen Arbeiten [322] so vorherrschend auf wienerischem Boden, daß es nur daraus zu erklären ist, wenn man ungeachtet seiner nicht geringen literarischen Thätigkeit seinem Namen in den literaturgeschichtlichen Werken von Kurz, Goedeke, Kehrein und Anderen nicht begegnet. Im Jahre 1846 hat S. von der Krakauer Universität das Diplom eines Doctors der Philosophie erworben, ferner ist er k. k. Truchseß, Ritter des Ordens der eisernen Krone 3. Classe und des Franz Joseph-Ordens und Besitzer der k. hannover’schen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft; auch haben der Sultan, der König von Preußen, der Großherzog von Hessen, die Herzoge von Sachsen-Coburg und Parma S. mit ihren Decorationen ausgezeichnet.

Ritterstands-Diplom ddo. 14. November 1868. – Steger (Fr. Dr., Ergänzungsblätter zu allen Conversations-Lexiken (Leipzig und Meißen 1850 u. f., gr. 8°.) Bd. VII, S. 320. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliographisches Institut, gr. 8°.) V. Suppl.-Band, S. 553. – Mosenthal (S. H. Dr.), Museum aus den deutschen Dichtungen österreichischer Lyriker und Epiker der frühesten bis zur neuesten Zeit (Wien 1854, 8°.) S. 437. – Scheyrer (Ludwig), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur u. s. w. (Wien 1858, typ.-liter.-art. Anstalt, 8°.) S. 459. – Genealogisches Taschenbuch der Ritter- und Adelsgeschlechter (Brünn 1870, Buschak und Irrgang, 32°.) S. 373 [erscheint daselbst als Schilling von Heinrichau]. – Porträt. Unterschrift. Facsimile des Namenszuges: August Schilling. Kriehuber 1843 (lith.), gedruckt bei J. Höfelich. Beilage des „Sammler“ (4°.).
Zur Genealogie und Familienstand der Schilling von Henrichau. Die Schilling sind ein schlesisches Patriziergeschlecht und erscheinen bereits im 16. Jahrhunderte. Es gingen aus demselben mehrere Breslauer Rathsherren hervor. Das Geschlecht theilte sich in zwei Linien: in jene der Hartlieb und Henrichow und erhielt mit Diplom vom 2. Mai 1507 von Kaiser Maximilian einen Wappenschild, der dem gegenwärtigen der Schilling von Henrichau ganz ähnlich ist. Das Andenken eines Georg Schilling hat sich durch eine auf denselben im Jahre 1539 geprägte Medaille erhalten, dessen Avers das Brustbild Georg S.’s mit Halskrause und Wahlspruch in Lapidarschrift: Spes mea in Deo salutari meo, der Revers aber das Schilling’sche Wappen mit der Umschrift: Georgius Schillink. Etatis suae XXXVIII. MDXXXIX. darstellt. Im 18. Jahrhunderte war ein Johann Baptist Schilling Polizeiwache-Commandant zu Troppau in Schlesien, welcher muthmaßlich zu obigem Geschlechte in Verwandtschaftsbeziehungen stand. Dieser Johann Bapt. Schilling ist der Großvater des Hofrathes August Schilling, welch Letzterer den Statuten des Ordens der eisernen Krone dritter Classe gemäß mit Diplom ddo. 14. November 1868 in den österreichischen Ritterstand erhoben wurde. Hofrath August Schilling Ritter von Henrichau ist (seit 3. Mai 1853) mit Amalie Emilie Reinhart (geb. 16. Juni 1835) verheirathet und stammt aus dieser Ehe ein Sohn Moriz August Georg (geb. 24. Februar 1854).
Wappen. In Roth ein silberner Kreis, in dessen Mitte ein dreiblättriger grüner Lindenzweig. Auf dem Schilde stehen zwei zueinander gekehrte gekrönte Turnierhelme. Auf der Krone des rechten Helms erhebt sich ein offener rother Adlerflug, der mit Ring und Zweig belegt ist; die Krone des linken Helms trägt einen offenen schwarzen Adlerflug, der von einem Goldbalken in der Mitte durchschnitten ist. Die Helmdecken sind rechts roth mit Silber, links schwarz mit Gold belegt. Unter dem Schilde flattert ein rothes Band, worauf in silberner Lapidarschrift die Devise: „Spes mea in Deo“ steht.