Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 26 (1874), ab Seite: 315. (Quelle)
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Romako, Anton (Maler, geb. zu Wien im Jahre 1832). Sein Vater war Fabrikant in Wien, der aber frühzeitig starb, und der Sohn kam zu seiner Ziehmutter, Frau von Nuce, die für seine Erziehung sorgte. Vielleicht ist er ein Bruder oder doch naher Verwandter des Folgenden. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er zuerst in der k. k. Akademie der bildenden Künste, in welche er im October 1847 eintrat, dann wurde er ein Schüler Rahl’s und Einer, von dem man zunächst erwartete: er werde die Traditionen seines Meisters festhalten und weiter verpflanzen. Das hat sich nicht erfüllt, er ist nicht bei dem historischen, dem breiten, epischen Style geblieben. Seit vielen Jahren – ich glaube seit 1862 – ist er nach Rom übersiedelt, wo er sich eine künstlerische Häuslichkeit eingerichtet und mit einem Mädchen verheirathet hat, in deren Adern deutsches und italienisches Blut fließt, die selbst in Rom als eine „schöne Donna“ gefeiert, und ohne es zu prätendiren, doch selbst Künstlerin ist, von welcher [316] auch manche anmuthige Compositionen in weitere Kreise gedrungen. Sein Atelier in Rom ist der Mittelpunct vieler Romfahrer, und neben manchem italienischen Nobile und französischen Schöngeist finde man auch unsere deutschen Größen und Kleinen, wie Liszt, Hackländer u. A. in demselben. R. ist einer der vielbeschäftigten Künstler in der Siebenhügelstadt; er ist aber auch ungemein fleißig, er malt Historie, Genre und Landschaftliches in Oel und Aquarell, und viele seiner Bilder wandern nach England und Nordamerika. Die Urtheile über seine Arbeiten sind stark abweichend, aber alle stimmen darin überein, daß sie Werke eines gewaltigen Geistes sind, der in der That viel an seinen unbändigen Meister erinnert; in letzterer Zeit ist er jedoch in ein sanfteres Geleise übergegangen, vielleicht eine Wiederholung der Allegorie des von Amor am Gängelbande geführten Löwen. Die erste Arbeit, mit der Romako in die Oeffentlichkeit trat, behandelte einen Gegenstand aus der deutschen Geschichte des Mittelalters: „Hermanns Sieg über die Römer im Teutoburger Walde“ (800 fl.) und war im November 1852 im österreichischen Kunstverein ausgestellt. Nach längerer Unterbrechung erschien im Mai 1854 eine Bleistiftzeichnung: „Die Dittmarschenschlacht bei Hennigstädt am 17. Februar 1500“ (100 fl.), und nun folgten bis zu seiner Uebersiedlung nach Rom in den Jahren 1860 bis 1861 mehrere Arbeiten, sämmtlich in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, und zwar im Jahre 1860, im November: „Wein, Weiber und Gesang“ (400 fl.); – „Marietta“ (800 fl.); – „Bauern bringen einer Madonna in Rom ein Ständchen“ (400 fl.); – im December: „Scene aus dem Dekameron“ (600 fl.); – im Jahre 1861, im Februar: „Die Eitelkeit“ (800 fl.); – „Graf Rudolph von Habsburg bietet einem Priester sein Pferd an“ (250 fl.); – „Bauernmädchen aus den Abruzzen, vom Felde heimkehrend“; – im April: „Türkensturm auf Wien“ (300 fl.); – „Schwäbin“, Aquarell (200 fl.); – im October: „Pifferari, vor einem Muttergottesbilde spielend“. Nach seiner im Jahre 1862 bewerkstelligten Uebersiedlung nach Rom gelangte nur wenig von seinen öffentlichen Arbeiten zur Kenntniß; – in der Sammlung von Marcus Amodeo in Triest befand sich eines seiner schönsten Bilder: „Eine Römerin trägt Trauben“, ein in Farbe und Zeichnung gleich vollendetes Bild; – für die Londoner Ausstellung vollendete er ein Bild: „Seifenblasen treibende Kinder“, überlebensgroße, aber nur bis zum Gürtel sichtbare Figuren, im Fleische kräftig und wahr, auch in der Gewandung tadellos, aber die dabei stehende nackte Sclavin etwas zu realistisch. Von anderen Werken des Künstlers sind bekannt mehrere Aquarelle, Scenen aus dem italienischen Volksleben wie „Morraspieler“, – „Tanzende Mädchen aus Trastenere“; – „Getreide schüttende Mädchen aus Olevano“ u. m. a., sämmtliche Darstellungen treue Bilder der Natur, voll gesunder und frischer Auffassung. Im Jahre 1867 brachte er ein damals vielbewundertes und in der That durch Gedanke und Ausführung ungemein fesselndes Bild auf die Ausstellung: „Zwei junge Nonnen verrichten bei Tagesanbruch auf der Terrasse eines Klosters ihre Andacht“, die eine der Nonnen liest das Morgengebet vor, die andere hebt eine Rosenstaude zu einem Gnadenbilde empor. Diese beiden, warm empfundenen und den Beschauer fesselnden Gestalten, dabei ein Theil des Klosters und die auftauchende Landschaft als Hintergrund, Alles vereinigt sich auf dem mit großer Sorgfalt ausgeführten [317] Gemälde, den Blick daran festzuhalten. Im Jahre 1871 zog aber in den Schaufenstern der Kunsthandlung Neumann in Wien seine „Römische Schnitterin, welche auf die rechte Schulter geschwungen eine Garbe trägt“ die Blicke der Vorübergehenden auf sich und fand vielen Beifall durch die außerordentlich gelungene Idealisirung dieses rein realistischen Vorwurfs. Im Frühlinge 1872 malte er den Papst Pius IX. In der Kunstabtheilung der Wiener Weltausstellung 1873 war Romako nur durch ein Bild: „Mädchen aus Albano“ vertreten. Hingegen ist er einer der wenigen Künstler Oesterreichs, von dem sich Arbeiten, und zwar zwei auf Leinwand gemalte Porträtstudien: „Die Poesie“ und „Sevillanerin“, in der neuen Pinakothek zu München befinden, in welcher leider Künstler wie Dannhauser, Gauermann, Fendi, Ranftl, Führich, Ruß, Hansch u. A. fehlen. In R. stellt sich uns ein Künstler von großer Bedeutung vor; in seinen früheren Arbeiten lag, man möchte sagen, etwas Rohes und Unfertiges, das wich später einer bestimmten, aber immer markigen Durchführung. Alle seine Bilder aber tragen das Gepräge einer Eigenart und Ursprünglichkeit, und seine Porträte mahnen an die stolzen, farbenfrischen, lebensvollen Gebilde van Dyk’s.

Kataloge der Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, 1852, Novbr. Nr. 11; 1854, Mai Nr. 83; 1860, November Nr. 10, 15, 31; December Nr. 30; 1861, Februar Nr. 11, 15, 43; April Nr. 18, 68; October Nr. 5.