Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rájnis, Joseph
Band: 24 (1872), ab Seite: 295. (Quelle)
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Rajner, Paul von (Staatsmann, geb. in Ungarn um das Jahr 1820). Entstammt einer um die Mitte des 17. Jahrhunderts geadelten Familie. Sein Vater Nikolaus (gest. zu Wien 18. October 1839) war Beamter bei der ungarischen Hofkanzlei, kön. ungarischer Rath und Herold des St. Stephan-Ordens, und der Sohn Paul erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung zu Wien in der Theresianischen Ritterakademie. Alsdann ergriff er die amtliche Laufbahn, trat bei der ungarischen Hofkanzlei ein, bei welcher er in den Märztagen des Jahres 1848 die Stelle eines Hofconcipisten bekleidete. Die Bewegung des genannten Jahres ließ auch ihn Partei nehmen, er trat als Freiwilliger in die ungarische Armee und nahm mit derselben an der Schlacht bei Schwechat Theil. Bei der weiteren Entwicklung der politischen Ereignisse zog er sich aber in’s Privatleben zurück und brachte das Jahr 1849 in Waitzen zu, im folgenden Jahre begab er sich auf sein im Honther Comitate gelegenes Gut zu Lontho, wo er seinen Studien und landwirthschaftlichen Beschäftigungen lebte. Erst im Jahre 1860 trat er wieder aus seiner Zurückgezogenheit hervor und ließ sich zum Vicegespan des Honther Comitates wählen, welches Amt er bis zum Forgach’schen Provisorium bekleidete. Als damaliger Vicegespan gehörte er zur Beschlußpartei. [Vergleiche zum Verständnisse der politischen Situation die Biographie des Abgeordneten Jambor, Bd. X, S. 60.] Anfangs October 1865, unter dem Provisorium Majlath-Sennyey, ernannte der Obergespan Ladislaus Baron Majthenyi Rajner zum ersten Vicegespan. Rajner, der diese Ernennung schon mit Zögern angenommen hatte, legte auch zwei Monate später sein Amt nieder und wurde am 10. November d. J. im Ipolyisager Wahlbezirke als Deputirter in den ungarischen Reichstag gewählt. Als das Ministerium Julius Graf Andrassy 1868 an’s Ruder kam, [296] wurde Rajner zum Obergespan des Borser Comitates ernannt. Bei den Ausschreitungen des berüchtigten Heveser Comitates wurde Rajner als königlicher Commissär dahin entsendet und wußte, wie ein damaliger Correspondent meldete, „mit Energie und nicht ohne Tact die barfüßigen Junker zur Ruhe zu bringen“. Als Graf Wenckheim im October 1869 sein Portefeuille niederlegte, wurde mit kais. Handbillet ddo. Gödöllö 21. October 1869 Rajner zum ungarischen Minister des Innern ernannt. Man wollte aus dieser Ernennung zweierlei schließen, nämlich daß man der Comitatswirthschaft ordentlich zu Leibe gehen wollte und ferner, daß man bei der damaligen, durch die Beschlüsse des Concils eigenthümlichen Stellung des katholischen Clerus in Ungarn zu Transactionen mit demselben entschlossen sei, wobei Rajner, der als frommer, wenn auch nicht gerade ultramontaner Katholik galt, als die geeignetste Persönlichkeit erscheinen mochte. Bei seiner Ernennung zum Minister fand die streng constitutionelle Partei nur den Umstand bedenklich, daß Rajner damals nicht Deputirter war, wodurch jedenfalls ein unwillkommenes Präjudiz gegen das parlamentarische Regiment gegeben war.

Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1869, Nr. 1852, 1857, 1861, in den Correspondenzen aus Pesth und in den Notizen. – Fremden-Blatt von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1869, Nr. 299.