BLKÖ:Plenciz, Joseph von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 419. (Quelle)
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Plenciz, Joseph von (Arzt, geb. zu Wien im Jahre 1751, nach A. 1752, gest. zu Prag 26. April 1785). Ein Sohn des Arztes Marcus Anton von P. [s. d. Folgenden], besuchte die Schulen in Wien und beendete an der medicinischen Facultät der Wiener Hochschule, an welcher damals unter dem Directorate des Dr. Störk Männer wie Jacquin, Crantz, Collin, de Haen, Leber u. A. lehrten, die medicinischen Studien; erlangte daraus am 15. December 1773 die Doctorwürde, wurde 1774 in die medicinische Facultät und 1775 in die Wiener medicinische Witwen-Societät aufgenommen. Nachdem der böhmische Protomedicus und Professor der praktischen Medicin Thaddäus Bayer [Bd. I, S. 196] zum Feld-Protomedicus befördert worden war, erhielt P. am 21. November 1778 die Professur der praktischen Medicin an der Prager Hochschule. Die ihm zum klinischen Unterricht im Spitale der barmherzigen Brüder zugewiesenen acht Betten reichten ihm bald nicht aus und er übernahm noch fünfzig Betten, welche ihm bei den Demonstrationen seines klinischen Unterrichtes treffliche Dienste leisteten; dem Uebelstande aber, daß im Spitale nur Männer und keine Weiber und Kinder Aufnahme fanden, suchte er dadurch abzuhelfen, daß er als Arzt die Behandlung der Kranken im Waisen-Institute bei St. Johann dem Täufer, in den neu errichteten Arbeitshäusern und im Armenhause unentgeltlich übernahm, wodurch nun seiner Klinik auch Weiber und Kinder zugeführt wurden. Bisher trug P. Vormittags specielle Pathologie und Therapie am Krankenbette, Nachmittags die allgemeine Pathologie vor. Als aber mit 28. Juni 1786 die Reform des medicinisch-chirurgischen Studiums in’s Leben trat und dasselbe in vier Jahrgänge abgetheilt wurde, behielt P. nur mehr das Lehramt der praktischen Medicin bei. P. war auch als Fachschriftsteller thätig und noch als Assistent des Dr. de Haen in Wien schrieb er: „Observationum medicarum decas I“ (Viennae 1778, 8°.), später als Professor in Prag: „Acta et observata medica“ (Pragae 1780, Schönfeld, 8°.), welche mehrere Jahre nach seinem Tode V. Dienel unter dem Titel: „Medicinische Beobachtungen“ (Prag 1794, gr. 8°.), in deutscher Uebersetzung und mit Anmerkungen herausgab. P. starb in der Vollkraft seines Lebens, von seinem 81jährigen Vater überlebt, im Alter von erst 33 Jahren an einem Faulfieber, welches er sich in seinem ärztlichen Berufe zugezogen hatte. Als Arzt genoß P. einen ausgezeichneten Ruf, er war ein würdiger Schüler Stoll’s, ein Verehrer und Nacheiferer desselben, ein Zeitgenoß schildert ihn als „gleich fern von medicinischen und politischen Vorurtheilen, als einen Mann ebenso rechtschaffen wie dienstfertig und geschickt“. Plenciz erscheint auch Plencziz geschrieben.

(De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, v. Trattnern, 8°.) I. Bds. [420] 2. Stück, S. 22. – Biographisch-literarisches Lexikon der Thierärzte aller Zeiten und Länder u. s. w. Gesammelt von G. W. Schrader, vervollständigt und herausgegeben von Dr. med. Eduard Hering (Stuttgart 1863, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) S. 325. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1808, Gerh. Fleischer d. Jung., 8°.) Bd. X, S. 458. – Hecker (J. F. C. Dr.). Geschichte der neueren Heilkunde (Berlin 1839, Enslin, 8°.) S. 437, 564. – Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (Prag) 1785, I. Bd. S. 20, von Ungar.