BLKÖ:Pietsch von Wollishofen, Johann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pietsch, Reinhold
Band: 22 (1870), ab Seite: 276. (Quelle)
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Pietsch von Wollishofen, Johann (k. k. General-Major, geb. zu Schillersdorf im heutigen Preußisch-, damals noch Oesterreichisch-Schlesien 28. April 1740, gest. zu Wien 22. April 1839). Erhielt seine Ausbildung im Gymnasium zu Troppau und entfloh, um der preußischen Conscription zu entgehen, 1759 nach Wien, wo Feldmarschall-Lieutenant Lascy, welchem er ein Empfehlungsschreiben der Fürstin Lichnowsky überbrachte, ihn in sein Regiment nahm. Er wurde hier als Cadet eingetheilt, machte als Unterofficier den vierten und fünften Feldzug des siebenjährigen Krieges mit, gerieth bei Ratibor mit einer kleinen Abtheilung seines Regiments in Kriegsgefangenschaft und wurde ein ganzes Jahr lang zu Breslau in strenger Haft gehalten, bis er, fürchtend, als preußischer Unterthan entdeckt zu werden, Gelegenheit zur Flucht fand und im Mai 1761, von preußischen Huszaren verfolgt, glücklich die österreichischen Vorposten erreichte. Lascy beförderte ihn nun zum Fähnrich und nach Abschluß des Friedens 1763 wurde er nach Teschen auf Werbung geschickt, wo er die schönsten Recruten aus Preußen unter die österreichische Fahne stellte. 1764 rückte er zum Unterlieutenant im Regimente vor, blieb dann seit 1766 durch 13 Jahre in Garnison zu Znaim, ward 1769 Oberlieutenant, 1775 Capitän-Lieutenant, 1778 zum Fuhrwesencorps transferirt, kam 1779 als wirklicher Hauptmann zu Lascy zurück und wurde 1780 in gleicher Eigenschaft zu Freiherr von Gemmingen-Infanterie übersetzt. Dann wurde er nach Turnau auf Werbung beordert, wo er vier Jahre blieb und ungeachtet verschiedener Schwierigkeiten seinen Auftrag sehr geschickt erfüllte. 1787 rückte er zum Regimente nach Plaß in Böhmen ein und wurde 1789 zum zweiten Major im Regimente befördert. Als der Krieg gegen Frankreich ausbrach, war das Regiment Gemmingen, bei welchem P. ein Bataillon commandirte, dem Corps des Feldzeugmeisters Hohenlohe-Kirchberg zugetheilt, welcher von dem gemeinsamen Oberfeldherrn, Herzog von Braunschweig, den Befehl erhalten hatte, das Trier’sche zu vertheidigen und den Rückzug der Preußen zu decken. Bei Trier wurde dieses Corps am 8. December 1792 von den Franzosen mit Uebermacht angegriffen, behauptete sich aber tapfer und die beiden Bataillone seines Regiments schlugen fünf Angriffe auf die Verschanzungen von Pellingen muthvoll zurück, wobei auch P. sich sehr auszeichnete und von Hohenlohe dieserhalb vorzugsweise belobt wurde. 1793 wohnte P., dessen Regiment mit beiden Bataillonen in dem österreichisch-preußischen Corps des General-Lieutenants Kalkreuth eingetheilt [277] wurde, der Belagerung und Einnahme von Mainz bei, und rückte am 1. Jänner 1794 zum ersten Major im Regimente vor, welches nach den Niederlanden in’s Feld zog und bei dem Corps des Feldmarschall-Lieutenants Beaulieu eingetheilt wurde. Hier kämpfte P. die blutigen Treffen und Gefechte an der Sambre mit, hielt in der Festung Charleroi drei Belagerungen aus, gerieth am 25. Juni, bei der Uebergabe des Platzes, in französische Kriegsgefangenschaft, wurde erst im Juli 1795 gegen Revers, bis zur Auswechslung nicht gegen Frankreich zu dienen, aus der Gefangenschaft entlassen und hierauf im November zum Oberstlieutenant befördert. 1796 kam er zur Armee nach Deutschland, erhielt ein Grenadier-Bataillon, focht die zweite Hälfte des Feldzuges mit und legte besonders bei der Belagerung von Kehl, wo er verwundet wurde, Proben glänzender Tapferkeit ab. 1797 wurde er zum Obersten und Commandanten des Regiments Gemmingen befördert, welches, bis zum Wiederausbruche der Feindseligkeiten gegen Frankreich, in Prag garnisonirte. In der Eigenschaft eines Regimentscommandanten entwickelte hier P. seine großen Talente in der Militär-Organisation, indem er den seiner Führung anvertrauten, durch eine Serie von Feldzügen in Zerrüttung gerathenen Militärkörper wieder dergestalt hob und kräftigte, daß dieser beim Ausbruche des neuen Krieges als eine der schönsten Zierden der österreichischen Armee dastand. Im Februar 1799 rückte P. mit seinem Regimente zur Armee nach Deutschland, warf im Treffen von Stockach mit zwei Bataillonen den theilweise durch den Liptinger Wald gedrungenen Feind wieder zurück und führte sein Regiment zum Bajonnetangriffe, wirkte beim Angriffe auf Graubündten kräftig mit und führte im Treffen von Frauenfeld, wo alle Stabsoffiziere, mit Einschluß P.’s, verwundet wurden, sein tapferes Regiment mit großem Ruhme an. Am 1. Juni kämpfte P. an der Spitze seines Regiments bei Staffen und Meillen; drei Tage später in der Schlacht von Zürch; am 15. im Gefechte von Altstätten. P.’s ältester Sohn, welcher als Hauptmann eine Division des Regiments Gemmingen befehligte, fiel am 14. August vor Zürch auf dem Felde der Ehre. Die Strapazen von acht Feldzügen, Wunden und Kränklichkeit bewogen ihn, um zeitliche Versetzung in den Ruhestand anzusuchen; diese wurde ihm gewährt und er, in Ansehung seiner großen Verdienste, 1799 zum General-Major ernannt, unter Genuß der damit verbundenen Pension von 1500 fl. Da er sich später erholte, erhielt er 1800 die Errichtung eines Reservecorps in Braunau, nach dessen Auflösung er wieder in den Ruhestand versetzt wurde. Bei dem Wiederausbruche des Krieges 1805 erbot General P., dessen Gesundheit sich inzwischen bedeutend gebessert hatte, sich wieder zum activen Dienste in der Armee; doch waren schon alle Brigaden vergeben und sein Wunsch blieb daher unerfüllt. Weil P. völlig mittellos war, so verlieh Kaiser Franz I. ihm 1807 einen erledigten Elisabeth-Theresianischen Stiftungsplatz 3. Classe sammt der damit verbundenen jährlichen Zulage von 500 fl. In demselben Jahre erhob ihn der Kaiser in den österreichischen Adelstand mit dem Prädicate von Wollishofen. In dem Kriege 1809 wurde ihm wieder die Auszeichnung einer activen Anstellung in der k. k. Armee zu Theil; er erhielt das Commando einer Reservedivision in Teschen und die Oberleitung des Verpflegs-Nachschubs für das Heer in Galizien, in [278] welchem neuen Wirkungskreise er dem Staate die nützlichsten Dienste leistete, die von Kranken überfüllten Spitäler unermüdlich visitirte, vielem Unfuge steuerte und der Verschleppung des baaren Geldes nach Preußen, der schlechten Einquartierung des Militärs und der Uebertheuerung der Lebensmittel Einhalt that. Nach dem Preßburger Frieden trat P. wieder in den Ruhestand zurück. Gern hätte er den Befreiungskrieg 1813 und 1814 mitgekämpft; aber sein hohes Alter stand seiner Wiederanstellung im Wege. Er starb zu Wien, beinahe 99 Jahre alt.

Oesterreichische militärische Zeitschrift, herausg. von Schels (Wien, 8°.) Jahrg. 1841, Bd. I, S. 203. –