BLKÖ:Pietsch, Reinhold

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pietznigg, Franz
Band: 22 (1870), ab Seite: 278. (Quelle)
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Noch ist eines gebornen Böhmen, Namens Reinhold Pietsch, zu gedenken, der ohne sein Zuthun in die Reihe jener „Napoleoniden“ gestellt wurde, die als illegitime Nachkommen des großen Kaisers oder seiner Brüder, Verwandten, Schwäger von Zeit zu Zeit auftauchen, und nach vergeblichen Versuchen, ihre vermeintlichen Rechte zur Geltung zu bringen, spurlos wieder verschwinden. Besagter Reinhold P. ist ein Sohn des verstorbenen Johann Pietsch, Sägenschmides aus Ober-Einsiedel bei Rumburg in Böhmen. Reinhold wendete sich dem Lehrfache zu und bekleidete im Jahre 1868 die Stelle eines katholischen Lehrers zu Hubertusburg in nächster Nähe von Wermsdorf in Sachsen. Als sich auf einmal die Nachricht von der Auffindung eines neuen Napoleoniden in der Oeffentlichkeit verbreitete und als solcher der genannte Reinhold Pietsch ausdrücklich bezeichnet wurde, trat derselbe mit einem Schreiben diesem Gerüchte entgegen, in welchem er die Entstehung desselben aufklärt. Das Schreiben lautet: „... In meinem ganzen Leben ist es mir noch niemals eingefallen, mich für den Prinzen Eugen Joseph Napoleon Bonaparte auszugeben oder mit diesem Namen Schriftstücke zu unterzeichnen, oder irgendwie mit der sächsischen Gesandtschaft in Verbindung mich zu setzen. Ich besitze meinen Taufschein schon sehr lange und bin stolz auf meine guten braven Eltern. Die geehrte Redaction sieht daraus, daß ihr Artikel, „Bohemia“ 1868, Nr. 150, von einem Napoleoniden gänzlich falsch ist, und daß Sie unbewußt und irrthümlich den guten Ruf und die Wirksamkeit als Lehrer eines Unschuldigen ganz erheblich gefährdet haben, indem Alle, die mich nur kennen, für meinen gesunden Verstand fürchten müssen. Ich bin nur froh, bei allem Verdruß und den gehabten Fatalitäten die geehrte Redaction über das Wie und Woher dieses Irrthums aufklären zu können. Ein von dieser fixen Idee befallener Schneidergesell, Karl Gustav Ludwig, wohnhaft in Wurzen, den ich oberflächlich kenne und der mir seine vermeintlichen Ansprüche und Ideen über seine hohe Geburt mittheilte, hat meine Freundlichkeit und Nachsicht, die man doch gern solchen Geisteskranken schenkt, wobei ich auch nichts unterlassen habe, um ihn von seiner fixen Idee zu heilen, mißbraucht, und ohne mein Wissen und meinen Willen sich erlaubt, mit der bewußten ominösen Unterschrift zu erhaltende Antworten von der Gesandtschaft unter meiner Adresse erbeten. Mit festem Vertrauen auf die edle Gesinnung der Redaction, bitte ich um Berichtigung in Ihrem Blatte, welche Bitte Sie mir gewiß nicht versagen, da es sich um die gefährdete Ehre und Wirksamkeit eines unbemittelten kathol. Lehrers handelt, dessen Menschenfreundlichkeit und Mitleid mit einem Geisteskranken Ursache zu großen Fatalitäten geworden sind; denn nicht bloß Ihr Blatt, sondern auch die „Sächsische Zeitung“ aus Leipzig in Nr. 146 und die „Dresdner Nachrichten“ in Nr. 181 haben Ihren Artikel bereits aufgenommen. Hubertusburg, den 29. Juni 1868. Reinhold Pietsch, Lehrer an der kathol. Schule zu Hubertusburg bei Wermsdorf in Sachsen.“ [Bohemia (Prager polit. und belletrist. Blatt, 4°.) 1868, Nr. 157, S. 2033. – Fremden-Blatt. Herausgegeben von Gust. Ritter v. Heine (Wien, 4°.) 1868, Nr. 181.]