BLKÖ:Beaulieu, Johann Peter Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Bečak, Thomas
Band: 1 (1856), ab Seite: 199. (Quelle)
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Beaulieu, Johann Peter Freiherr von (k. k. Feldzeugmeister und Mar. Theresienordensritter, geb. zu Namur in den Niederlanden 1725, gest. zu Linz 22. Dec. 1819). B. entstammt einer alten niederländischen Familie, trat 1743 in das Regiment des Herzogs von Lothringen und ward schon 1747 Hauptmann. 1757 wurde er zum General-Quartiermeisterstabe übersetzt und avancirte zum Major. Im siebenjähr. Kriege, den er unter Daun mitmachte, zeichnete er sich in der Schlacht von Kollin, bei der Erstürmung von Schweidnitz, in den Gefechten von Breslau und Leuthen, beim Entsatz von Olmütz, in den Treffen bei Gera und Maxen durch einsichtsvolle und beherzte Führung der Angriffscolonnen so sehr aus, daß ihm das Capitel des Mar. Theresienordens am 23. Jänner 1760 das Ritterkreuz desselben zuerkannte. Bald avancirte er auch zum Oberstlieut. im Generalstabe. Nach dem Hubertsburger Frieden widmete sich B. der Wissenschaft und namentlich Kunststudien, die er nach dem Auftrage, die kais. Lustschlösser zu verschönern, praktisch anwenden konnte. Im J. 1768 ward er zum Obersten ernannt und in den Niederlanden angestellt. Dort sammelte er auf seinem Landsitze Jodoignes während eines 20jährigen Aufenthaltes Medaillen, Bücher, Karten, Pläne, Kupferstiche, Handzeichnungen und andere Kunstschätze. Die 1789 ausgebrochenen belgischen Unruhen, zu deren Dämpfung FZM. Baron Bender und FML. Graf Latour beordert worden, wurden namentlich durch Beaulieu’s Umsicht und Tapferkeit zu einem schnellen Ende gebracht. In diesem Aufstande fiel sein einziger Sohn, der als Hauptmann unter ihm focht. Als man dem Vater noch während der Schlacht die Trauerbotschaft überbrachte, entgegnete er fest und ruhig: „Freunde, es ist jetzt nicht Zeit zu weinen, sondern zu siegen!“ Im J. 1790 erhielt er das Commandeurkreuz des Mar. Theresienordens, wurde Generalmajor und noch im nämlichen Jahre Feldmarschall-Lieutenant. Beim Ausbruch der französischen Revolution (1792) erhielt B. das Commando einer Division im Armeecorps des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen. Am 29. und 30. April dess. J. schlug B. bei Jemappes u. Quievrain den viermal stärkeren Feind und eroberte dessen Lager. Im Verlaufe dieses Feldzuges bewährte wohl der tapfere General seine alte Einsicht und Tapferkeit, doch blieben diese gegenüber einer so großen Uebermacht des Feindes erfolglos. Glücklichere [200] Resultate errang er im J. 1793, wo er den siegreichen Angriff am Neederbach vollführte und durch des Feindes Verfolgung bis nach Menin solchen Schrecken verbreitete, daß die französische Armee eiligst alles eroberte Land räumte und hinter ihre Gränzen zurückeilte. Die heldenmüthigen Kämpfe des Feldzuges im Jahre 1794, namentlich die fünfmaligen Angriffe der feindlichen Armee bei ihrem Uebergange über die Sambre hatte trotz mehrfacher Siege nach dem Falle von Charleroy keinen andern Erfolg als den Rückzug der ganzen kaiserlichen Armee, der vom 7.–11. Juli über Hottemont nach Tirlemont Statt hatte. Indessen war B. schon 1792 Inhaber des 31. Inf.-Reg. geworden und erhielt statt dessen 1794 das Inf.-Reg. Nr. 58. Am 7. Juli 1794 ward ihm für seinen Sieg bei Quievrain (1792) das Großkreuz des Mar. Theresienordens zu Theil; 1796 zum FZM. ernannt, übernahm er am 17. März dess. J. das Obercommando der Armee in Italien. Hier stand der 74jähr. Greis in dem ihm ganz unbekannten Lande dem jugendlichen, nach Lorbeern lüsternen ersten Strategen der Neuzeit gegenüber. Der Erfolg war nicht glücklich. Der greise B. zog sich erst hinter den Mincio, dann in die Gebirge Tyrols zurück und legte in Folge der von den Beschwerden dieses Feldzuges sehr geschwächten Gesundheit am 25. Mai dess. J. den Oberbefehl der Armee nieder, den Wurmser übernahm. B. verlebte nunmehr den Rest seiner Tage auf seinem Landsitze bei Linz, von den vielen Schlägen des Schicksals, die ihn getroffen, ausruhend. Sein Tusculum Jodoignes wurde sammt den von ihm durch 31 Jahre gesammelten kostbaren Kunstschätzen von den Brabanter Insurgenten verwüstet und dasselbe 1794 von den Franzosen eingeäschert. Sein einziger Sohn, wie bereits gemeldet, war am 25. Juni 1790, in Folge der Tags vorher bei Bayonville erhaltenen Wunde, den Tod der Ehre gestorben; dasselbe Loos traf seinen Tochtermann, den Major Freih. Malcamp von Beaulieu in Folge der schweren in der Schlacht von Ostrach erhaltenen Verwundung. Sein Landsitz bei Linz hatte durch die Einfälle der Franzosen (1805 und 1809) bedeutend gelitten. Aber mit philosophischer Stärke, beseelt von dem Gedanken, seine Person dem Vaterlande in Allem unterzuordnen, ertrug er diese Schläge, bis er im 94. Jahre sein an Thaten und Verdiensten reiches Leben beschloß. – Von seinen 3 Brüdern wurde einer in der Schlacht bei Breslau tödtlich verwundet; ein zweiter fand den Tod für’s Vaterland bei Hochkirchen; der dritte starb 1782 in Folge einer zu Wels empfangenen Wunde.

Stassari (Goswin Jos. Aug. de), Le Baron de Beaulieu, s. l. et s. d. 8°. (Extrait des Belges illustres)Ritter von Rittersberg (J.), Histor. Militäralmanach des 16., 17. und 18. Jahrhunderts (Prag 1825) S. 484. – Oestr. Militär-Konversations-Lexik. Herausg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 268. – Ritter von Rittersberg (J.), Biographien der ausgezeichnetsten verstorbenen und lebenden Feldherrn der k. k. österr. Armee aus der Epoche der Feldzüge 1788–1821 (Prag 1828) S. 147. Daselbst befindet sich auch dessen Porträt von F. Schier lithogr. – Oesterr. militär. Zeitschrift. Jahrg. 1820, 8. Heft, S. 172, von J. B. Schels. – Pillwein (B.), Linz, Einst und Jetzt (Linz 1846) II. Theil. S. 46. Biographie des hommes vivants (Paris 1816, L. G. Michaud) I. Bd. S. 248. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1335, 6 Bde.) I. Bd. S. 215. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) II. Bd. S. 402. – Nouvelle biographie générale ... publiée sous la Dir. de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) IV. Bd. Sp. 957. Diese beiden geben irrig das J. 1820 als Todesjahr an.