BLKÖ:Petrasch, Maximilian Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 105. (Quelle)
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2. Maximilian Freiherr von Petrasch (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. 1668, gest. zu Fürstenau im Breslau’schen 24. Juli 1724). Der Sohn wohlhabender Bürgersleute, den eine unbezähmbare Lust zum Waffendienste, welche sein Bruder Ernst Anton [s. d. S. 101] mit ihm theilte, zum Eintritt in die kaiserliche Armee bewog. Als gemeiner Reiter trat er in das Kürassier-Regiment Gondola. Bei Lugos focht er zugleich mit seinem Bruder Ernst Anton und sah seinen General Veterani einen grauenhaften Heldentod sterben. In fünf Jahren brachte es Maximilian zum Officier. Im Rakóczy’schen Aufstande fiel er in die Hände der Insurgenten, die ihn zum Uebertritte zu ihrer Partei überreden wollten. Aber Max blieb seinem ersten Eide treu und ertrug eine von Leiden mannigfacher Art erschwerte Gefangenschaft bis zu seiner Auswechselung. Seine Tapferkeit und Geschicklichkeit im Dienste veranlaßte seine rasche Beförderung, er wurde 1716 Oberst und Commandant der Festung Brood in Slavonien, als welcher er in den häufigen Türkenkämpfen neue Beweise seines Muthes und seiner Umsicht gab, u. a. überlistete er die Besatzung von Gradisca, indem er sie in einen Hinterhalt lockte und ihr einen so empfindlichen Verlust beibrachte, daß sie Gradisca verbrannte und sich nach Banialuka zurückzog. Petrasch wurde bald ein Liebling des Prinzen Eugen, der ihm durch Aufträge zu wichtigen Unternehmungen Beweise seines Vertrauens gab. So gab er ihm Befehl, das stark befestigte Derlent anzugreifen und zu nehmen, welche Aufgabe P., ungeachtet seiner bei Lugos erhaltenen Wunde, welche wieder aufbrach und es ihm unmöglich machte, ein Pferd zu besteigen, so daß er den Angriff in einer Sänfte leitete, ganz nach Eugen’s Wunsch löste. Die Gefangenschaft seines Bruders Ernst Anton steigerte Maximilian’s Unternehmungsgeist gegen seine Feinde. Zuerst richtete er sein Augenmerk auf die von den Türken zwischen Zwornik und Sabacz errichtete Schanze Lischnitza, gegen welche er mit einem Commando von etwas über Tausend Mann und zwei Geschützen auszog und sie am 25. Mai 1717 mit Sturm nahm, und bei dieser Gelegenheit drei Fahnen erbeutete. Ein Versuch, die Festung Sabacz zu nehmen, gelang P. nicht, doch erzwang er sich seine Stellung zwischen Sabacz und Mitrowitz, wodurch er die Verbindung von Peterwardein herstellte und die Fouragirung der Hauptarmee [106] deckte. Im Jahre 1718 ernannte Prinz Eugen den mittlerweile zum General-Feldwachtmeister beförderten Petrasch zum kaiserlichen Commissär für die Grenzscheidung die Save entlang bis Belgrad und übertrug ihm auch, da Petrasch ein ausgezeichneter Grenzofficier war, den die Soldaten liebten, der das Land, die Sitten und Bräuche der Bewohner kannte, ihre Sprache verstand und überhaupt bei der Bevölkerung in nicht geringem Ansehen stand, das Commando der Festung Esseg, um welches sich der Renegat Bonneval [Bd. II, S. 54] beworben hatte, der für diese Zurücksetzung sich in den gehässigsten Angriffen gegen Eugen Luft machte. Im Jahre 1722 hatte P. zugleich mit seinem Bruder Ernst Anton von der Kaiserin das ungarische Baronat und Indigenat erhalten, und war bald darauf in den böhmischen Herrenstand aufgenommen worden. Er rückte noch zum kais. Feldmarschall-Lieutenant vor, Kriegsstrapazen und zahlreiche Verwundungen aber hatten seinen Körper so sehr geschwächt, daß er sich auf sein Gut Fürstenau im Breslau’schen zurückzog, wo er nach mehrwöchentlichen schweren Leiden im Alter von 56 Jahren starb. Aus seiner Ehe mit Maria Anna gebornen Gräfin von Beckers hatte P. einen Sohn, den berühmten Freiherrn Joseph, dessen Lebensskizze nachfolgend mitgetheilt steht. [Sinapius, Schlesische Curiositäten (Leipzig 1728), Bd. II, S. 397. – Arneth (Alfred von), Prinz Eugen von Savoyen (Wien, Braumüller, gr. 8°.) Bd. II, S. 412–414, 419, 421, 422, 441, 454; Bd. III, S. 150.]