BLKÖ:Petrasch, Ernst Anton Freiherr von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 22 (1870), ab Seite: 101. (Quelle) | |||
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Maximilian Freiherrn P. [s. d. S. 105. Qu. Nr. 2]. Als Sohn wohlhabender Bürgersleute trat er trotz der Abneigung der Eltern gegen den Militärstand in die serbische Nationalmiliz unter dem Obersten Anton Grafen Zichy, in welcher er sich erst [102] nach 11 Jahren zu einer Officiersstelle emporzuschwingen vermochte. Mit seinem Bruder Maximilian kämpfte er im Jahre 1695 unter dem Oberfeldherrn Feldmarschall Grafen Friedrich Veterani[WS 1], der sich mit sieben Reiter-Regimentern, etwa 6500 Mann und mit 800 Mann Fußvolk, vor Lugos im Hazeker Thale festsetzte. Sultan Mustapha II. rückte mit einer Armee von über 85.000 Mann, bestehend aus 28.000 Janitscharen, 27.000 Spahis und 30.000 Tartaren, gegen ihn an. Zweimal wurden die Türken auf dem rechten Flügel mit Verlust zurückgetrieben, dennoch gewannen, ungeachtet des heldenmüthigsten Widerstandes von Seite Veterani’s und seiner Truppen, die Türken Oberhand. Veterani starb einen gräßlichen Tod auf dem Schlachtfelde. Mit Aufopferung seines eigenen Lebens hatte Ernst P. den geliebten Feldherrn zu retten versucht, aber er wie sei Bruder Max wurden verwundet und konnten sich selbst nur mit aller Mühe der Gefangenschaft entziehen. Nach dem Abschlusse des Karlowitzer Friedens (26. Jänner 1699) war Ernst P. mit dem kais. Botschafter Graf Oettingen nach Constantinopel und von da nach Smyrna gegangen. Von Reiselust getrieben, besuchte er die Barbareskenstaaten und begab sich über die Insel Sardinien nach Frankreich. Aus Paris, als der spanische Successionskrieg, 1703, ausbrach, eilte er zu dem kaiserlichen Heere und trat in ein kaiserliches Kürassier-Regiment, bei welchem er früher schon gedient hatte, ein. „Er ist ein braver Officier“, schrieb Markgraf Ludwig von Baden eigenhändig von ihm, „den ich zu Parteigängen brauche, hat schon schöne Actiones gethan.“ Bis zu dem Grade eines Oberstlieutenants im Regimente Schönborn vorgerückt, wurde P. dem Feldmarschall-Lieutenant Grafen Mercy zur Verfügung gestellt, der ihm den höchst gefährlich auszuführenden Auftrag gab, einen Provianttransport an dem türkischen Belgrad vorüber nach Pancsowa zu bringen. Am Morgen des 16. April 1717 schiffte P. sich zu Peterwardein ein, nachdem er zuvor die heil. Messe gehört, die Sacramente empfangen, einer armen Kirche 200 fl. geschenkt hatte und sammt den Seinigen den Segen eines Priesters sich hatte ertheilen lassen. Es gelang ihm, seinen Auftrag glücklich auszuführen und Pancsowa wohlbehalten zu erreichen. Auf dem Rückwege aber stieß er auf eine Abtheilung der türkischen Donauflotte, welche ihm weit überlegen war. Im Gefechte, das sich nun entspann, entzündete sich das Pulver in der Tschaike, m welcher P. sich befand. Die Explosion tödtete die Mehrzahl seiner Leute, er selbst wurde verwundet und gefangen. Nach Belgrad gebracht, wurde P. Anfangs von dem dortigen Pascha wohl behandelt (Petrasch berichtet so an Mercy aus Belgrad ddo. 19. April 1717 im Kriegsarchiv). Am 3. Tage aber schickte man ihn nach Adrianopel. Dort schlug man ihm einen eisernen Ring um den Hals, belud seine Füße mit Fesseln und schleppte ihn nach Constantinopel. Dort in die sieben Thürme geworfen, fristete er mit elenden Lebensmitteln kümmerlich sein Dasein. Aber auch in dieser schrecklichen Lage verlor P. den Muth nicht. Er wußte, daß sein Bruder Maximilian ihm nicht nur ein Rächer, sondern auch ein Retter im Leben sei, dessen eifriges Bestreben es von nun an sein werde, ihn aus der Gefangenschaft zu erlösen. Nicht nur Mercy, sondern auch Eugen von Savoyen empfand den Verlust des wackeren P. in schmerzlicher [103] Weise (nach Berichten im Kriegsarchive). Eugen sandte den begabten Obersten Freiherrn von Neipperg nach Passarowitz zum Abschlusse eines Friedens zwischen der Türkei, Oesterreich und Venedig, der am 21. Juli 1718 mit dem Erfolge zu Stande kam, daß Oesterreich Belgrad, das Temesvárer Banat und einen Theil von Serbien und der Walachei bis an die Aluta erhielt. Sechs Tage später kam der von Fleischmann abgesondert unterhandelte Commerztractat zum Abschlusse. Die Entfernung der ungarischen Flüchtlinge von der Grenze wurde zugesagt, die Auswechslung der Freiherren von Petrasch und Stein gegen Nikolaus Maurocordato verabredet. Eugen von Savoyen befahl am 17. Juli 1718, den Oberstlieutenant Freiherrn von Petrasch nach seiner Freilassung in dem ihm gebührenden Range zum Obersten vorzuschlagen, „damit er wie billig jura postliminii genieße und nebst ausgestandener harter Gefangenschaft den Verdruß des verlorenen Ranges nicht haben möge“. Im Laufe der Jahre rückte P. zum Feldmarschall-Lieutenant vor und hatte im Jahre 1734 während des ganzen Feldzuges dem Prinzen Eugen von Savoyen gegen die Franzosen als wackerer Reiterführer die besten Dienste gethan. Eugen schickte ihn mit 2000 Mann bis unter die Kanonen von Mainz, um nicht nur den Feind zu beobachten und über seine Bewegungen Bericht zu erstatten, sondern auch, wenn es die Nothwendigkeit fordere, sich dem Feldzeugmeister Grafen Wallis zur Verfügung zu stellen. Ueber die weiteren Schicksale des Freiherrn Ernst Anton ist Näheres nicht bekannt. Nach Einigen wäre er zum Commandanten der Festung Brod in Slavonien ernannt worden und in dieser Stellung auch bis an seinen im hohen Alter erfolgten Tode geblieben. Commandant von Brod war aber sein Bruder Max. Die Angabe, daß er Lieutenant der Arcieren-Leibgarde gewesen, beruht auf einer Verwechselung mit seinem Sohne Ernst Gottlieb [s. d. folg. Seite. Qu. Nr. 1]. Er erscheint vom Jahre 1752 an auch als Erbherr von Pehlin, einem Dorfe im Sároßer Comitate, wenn nicht auch dieser Titel nur seinem Sohne Ernst Gottlieb zukommt.
Petrasch, Ernst Anton Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. um das Jahr 1680, gest. im J. 1768). Jüngerer Bruder des- Arneth (Alfred), Prinz Eugen von Savoyen. Nach den handschriftlichen Quellen der kais. Archive (Wien 1858), II. Bd. (1708–1718), S. 412, 419, 421, 453; III. Bd. S. 437. – Megerle von Mühlfeld, Oesterreichisches Adels-Lexikon, Bd. II, S. 85. – Vehse (Eduard Dr.), Geschichte des österreichischen Hofs und Adels und der österreichischen Diplomatie (Hamburg, Hoffmann u. Campe, kl. 8°.) Bd. VIII, S. 30 u. 31. – Petrasch, k. k. General-Quartiermeister unter dem Obercommando des Prinzen von Savoyen, Original-Erzählung des unglücklichen Treffens nahe bei Salankement an der Donau im Jahre 1717. Geschrieben zu Constantinopel im Gefängnisse der 7 Thürme. Aus einer aufgefundenen französischen Urschrift übersetzt (Brünn 1790, Traßler). – Remarques meiner Freiherrn Ernesti von Petrasch Kriegsdiensten bis Anno 1714. Ein ähnlicher Aufsatz ohne Ueberschrift von Freiherrn Maximilian Petrasch. Beide in dem Archive des Freiherrn von Bretton zu Zlin in Mähren. Msc.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Friedrich von Veterani in der Wikipedia.