BLKÖ:Norbert, Kapuziner (Norbert Grund)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Noltsch, W. O.
Band: 20 (1869), ab Seite: 382. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Norbert Grund in der Wikipedia
Norbert Grund in Wikidata
GND-Eintrag: 119244381, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Norbert, Kapuziner (Norbert Grund)|20|382|}}

Norbert, Kapuziner [Norbert Grund] (Maler, geb. zu Wien, Geburtsjahr unbekannt, gest. ebenda im Jahre 1773). Die Lebensdaten über diesen Künstler festzustellen, bietet mancherlei Schwierigkeiten. Bei Dlabacz erscheint er unter dem Namen Grund (Bd. I, Sp. 509) und ist da offenbar der 1714 geborne und 1767 gestorbene Norbert Grund gemeint, von dessen Mönchthum jedoch mit keiner Sylbe Erwähnung geschieht. Bei Tschischka (S. 382) erscheint er als Peter Norbert, als Kapuziner, und ist 1773 gestorben. Nagler in seinem „Künstler-Lexikon“, Bd. X, S. 266, nennt einen Pater Grund, der eine Person mit Norbert Grund sei, erwähnt aber im V. Bande, S. 407, unter Norbert Grund nicht eine Sylbe von dessen Mönchthum, und endlich Müller-Klunzinger’s „Künstler aller Zeiten und Völker“, Bd. III, S. 188, führt zuerst einen Kapuziner Norbert, Maler in Wien, [383] auf, der um 1750 blühte, und gleich nach ihm einen Peter Norbert, französischen Kapuziner und Tapetenfabrikanten, an. Es hat allen Anschein, daß hier mit dem Peter und Pater und Peter Norbert und Pater Norbert ein Lustspiel der Irrungen, veranlaßt durch Setzer oder Schriftsteller oder beide zugleich, abgespielt wird, das zu lösen, eine weitere Aufgabe bleibt, hier kann nur dieser eigenthümlichen Verwicklungen kurzweg Erwähnung geschehen. Der hier gemeinte Norbert, sei er nun Pater und Kapuziner Norbert gewesen oder heiße er Peter Norbert, hat sich in Wien in der Malerei ausgebildet und war ein Schüler Ferg’s [Bd. IV, S. 184], hat dann Italien und Deutschland besucht und nach seiner Rückkehr in’s Vaterland in Prag sich niedergelassen, wo er ungemein thätig war. Von ihm sind Schlachtbilder, Landschaften, Bauern- und Kinderscenen, Marinen, Jahrmärkte u. dgl. m. mit 3 bis 4 Zoll hohen Figuren in großer Menge, aber sehr zerstreut, vorhanden. Daß ein Maler, der Norbert Grund geheißen, gelebt, ist sicher, denn es ist eine Suite von fünfzig Landschaften, Conversationsstücken und ländlichen Scenen vorhanden, die Johann Balzer der Aeltere nach einem Norbert Grund in Kupfer gestochen, auch sind zwei Octavblätter: „Ein unter einem Baume auf einem Steine sitzender Jüngling, der die Flöte bläst“ und „Ein Mädchen, das mit dem auf ihrer rechten Hand sitzenden Canarienvogel spielt“, beide Blätter: Norbert Grund pinx. Jo. Balzer sc. bezeichnet, und ein Quer-Octavblatt: „Jonas, von dem Wallfisch verfolgt“ und N. Grund pinx., J. Balzer sc. bezeichnet, bekannt. Daß aber auch ein Kapuziner Norbert, der Maler gewesen, gelebt, dafür spricht wieder die Angabe in de Luca’s „Gelehrten Oesterreich. Ein Versuch“, I, Band, 2. Stück, S. 478, wo in dem dort mitgetheilten Künstlerverzeichniß zwischen Strudel und Meytens ein „Norbert, Maler und Kapuziner in Oesterreich“ angeführt erscheint. Vielleicht war Norbert Grund Laienbruder oder Mönch in einem Kapuzinerkloster und hieß dann kurzweg Pater Norbert, woraus wohl durch Irrung Peter Norbert entstanden ist.

Außer den im Texte angeführten Quellen: Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und Künste, Bd. 18, S. 324. – Füßli, Allgemeines Künstler-Lexikon. S. 298.