BLKÖ:Mitis, Ignaz Edler von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mitis, Samuel
Band: 18 (1868), ab Seite: 370. (Quelle)
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Mitis, Ignaz Edler von (Techniker und Fachschriftsteller, geb. zu Wien 4. Mai 1771, gest. zu Baden bei Wien 4. September 1842). Der älteste Sohn des Hofrathes Ferdinand Georg [s. d. S. 368, Nr. 3]. Den ersten Unterricht erhielt er im Löwenburg’schen Convicte zu Wien. Da er einen kaiserlichen Stiftplatz besaß, sollte er einer Anordnung des Kaisers Joseph II. zu Folge, nach welcher alle kaiserlichen Stiftlinge aus der Civil- in die Militär-Erziehung übertreten sollten, sich auch der militärischen Laufbahn zuwenden. Da aber M. die Civil-Laufbahn einzuschlagen beabsichtigte, trat er aus dem Stifte aus und kehrte in’s Elternhaus zurück. Später erhielt er einen Stiftplatz in der Theresianischen Ritterakademie, in welcher er die höheren Studien vollendete und dann im Jahre 1793 als Auscultant bei den niederösterreichischen Landrechten seine staatsdienstliche Laufbahn begann. Dort blieb er, bis er im Jahre 1796, dem Aufgebote folgend, in das von den österreichischen Ständen errichtete Freicorps eintrat. Im folgenden Jahre verließ er den Staatsdienst, um sich ausschließlich dem Studium der Chemie zu widmen. In Verbindung mit seinem Vater errichtete er nun zu Kirchberg am Wechsel im V. U. W. W. eine Fabrik chemischer Producte, in welcher unter Anderem ganz ausgezeichnete Farbmaterialien, darunter aus arseniksaurem Kupfer ein schönes Grün, das unter dem Namen „Mitis-Grün“ allgemein bekannt wurde, bereitet wurden. Die Fabrik nahm bald einen großen Aufschwung und warf einen bedeutenden Gewinn ab. Als im Jahre 1812 sein Vater starb, setzte Ignaz den Betrieb der Fabrik allein fort, bis ihn ungünstige Zeitverhältnisse zwangen, im Jahre 1818 denselben aufzugeben. M. übernahm nun die Oberleitung sämmtlicher Fabriken und Bergwerke, welche Theodor Graf Batthyány, ein um die Förderung verschiedener Industriezweige, vornehmlich aber um den Donau-Schiffbau vielverdienter ungarischer Edelmann, in Ungarn, Steiermark, Kärnthen und im [371] Erzherzogthume besaß. Zugleich entwickelte M. als Ausschußrath der niederösterreichischen Stände, zu welchem er bereits im Jahre 1816 gewählt worden war, eine nutzbringende Thätigkeit. Im Jahre 1823 gründete er die Actiengesellschaft zur Errichtung einer Kettenbrücke, der ersten, über die Donau. Es ist die Sophienbrücke, welche die Vorstadt Landstraße mit dem Prater verbindet. M. war bei der Leitung dieses Baues, der nach dem Plane des damaligen Ober-Baudirectors v. Kudriaffsky [Bd. XIII, S. 303] ausgeführt wurde, betheiligt. Im Jahre 1828 unternahm M. nach eigenem Plane und unter Mitwirkung seines Bruders Ferdinand den Bau einer zweiten Kettenbrücke, der sogenannten Karlsbrücke, welche bei dem Fischerthore die innere Stadt mit der Leopoldstadt verbindet. Im Jahre 1829 trat M. bei der ersten, von Franz Anton Ritter von Gerstner [Bd. V, S. 160] unternommenen Eisenbahn in Oesterreich zwischen Linz und Budweis ein, welches Unternehmen durch mancherlei Mißgriffe schon in’s Stocken gerathen und nur durch M. zu einem neuen gedeihlichen Fortgange gebracht worden war. Im Jahre 1830 wurde M. zum Verordneten der niederösterreichischen Stände gewählt, in Folge dessen er die Direction der vorbenannten Eisenbahn niederlegte und sich ausschließlich seinem Dienste als Verordneter widmete. Dabei blieb er seinen technischen Studien, die ihn vor allen anderen anzogen, treu. Auch schriftstellerisch hat M. in seinem Fache verdienstlich gewirkt. Es sind von ihm im Drucke erschienen: „Die Sophienbrücke, oder beschreibende Darstellung der ersten Kettenbrücke in Wien u. s. w.“ (Wien 1826, zweite Aufl. 1830, 8°.), die letztere ist mit mehreren Beiträgen über die physischen Eigenschaften und besonders über die absolute und relative Stärke des vaterländischen Eisens und Stahls versehen; – „Handbuch der populären Mechanik“ (Wien 1828, 8°.), eine Bearbeitung des englischen Compendiums von R. Brunton; – „Die Carlsbrücke, oder Beschreibung der ersten Stahl-Kettenbrücke in Wien, nebst umständlicher Darstellung aller dieser Anwendung des Stahls vorausgegangenen Versuche über dessen Elasticität und Stärke“ (ebd. 1829). Außerdem schrieb er auch für Baumgartner’s und Ettingshausen’s „Zeitschrift für Physik“ technische Abhandlungen, unter Anderem veröffentlichte er darin seine „Versuche über Festigkeit, Stärke und Elasticität des Eisens und Stahls“ (IV, 1828; VI, 1829; VII, 1830; X, 1832). M. wurde in Folge seiner wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete der Technik von mehreren gelehrten Gesellschaften zum Mitgliede erwählt. Mit Barbara, einer geb. von Fillnbaum, vermält, hinterließ er zwei Söhne, Karl und Ferdinand, der letztere k. k. Hof- und Finanz-Landesdirector in Innsbruck, und eine Tochter Franziska, welche letztere mit ihrem Vetter Ferdinand vermält, bald nach ihrer Ehe starb. M. starb zu Baden bei Wien im Alter von 71 Jahren.

Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, A. Strauß, 4°.) Jahrgang 1812, S. 222. – Oesterreichischer Zuschauer, herausg. von Ebersberg (Wien, 8°.) Jahrgang 1838, Bd. II, S. 544, im „Rückblick in die Vergangenheit“. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 160. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. VI, im Supplement S. 557.