BLKÖ:Gerstner, Franz Anton Ritter von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Gerstmeyer, Joseph
Band: 5 (1859), ab Seite: 160. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Franz Anton von Gerstner in der Wikipedia
Franz Anton von Gerstner in Wikidata
GND-Eintrag: 119342375, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Gerstner, Franz Anton Ritter von|5|160|}}

Gerstner, Franz Anton Ritter von (Mechaniker, geb. zu Prag 1795, gest. zu Philadelphia 12. April 1840). Studirte am polytechn. Institute zu Prag, das damals unter der Leitung seines berühmten Vaters (siehe den Folgenden) stand. Er trieb fleißig Technik, Situations- und Maschinen-Zeichnen. 1818 wurde er Professor der praktischen Geometrie am Polytechnikum in Wien. Da er sich für das Eisenbahnwesen sehr interessirte, unternahm er, um es von seiner praktischen Seite kennen zu lernen, 1822 eine Reise nach England. Nach seiner Rückkehr rief er die erste österr. Eisenbahn zwischen Budweis und Linz in’s Leben und übernahm, die Professur niederlegend, ihren Bau. Als aber das Actiencapital schon mit der Bahnhälfte erschöpft war, und die Actionäre beschlossen, die andere Hälfte nach einem minder kostspieligen aber auch unzweckmäßigeren System zu bauen, trat er von der Unternehmung zurück, auf alle ihm nach Vollendung der Bahn zugesicherten Vortheile verzichtend. 1826 und 29 machte er wiederholt Reisen nach England und, als [161] dort sein Plan, eine Actiengesellschaft für Benützung der Wasserkraft einer Schleuße an dem großen Schiffskanal zwischen Mailand und Pavia zu Stande zu bringen, mißlang, ging er im J. 1834 nach St. Petersburg, um die Eisenbahn zwischen St. Petersburg und Moskau zu bauen. 1838 begab er sich nach Nordamerika, von wo aus seine Mittheilungen über die dortigen Beschäftigungen ihres instructiven Charakters wegen allgemeines Interesse erweckten. In der Fülle des Mannesalters – G. zählte 45 Jahre – entriß ihn der Tod zu früh der Wissenschaft. G.’s schriftstellerische Thätigkeit umfaßt folgende Werke: „Lehrgegenstände der praktischen Geometrie“ (Wien 1819, Gerold, gr. 8°.); – „Ueber die Vortheile der Anlage einer Eisenbahn zwischen der Moldau und Donau“ (Ebenda 1825, Tendler, gr. 8°.); – „Ueber die Vortheile der Unternehmung einer Eisenbahn zwischen der Moldau und Donau. Im Februar 1829“ (Ebd. 1829, 4°.); – „Sammlung der Actenstücke in Betreff der Ausführung der ersten österr. Eisenbahn zwischen der Moldau und Donau“ (Ebenda 1827, gr. 8°.); – „Bericht über den Stand der Unternehmung der Eisenbahn von St. Petersburg nach Zarskoje-Selo und Pawlowsk“ (Leipzig 1838, gr. 4°., mit 19 Beil. und 1 K.). Das Andenken seines Vaters ehrte er durch die vermehrte Ausgabe von dessen „Handbuch der Mechanik, mit Beiträgen von neuen engl. Constructionen …“, 3 Bde. (Leipzig 1832 und 33, mit 109 K. K., gr. 4°.), worin er die Ergebnisse der Studien, die er bei dem Baue der Liverpool-Manchester-Eisenbahn gemacht, niederlegte. Seine amerikanischen Beobachtungen gab nach seinem Tode Klara Gerstner geb. von Epplen-Härtenstein in dem Werke heraus: „Beschreibung einer Reise durch die vereinigten Staaten von Nordamerika in den J. 1839 und 1840“ (Leipzig 1842, Hinrichs), welche Schrift L. Klein aus speciell technischen Gesichtspuncten bearbeitete und unter dem Titel: „Die inneren Comunicationen der vereinigten Staaten von Nordamerika“, 2 Bde. (Wien 1842 und 1843, Förster, 34 Tafeln, gr. 4°.) veröffentlichte.

Intelligenzblatt der Allgem. Literatur-Zeitung 1840, Nr. 31. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar 1842, Voigt, 8°.) XVIII. Jhrg. (1840) I. Thl. S. 413. – Ersch (J. S.) und Gruber (J. G.), Allg. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) 1. Sect. 62. Thl. S. 96. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 322. VI. Bd. und Suppl. S. 447. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de Mr. le Dr. Hoefer (Paris 1852) XX. Bd. Sp. 322. – [Die genannten Quellen, mit Ausnahme der Oestr. National-Encyklopädie, stimmen im J. 1795 als G.’s Geburtsjahr überein, diese setzt das J. 1793 als solches an.]