Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 17 (1867), ab Seite: 208. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Jacob Mazzioli in Wikidata
GND-Eintrag: 130354171, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Mazzioli, Jacob|17|208|}}

Mazzioli, Jacob (gelehrter Jesuit, geb. zu Gratz in Steiermark 11. November 1730, gest. zu Wien 1790). Achtzehn Jahre alt, trat er in den Orden der Gesellschaft Jesu, in welchem er nach beendeten theologischen Studien die heiligen Weihen erhielt. Auf den Bühnen, welche in den Jesuiten-Collegien sich befanden, und auf welchen es damals Sitte war, die von den Ordensmitgliedern gedichteten lateinischen Stücke von Novizen darstellen zu lassen, machte sich M. durch seine besonders bezeichnende Mimik vor den übrigen Mitspielenden bemerkbar. So wurde er denn, da er mit dieser Mimik auch eine vortreffliche Rednergabe verband, nachdem er Priester geworden, sofort im Predigeramte verwendet, und übte dasselbe zwei Jahre zu Stadt Steyr, ein Jahr zu Neusohl, eines im Ordenshause zu St. Anna in Wien aus, worauf er im Jahre 1768 als Prediger in der Metropolitankirche zu St. Stephan bis 1775 thätig war. Seine Predigten waren immer von einer großen Menschenmenge besucht; man erzählt, daß bei einer derselben das marmorne Gitter eines Altars von der zuströmenden Menge der Zuhörer eingedrückt wurde. Nach der Aufhebung des Ordens verlieh ihm die Kaiserin Maria Theresia die Pfarre im Bürgerspitale zu Wien, und zeichnete ihn noch insbesondere dadurch aus, daß sie ihn mit einem von ihr eigenhändig gestickten Meßgewands beschenkte. Nachdem Kaiser Joseph die Bürgerspitalspfarre aufgehoben, verlieh er M. jene zu Deutsch-Altenburg in Ungarn, wo er auch bis zu seinem Lebensende verblieb. Die Verschiedenheit seines Geburts- und Sterbedatums, wie seines Sterbeortes (bald Wien, bald Deutsch-Altenburg) wird in den Quellen angedeutet. Von seinen Predigten sind mehrere im Drucke erschienen, und zwar: „Trauerrede auf den Hintritt Franz I., weyland Römischen Kaiser“ (Wien 1765); – „Ehrenrede auf Heinrich den Frommen, Römischen Kaiser und Herzog in Bayern“ (ebd. 1766, 4°.); – „Lobrede auf die HH. Cyrillus und Methodius, Apostel [209] des Markgrafenthums Mähren“ (ebd., 4°.); – „Ehrenrede auf den wundervollen H. Johann von Nepomuk“ (ebd. 1777, 4°.). Nach seinem Tode wurden aus seinem Nachlasse folgende homiletische Werke herausgegeben: „Predigten auf alle Festtage des Jahres“ (Wien 1792, 8°.); – „Predigten auf alle Sonntage des Jahres“, 2 Theile (ebd. 1792, 8°.); – „Predigten auf die heilige Fastenzeit für 3 Jahre“ (Augsburg 1793, 8°.). Auch hatte M. mit den Predigtkritikern in Wien manchen Strauß zu bestehen, da er und sie im Puncte der Aufklärung ganz verschieden dachten.

Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu (Viennae 1855, Lex. 8°.) p. 224 [nach diesem geb. 11. November 1730, gest. zu Wien 12. März 1790]. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1808, Gerh. Fleischer, 8°.) Bd. VIII, S. 583 [nach diesem gest. im Jahre 1791]. – Winklern (Joh. Bapt. v.), Biographische und literarische Nachrichten von den Schriftstellern und Künstlern, welche in dem Herzogthume Steyermark geboren sind u. s. w. (Gratz 1810, Franz Ferstl, kl. 8°.) S. 132 [nach diesem geb. 31. Nov. 1729, gest. zu Deutsch-Altenburg in Ungarn 12. März 1791]. – Steiermärkische Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert von Muchar, C. G. Ritter von Leitner, A. Schrötter (Grätz, 8°.) Neue Folge, VII. Jahrgang (1842), 1. Heft, S. 108 [nach dieser geb. 1. November 1729, gest. zu Deutsch-Altenburg 12. März 1791].