BLKÖ:Mayer, Simon Martin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Majer, Stephan
Band: 18 (1868), ab Seite: 175. (Quelle)
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110. Mayer, Simon Martin (Priester und Schriftsteller, geb. zu Klagenfurt 21. April 1788). Sein Vater war Officier im Infanterie-Regimente Nr. 26, später Platz-Lieutenant in Klagenfurt, starb aber schon im Jahre 1796, da Simon Martin kaum acht Jahre alt war. M. besuchte nun die Schulen seiner Vaterstadt und widmete sich nach beendetem Lyceum der Pharmacie, kehrte aber alsbald zu den Studien zurück, wurde Theolog und schon im Jahre 1809, mit Nachsicht des Alters, da er erst 22 Jahre alt war, Priester. Er trat nun in die Seelsorge, und zwar zuerst als Caplan auf dem Lande zu Guttaring, aber schon in fünf Monaten wurde er in gleicher Eigenschaft an die Dompfarre in Klagenfurt übersetzt und im Jahre 1818 Domprediger daselbst. Im Jahre 1820 kam er auf sein Ansuchen als erster Prediger an die Klagenfurter Hauptpfarrkirche und wirkte an derselben in dieser Eigenschaft durch viele Jahre. Mayer, ein intelligenter Priester und an seiner Fortbildung unablässig arbeitend, übernahm im Jahre 1820 die Redaction der „Kärnthnerischen Zeitschrift“, welche J. G. Kumpf [Bd. XIII, S. 372][WS 1] begründet und von derselben zwei Bände herausgegeben hatte. Nun übernahm M. die Herausgabe auf eigene Kosten, und gab in gemessenen Zeiträumen den dritten und die folgenden Bände bis zum achten heraus, mit welchem diese Zeitschrift im Jahre 1835 endete. Sie enthält historische, topographische und statistische Arbeiten. Die darin enthaltenen heimischen Sagen in gebundener Rede und in Prosa bearbeitet von Leitner, Gallenstein, Tschabuschnigg, Pietznigg u. A. hat Mayer mit seinen eigenen Bearbeitungen und anderen gesammelten Legenden, Romanzen, Balladen und Märchen, sämmtlich mit Beziehung auf Kärnthen, in einem Taschenbuche, betitelt: „Noreja“ (Klagenfurt 1837, Kleimayer, 8°.), herausgegeben. Früher noch als die „Kärnthnerische Zeitschrift“, nämlich im Jahre 1815, übernahm M. die gleichfalls von Kumpf im Jahre 1811 begründete, später von Johann v. Jenull [Bd. X, S. 164] fortgesetzte Zeitschrift: „Carinthia“ und führte die Redaction derselben, mit Ausnahme der beiden Monate Juli und August 1848, in welchen sie Vincenz Rizzi besorgte, bis zum Jahre 1850. Im Mai 1855 übernahm Mayer wieder die Redaction und führte sie in [176] erprobter Weise durch mehrere Jahre. Zur Redaction der „Carinthia“ gesellte sich auch vom 25. März 1821 jene der „Klagenfurter Zeitung“, als des politischen Landesblattes, welche M. gleichfalls bis letzten Juni 1850 fortgeführt hat. Die Redaction der „Carinthia“, in welcher M. die vorzüglichsten geistigen Kräfte der Heimat und der Nachbarländer Steiermark und Krain vereinigt hatte, bleibt M.’s Hauptverdienst. Dieses sehr selten gewordene und vollständig vielleicht nicht mehr zu beschaffende Blatt ist eine wahre Fundgrübe für Kärnthens profane, Kirchen-, Personen-, Cultur- und Literaturgeschichte, für die Statistik, Geo-, Ethno- und Topographie des Landes, wie sie denn auch commerciellen, landwirthschaftlichen, technischen und industriellen Interessen durchaus nicht ferne blieb. Mayer selbst war nicht nur ein sehr geschickter Redacteur, der die Arbeiten mit großer Sorgfalt sichtete und zurechtsetzte, sondern auch ein fleißiger Mitarbeiter, als welcher er in derselben mannigfache historische, biographische und ethnographische Aufsätze mittheilte. Ferner betheiligte sich M. an der Gründung des kärnthnerischen Musikvereins, an welchem er eine Reihe von Jahren als Ausschußrath thätig war, wie er denn auch eine nicht geringe Wirksamkeit als Director des im Jahre 1817 entstandenen Vereins zum geselligen Vergnügen entfaltete, in welchem ihm speciell das Fach der Literatur zugewiesen war. Noch sei bemerkt, daß M. auch als Sammler von Kunstwerken seine Verdienste hat, und daß seine Sammlung von Oelbildern zu den Sehenswürdigkeiten Klagenfurts gehörte. Im Jahre 1859 beging M. sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum, bei welcher Gelegenheit er, wie es im Verleihungs-Diplom hieß, in Anerkennung seiner „vieljährigen vielseitigen Verdienste“ das goldene Verdienstkreuz mit der Krone erhielt, und von Seite der Stadt Klagenfurt durch das Ehrenbürger-Diplom ausgezeichnet wurde. M. hat sich durch Beispiel und Anregung um die Literatur und Cultur Kärnthens viele Verdienste erworben. Zum Schlusse sei noch bemerkt, daß er in früheren Jahren in Journalen und unter dem Pseudonym J. Proben verschiedene Beiträge in Poesie und Prosa veröffentlicht hat. Im Jahre 1859 zog sich M. von allen seinen Functionen als Priester und Redacteur in den Ruhestand zurück.

Hermann (Heinrich), Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kärnthen in Vereinigung mit den österreichischen Fürstenthümern (Klagenfurt, Leon, 8°.) III. Bd. 3. Heft (1860): Culturgeschichte Kärnthens vom Jahre 1790 bis 1857, S. 158–163, 191, 193, 198 u. 258. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 613 – Wiener-Zeitung 1859, Nr. 262, S. 4419: „Das fünfzigjährige Priester-Jubiläum S. M. Mayer’s“. – Oesterreichischer Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar (Frey-Sing, bei Athanasius u. Comp. [Hamburg, bei Hoffmann u. Campe], 8°.) S. 31.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. III, S. 372].