Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Majer, Karl
Band: 18 (1868), ab Seite: 149. (Quelle)
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85. Mayer, Karl (Maler, geb. zu Wien im Jahre 1810). Den ersten Unterricht in der Kunst, für die er ein ungewöhnliches Talent besaß, erhielt er an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Nachdem er dieselbe mehrere Jahre besucht und mit seinem Bilde: „Prometheus und Pandora“ auch den Preis gewonnen hatte, begab er sich zur weiteren Ausbildung nach München, wo damals unter des Königs Ludwig Schutz ein reges Kunstleben herrschte und sich aus allen Theilen Europas vielversprechende junge Künstler zusammenfanden. M. widmete sich vornehmlich dem historischen Fache der Malerei, arbeitete aber mitunter auch und mit bestem Erfolge im Genre. Später, 1842, unternahm er als kais. Pensionär eine Reise nach Italien, welche er bis Neapel ausdehnte; längere Zeit jedoch hielt er sich behufs seiner Kunststudien in Rom selbst auf. Auch in anderen Städten Italiens machte er Halt, um die Eigenheiten der verschiedenen Kunstschulen aus eigener Anschauung zu studiren. Von seinen Arbeiten – deren einige in öffentlichen Ausstellungen zu sehen waren – sind bekannt: aus der Ausstellung im kais. Akademiegebäude bei St. Anna in Wien: „Lanzelot du Lac wird seiner Mutter von einer Fee geraubt“, den Stoff zu diesem Bilde entnahm M. einem altdeutschen Gedichte aus den Zeiten der Tafelrunde; – „Prometheus weist die ihm durch Merkur überbrachte Pandora zurück“, welches Bild mit dem Preise betheilt wurde; während [150] seines römischen Aufenthaltes gelangte nur das von ihm gemalte Selbstbildniß nach Wien, welches allgemeinen Beifall fand; überdieß berichtete man von einer Altarskizze: „Der h. Vincenz von Paula“, an der er im Jahre 1844 arbeitete. In der Belvederegallerie, in der Abtheilung „Moderne Schule“, befindet sich außer obigem Oelbilde: „Prometheus und Pandora“ auch das „Historische Gemälde des Wildbades Gastein im Salzkammergute“, ein Aquarell mit Oelfarben retouchirt, Papier auf Holz gezogen. Das Bild (3 Schuh 21/2 Zoll hoch und 4 Schuh 7 Zoll breit) besteht aus drei Abtheilungen. Das Mittelbild stellt die Entdeckung der Heilquelle durch die Eremiten Primus und Felicitas dar; das rechte Seitenbild zeigt Gastein vor dem Jahre 650 mit seinen damaligen Bewohnern, Bären und Raubgevögel; das linke Seitenbild: Gastein im Jahre 1837 (in diesem ist das Bild gemalt) mit seinen jetzigen Bewohnern und ihren Nahrungszweigen. Die drei Abtheilungen sind mit einer architektonischen Einfassung umgeben, auf welcher in Reliefs die Hauptmomente aus der Sage und Geschichte Gasteins, sowie Allegorien auf die Heilquelle arabeskenartig angebracht sind. Oben in der rechten Ecke steht: C. M. 1837. In der anläßlich der im Jahre 1856 in Wien abgehaltenen 32. Versammlung der Naturforscher und Aerzte improvisirten Ausstellung war sein Bild: „Italienische Landleute“, Eigenthum des Grafen Coloman Nákó, zu sehen. In der Dominikanerkirche in Wien befindet sich ein Altarbild: „Die heilige Katharina“ von seiner Hand. Für das Gebetbuch Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth vollendete er in Gemeinschaft mit van der Nüll das Widmungsblatt dazu. Und von seinen Arbeiten aus den letzteren Jahren sind seine Fresken auf der rechten Wand des Mittelschiffes der Altlerchenfelderkirche bemerkenswerth. Es ist ein Cyklus von folgenden Bildern: „Christus am Oelberge“, – „Die Auferstehung“, – „Die Himmelfahrt“, – „Die Ausgiessung des heiligen Geistes“. Zwischen diesen Bildern erscheint die Gestalt des Heilands in verschiedenen Beziehungen „als König der Schmerzen“, – „als König der Glorie“, – „als Priester in Alba und Stola“ – und „als Prophet mit aufgehobener drohender Rechten“. Der ganze Cyklus – die Gegenbilder der linken Wand sind von Professor K. Blaas – ist von Mayer entworfen und ausgeführt. Schon Nagler rühmt dem damals neunzehnjährigen Künstler „Streben nach charakteristischer Auffassung, Correctheit der Zeichnung und Tadellosigkeit in technischer Hinsicht“ nach. Der Künstler lebt in Wien, wo er außerdem als Professor an der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste angestellt ist.

Frankl (Ludw. Aug.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 472; III. Jahrg. (1844), S. 137, 772. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. VIII, S. 492. – Wiener Zeitung 1861, Nr. 225, S. 3499, im Aufsatze: „Der Bau und die Einweihung der Kirche in Altlerchenfeld“. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1857, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 52 u. 87 [in diesem Werke erscheint der Künstler zwei Mal, und zwar zuerst S. 32 als Karl Mayer, dann auf S. 87 als C. Meyer, als wenn es zwei verschiedene Künstler wären]. – Deutsches Kunstblatt 1853, S. 85; 1855, S. 70, 447, 465. – Krafft (Albrecht), Die moderne Schule der k. k. Gemälde-Gallerie (Wien 1854, A. Pichler’s Witwe u. Sohn, 8°.) S. 18. – Raczynski, Geschichte der neueren deutschen Kunst, Bd. II, S. 612 u. f.