Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Machold, Joseph
Band: 16 (1867), ab Seite: 209. (Quelle)
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Mack, Joseph (Oberst und Chef der Artillerie der ungarischen Revolutions-Armee, geb. in Ungarn um das Jahr 1810, gest. im Jahre 1855). Ueber seinen Ursprung und seine Familienverhältnisse ist nichts Näheres bekannt. [210] Im Vormärz stand er im österreichischen Artilleriedienste und war als der tüchtigste Mann im 5. Artillerie-Regimente bekannt. Wie eine der unten angeführten Quellen berichtet, hätte er in Galizien bei einem Aufstande auf das Volk schießen sollen (?), es aber nicht gethan und als Sühne dafür 18 Jahre Ober-Feuerwerker bleiben müssen. Seiner Geschicklichkeit und Kenntnisse wegen wurde er als Lehrer in der Cadetenschule des Artillerie-Regiments, in dem er diente, verwendet. Sobald im Jahre 1848 ein ungarisches Kriegsministerium war bewilligt worden, bekannte er sich gleich für die Organisirung einer ungarischen Artillerie. Er wurde nun Lieutenant im ungarischen Heere, agirte aber noch in österreichischer Uniform zu Pferde für die ungarische Armee. Es heißt, daß er, kaum in die ungarische Armee eingetreten, eine kaiserliche Lieutenantscharge erhalten, dieselbe aber im Unwillen über langjährige Zurücksetzung zurückgewiesen habe. Hingegen wurde er in der ungarischen Armee zum Oberlieutenant und Organisator der Artillerie ernannt. Durch seine Persönlichkeit gewann er einen großen Theil intelligenter Personen für sein Corps. Techniker, Studenten, Künstler aller Arten und andere gebildete junge Leute, die sich schon dem Kaufmannsstande gewidmet hatten, traten zur Vertheidigung des Vaterlandes in die sogenannte Mack’sche Artillerie ein. Er stampfte, wie eine unserer Quellen berichtet, seine organisirten Batterien wie aus der Erde. Das höchste Lob erhielt Mack von Jellachich in der Schlacht bei Belencze, wo die junge ungarische Artillerie ihre ersten Schießproben machte und Jellachich meinte: es seien dieß „französische Artilleristen“. Mack selbst richtete seine Kanone einmal so gut, daß er dem Adjutanten Jellachich’s das rechte Bein abschoß. Nach diesem ersten Treffen wurde Mack Hauptmann, in der Schlacht bei Schwechat und Mannswörth Major, und als er im Winter 1848/49 die Vertheidigung der Festung Komorn übernahm, Oberst mit dem Titel als Chef der ungarischen Artillerie. Als Commandant von Komorn entwickelte er bis zum Entsatze der Festung, die von einem Armeecorps von 25 bis 30.000 Mann cernirt war, eine erstaunliche Thätigkeit. Die Revolutionsregierung erkannte ihm auch den Verdienstorden zu. Eine bald darauf von ihm gemachte Bemerkung, hatte ihn jedoch verdächtig gemacht und er wurde nach Debreczin und dort vor ein Kriegsgericht gebracht. Die Sache wurde untersucht und Mack darauf unter Aufsicht nach Komorn zurückgeführt, wo er ohne weiteres Resultat verblieb, bis einige Tage vorher, ehe Klapka die Festung übergab. Durch Vermittlung Klapka’s soll Mack in’s Ausland geflohen sein. Nach Kertbeny’s Mittheilungen soll er sich als Commandant von Komorn den ärgsten Ausschweifungen überlassen haben, welche momentanen Wahnsinn herbeiführten. Auf seiner Flucht hatte er sich nach der Türkei gewandt und dort mit anderen complottirt, weßhalb ein Preis auf seinem Kopfe stand. Auch erfährt man von Kertbeny, der eine interessante Silhouette dieses merkwürdigen Mannes entwirft, daß Mack Dichter gewesen. Jedenfalls war Mack einer jener Männer, welche sich für die von Einzelnen erfahrenen Unbilden an der Gesammtheit rächen, welche mit seltenen Fähigkeiten ausgerüstet, im Vaterlande entweder absichtlich gedrückt, gedemüthigt, oder aber vergessen, sich, wenn der Augenblick gekommen [211] ist, der Revolution in die Arme werfen und in ihrem Zorne durch Anwendung ihrer Geisteskräfte im Dienste des Feindes den Undank des Vaterlandes mit Entwürfen, Plänen und Thaten zu dessen Vernichtung erwiedern.

Kertbeny (K. M.), Silhouetten und Erinnerungen an Albach, Bettina, Grafen Louis und Kasimir Batthyányi u. s. w. (Prag 1863, Kober, 8°.) Bd. II, S. 22–28: „Feuerwerker Mack“. – Ungarns politische Charaktere. Gezeichnet von F. R. (Mainz 1851, J. G. Wirth, 8°.) S. 158: „Joseph Mack“.