BLKÖ:Lucas, Karl Wilhelm

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 16 (1867), ab Seite: 123. (Quelle)
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Lucas, Karl Wilhelm (Hofschauspieler, geb. zu Berlin 1803, gest. zu Wien 4. December 1857). Früh verwaist, erlernte er die Buchdruckerkunst und erst, als er bereits Setzer war, folgte er seiner Neigung und wurde Schauspieler. Organ und äußere Erscheinung kamen ihm vortrefflich zu statten. Im Jahre 1826 betrat er in Linz zum ersten Male die Bühne und blieb bis im Jahre 1829 an derselben. Von Linz kam er nach Preßburg und lernte dort die Schwägerin Duport’s, des ehemaligen Tänzers [124] dann Pächters des k. k. Theaters nächst dem Kärnthnerthore, Fräulein Emilie Neumann kennen, die nicht nur seine Lehrmeisterin in der Darstellung, sondern auch seine Frau wurde. Mit ihr zugleich wurde er von Director Karl für das Theater an der Wien engagirt, wo Lucas mit dem berühmten Heldenspieler Wilhelm Kunst [Bd. XIII, S. 382] alternirte. Seine Leistungen als Hinko im gleichnamigen Stücke, Darbois in „Das Irrenhaus zu Dijon“, Rittmeister in „Verwirrung über Verwirrung“, machten die Direction des Hofburgtheaters auf sein vielversprechendes Talent aufmerksam und er wurde im Frühjahre 1834 an demselben engagirt. Durch einen Zeitraum von fast 24 Jahren zählte L. zu den beliebtesten Mitgliedern dieser ersten deutschen Bühne und leistete vornehmlich im Conversationsstücke ausgezeichnetes. Sein Havelin in „Der Fabrikant“, Dorbert in „Das Geheimniß“, Appiani in „Emilie Galotti“, Tellheim in „Minna von Barnhelm“, Reinhard in „Dorf und Stadt“ waren Kunstgebilde, in denen er kaum einen Rivalen haben dürfte. In Bauernfeld’schen Stücken nahm er neben Luise Neuman und neben Korn, La Roche, Wilhelmi, Fichtner einen Ehrenplatz ein. Im Trauerspiele gab er den Don Manuel in „Die Braut von Messina“, den Stauffacher in „Wilhelm Tell“, Terzky in „Wallenstein“, Dunois in „Die Jungfrau von Orleans“ vortrefflich. In letzter Zeit ging er und mit Glück in’s Fach der Alten über und schuf mit dem Präsidenten in „Kabale und Liebe“, Herzog Karl in „Die Karlsschüler“, General Morin in „Der Pariser Taugenichts“ ganz vortreffliche Gestalten. In den letzten Jahren leidend, wurde sein Uebel durch die Kunst der Aerzte wohl niedergehalten, aber nicht beseitigt. Der Tod eines hoffnungsvollen Sohnes brachte nun die Krankheit vollends zum Ausbruch und er erlag ihr auch in kurzer Zeit. Für seine, im Jahre 1848 bewiesene hingebende Loyalität war L. mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet worden.

Heinrich (A.), Deutscher Bühnen-Almanach (Berlin 1858, 8°.) XXII. Jahrg. S. 110 [gibt irrig den 5. statt des 4. December als seinen Todestag an]. – Wiener Courier 1857, Nr. 317: „Nekrolog“. – Gratzer Zeitung 1857, Abendblatt Nr. 283. – Frankfurter Konversationsblatt 1856, Nr. 163, S. 652. – Austria. Oesterreichischer Universal-Kalender (Wien, Ignaz Klang, gr. 8°.) XX. Jahrg. (1859), S. 91. – Porträt. Facsimile seines Namenszuges Carl Lucas. Kriehuber 1840 lith. Gedr. bei Joh. Höfelich (Eigenthum und Verlag von Pietro Mecchetti quondam Carlo, Halb-Fol.).