BLKÖ:Keiblinger, Ignaz Franz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Keil, Franz
Band: 11 (1864), ab Seite: 130. (Quelle)
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Keiblinger, Ignaz Franz (Geschichtsforscher, geb. zu Wien 20. September 1797). Kam in jungen Jahren nach Melk, wo sein Vater in der Stiftskanzlei angestellt war. Die Eltern, ungeachtet ihrer kleinen Mittel, sorgten doch für eine gute Erziehung des Sohnes, der bald das Stiftsgymnasium besuchte und schon zu jener Zeit eine besondere Vorliebe für historische Forschungen und Studien an den Tag legte. Erst 14 Jahre alt, begann er bereits aus eigenem Antriebe einen Auszug des „Chronicon Mellicense“ von Anselm Schramb, welches er durch Benützung älterer und neuerer Quellenwerke theils berichtigte, theils erläuterte und ergänzte. In Wien beendete er die philosophischen Studien, und in der Wahl seines Lebensberufes, da er zwischen der Medicin und Theologie schwankte, wurde der damalige Melker Abt, Anton Reyberger, Keiblinger’s Gönner aus der Zeit, als er noch Zögling des Melker Stiftsgymnasiums war, entscheidend, und 1814 trat K. in das Benedictinerstift zu Melk; hatten ja doch zwei Brüder dieses Ordens, die demselben Stifte angehörten, Bernhard und Hieronymus Pez, neben ihren geistlichen Verrichtungen Zeit und Muße gefunden, ihren geschichtlichen Arbeiten, und mit welch’ schönem Erfolge, obzuliegen, so konnte ja auch er als Mitglied dieses Ordens und desselben Stiftes wie bisher seine historischen Arbeiten und Studien fortsetzen. Nachdem er im Stifte Göttweih, in welchem auch noch die Erinnerung an einen Bessel [Bd. I, S. 349] fortlebte, und dann im bischöflichen Seminar zu St. Pölten die Theologie beendet, legte er 1818 die Profeß ab und wurde 1820 zum Priester geweiht. Nun lag er mehrere Jahre dem Lehramte ob, wurde 1825 Grammatical-Professor zu Melk und Vicedirector des dortigen Convictes, 1827 Religionslehrer am dortigen Gymnasium, 1829 Professor der Moral-Theologie an der theologischen Lehranstalt des Stiftes, überdieß 1832 auch noch Bibliothekar desselben. Zur Stunde bekleidet K. die Stelle des Archivars und Gastmeisters in seinem Stifte und das Lehramt der Geschichte am Melker Gymnasium. Neben seinem Berufe als Priester und Lehrer blieb K. seiner Wissenschaft der Geschichte treu und steuerte zur Förderung derselben manches Goldkorn bei. In früheren Jahren wurde seine wissenschaftliche Thätigkeit leider durch vermehrte Berufsgeschäfte und schwere Krankheiten, die ihn zu öfteren Malen und dauernd befallen hatten, gehemmt und gestört. Im Folgenden wird eine Uebersicht der wichtigeren, theils selbstständig erschienenen, theils in Fachschriften abgedruckten Arbeiten des gelehrten Forschers mitgetheilt: „Geschichte des Benedictiner-Stiftes Melk in Nieder-Oesterreich, seiner Besitzungen und Umgebungen. I. Band. Geschichte des Stiftes. Mit Abbildungen von Römersteinen und Ziegeln“ (Wien 1851, Beck, gr. 8°.); – „Beitrag zum Diplomatarium austriacum“ (Wien 1851 gr. 8°.); enthält: Anecdota Mellicensia. Aus den Originalien des Archives im Melkerhofe zu Wien (nur 50 Exemplare gedruckt zur Sylvester-Spende für Freunde); – in Hormayr’s Archiv für Geographie, Historie u. s. w.: „Melk, von Leopold dem Erlauchten erobert, die älteste Burg der Babenberger in Oesterreich“ (Jahrgang 1822, Jännerheft Nr. 1, 5, 9 und 10; Februarheft Nr. 15 und 16); – „Die [131] Ruinen von Aggstein in Nieder-Oesterreich, im V. O. W. W.“ (Jahrg. 1827, Jännerheft Nr. 4); – „Loosdorf in Oesterreich unter der Enns und das einst bestandene protestantische Gymnasium daselbst“ (Jahrg. 1827, Augustheft Nr. 97, 98 und 99); – „Chronik von Melk“ (Jahrg. 1828, Juliheft Nr. 30; Augustheft Nr. 93, 96, 97 und 98); – in Hormayr’s und Mednyanski’s Taschenbuch für vaterländische Geschichte: „Diplomatische Beiträge zur Geschichte der Babenberger“ (Jahrgang 1828, S. 194 u. f.); – „Das Schloß Albrechtsberg an der Bielach (mit der Abbildung desselben)“ (ebd. S. 238 u. f.); – „Schallaburg in Nieder-Oesterreich“ (Jahrg. 1829, S. 180 u. f.); – „Aus dem Stammbuche des Hans Schrenckher von Etzenberg. Ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen protestantischen Adels (1617 bis 1625)“ (33. Jahrg. der gesammten, und 15. der neuen Folge, Berlin 1844. VII, Nr. 3); – in Tschischka’s Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1856, 8°.): „Notizen über Melk, Kunst und Alterthum betreffend“; auch der Artikel „Melk“ in Chimani’s Ferienreise von Wien durch das Land unter und ob der Enns u. s. w. (Wien 1830, I. Bdchn, S. 42–54) ist nach Keiblinger’s Mittheilungen geschrieben; – in der Oesterreichischen Zeitschrift für Geschichts- und Staatskunde: Die Anzeige von Malachias Koll’s Werke: „Das Stift Heiligenkreuz in Oesterreich V. U. W. W.“ (Jahrg. 1835, Nr. 13–18); – „Das Fest in Melk am 6. October 1835“ (ebd. Nr. 86); – in Chmel’s Oesterreichischem Geschichtsforscher: „Zur Geschichte und Topographie Oesterreichs unter der Enns. A. Beiträge zur Geschichte des Nonnenklosters zu Tiernstein an der Donau. B. Zur Chronik und Topographie von Tuln. C. Beiträge zur Topographie von Mödling. D. Urbar des ehemaligen Klosters St. Claren-Ordens zu Tiernstein. E. König Richard’s von England Gefängniß zu Tiernstein; und die Ritter von Tiernstein. Berichtigungen zur Geschichte des Schlosses Tiernstein. F. Ueber ein, angeblich das Stift Melk betreffendes und im Melker Archive befindlich sein sollendes, aber der Burgcapelle zu Wien angehöriges und im Archive derselben verwahrtes Diplom von K. Albrecht I. vom Jahre 1298. G. Zur Topographie von Niederösterreich (Bemerkungen über eine Schrift Koch-Sternfeld’s). H. Schloß Kreuzenstein (Berichtigung). I. Bemerkungen zur Geschichte des Stiftes Michaelbeuern von Filz. K. Zur Geschichte des Minoritenklosters zu Laa; zugleich Berichtigung einer Notiz über ein in Böhmen gefundenes altes Klostersiegel. L. Zur Geschichte der Tempelherren in Oesterreich. M. Berichtigungen und Zusätze zum österreichischen Geschichtsforscher“ (Bd. II, S. 1 u. f., S. 274 u. f., S. 356 u. f.); – in Chmel’s Notizenblatte für die österreichische Geschichte und Literatur: „Joannis Schlitbacher de Weilheim, breve carmen hexametro versu in laudem Professorum quorundam Universitatis Vinensis“ (1440, Nr. 3 und 4; November 1843, S. 87); ferner hat K. als eifriger Mitarbeiter an der Kirchlichen Topographie von Oesterreich, außer einer sehr großen Menge topographischer, historischer und genealogischer Beiträge fast zu jedem einzelnen Artikel der zahlreichen Bände (mit Ausnahme des 1., [132] 2., 8., 10., 16., 17., 18.), nachstehende Aufsätze geliefert: Das Stift Mariazell in Oesterreich (Klein-Mariazell) und die Ortschaften Altenmarkt mit der Filialkirche zu Dornau, Hafnerberg, Nestach, St. Corona, Matzendorf, Grillenberg, Leobersdorf, Schloß Dornau nächst Leobersdorf, Lindabrunn in der Pfarre Enzersfeld, im 5. Bande; die Pfarren Gainfarn (mit Vöslau und Merkenstein) und Traiskirchen (mit Möllersdorf und Wienersdorf), das Schloß Leesdorf bei Baden, im 4. Bande, welchen letzteren Bearbeitungen aber durch eine fremde, allzu dienstfertige Hand, ohne des Einsenders Vorwissen, mehrere Irrthümer beigefügt sind; würden diese Aufsätze gesammelt, so würden sie mehrere Bände füllen; – in der Monographie von Reil: „Das Donauländchen der k. k. Patrimonialherrschaften im Viertel ober dem Manhartsberge“ (Wien 1845), ist ein sehr bedeutender Theil der geschichtlichen Nachrichten von einzelnen Burgen und Ortschaften, wie Ebersdorf, Emersdorf, St. Georgen bei Lubereck, Goßam, Gottsdorf, Leiben, Persenbeug, Rachsendorf, Ranna (Schloß und Kloster), Streitwiesen, Weiteneck u. a. m., aus den ansehnlichen, aber leider öfters ungenau oder unrichtig wiedergegebenen Beiträgen Keiblinger’s entstanden. K., welcher Ehrenmitglied des historischen Vereins für Kärnthen ist, wurde am 1. Februar 1848 zum correspondirenden Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ernannt.

Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien, 8°.) IV. Jahrgang (1854) S. 299 u. f.