Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Keil, Josephine
Band: 11 (1864), ab Seite: 132. (Quelle)
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Keil, Franz (Geoplastiker, geb. zu Graslitz im Erzgebirge im Egerer Kreise Böhmens 1822). Widmete sich dem Apothekerberufe und erwarb sich vor Allem gründliche Kenntnisse in den Naturwissenschaften. Er wurde nun Assistent des Professors Kostaletzky in Prag und erhielt bald Gelegenheit die Sudeten und 1847 auch die Alpen bis Istrien zu bereisen. Später als Pharmazeut in Prag und Wildbad Gastein angestellt, benützte er jede freie Zeit zu Alpenausflügen und als er nach Lienz übersiedelte, machte er das obere Drauthal zum Gegenstande seines eifrigsten Studiums. Am 1. September 1854 hatte er zum ersten Male den Gipfel des Großglockners erstiegen und da erwachte in ihm der Gedanke einer plastischen Darstellung seiner Umgebung. Auf Grundlage der Karte des k. k. General-Quartiermeisterstabes entwarf er eine Schichtenkarte des oberen Draugebietes, setzte mit unsäglicher Mühe aus Pappendeckel ein doppelt überhöhtes Modell dieser Gegend zusammen und bearbeitete die Glocknergruppe allein auf gleiche Weise. So unvollkommen die ersten Versuche waren, so zeigten sie doch so viel Geschick, daß Professor Simony in Wien den Autodidakten zur Fortsetzung seiner Arbeiten ermunterte. Schon die nächste Arbeit Keil’s, ein Relief der Kreuzkofelgruppe, fand bei Kennern wie Feldmarschall-Lieutenant Hauslab [Bd. VIII, S. 90][WS 1] und kais. Rath Steinhauser eine so lobende Anerkennung, daß das k. k. Unterrichtsministerium und die kaiserl. Akademie der Wissenschaften sich für die Sache interessirten und Keil pecuniär unterstützten. Seither hat K. folgende geoplastische Arbeiten vollendet: ein zweites Relief der Kreuzkofelgruppe; – ein kleineres Relief der Glocknergruppe (1:72.000); – ein größeres derselben (1:48.000); – eine Darstellung des oberen Draugebietes wischen dem Tauern und dem oberen [133] Gailthale; – ein Relief des Großglocknerkamms und der Pasterze; zum ersten Relief der Glocknergruppe hat er auch eine sorgfältig und sehr übersichtlich gearbeitete Höhenschichtenkarte veröffentlicht; – eine Reliefkarte des Unterbergs bei Salzburg, welche in sinniger Weise von der Salzburger Liedertafel für die Stadt Nürnberg bei K. bestellt und von diesem (1861) in vollendeter Weise ausgeführt wurde. Im Jahre 1862 begann K. eine Reihe topographischer Reliefkarten aus den deutschen Alpen anzufertigen, bei welchen der ziemlich große Maßstab von 1:48.000 der Natur gewählt wurde, so daß eine deutsche Meile = 6 Wiener Zoll, also 1000 Klafter = 11/2 Zoll, 1000 Fuß = 3 Linien der Karte entsprechen. Auch ist, um die Naturtreue zu wahren, der Maßstab für die verticale Erhebung derselbe, wie für die horizontale Entfernung. Das Werk besteht aus 14 Sectionen: *Lienz, Greifenburg, *Winklern, Obervellach, *Heiligenblut, *Bad Gastein, *Zell am See, *Lend, *Saalfelden, Werfen, Loferer, *Berchtesgaden, Reichenhall, Salzburg, von denen die mit einem * bezeichneten schon im Jahre 1862 vollendet waren. Das ganze Werk gibt einen Durchschnitt der deutschen Alpen, der vom 46° 40′ bis zum 77° 50′ nördlicher Breite, und vom 30° 15′ bis zum 30° 55′ östlicher Länge von Ferro reicht und einem Flächenraume von 110 geographischen □Meilen entspricht. Jede Section, 15 österreichische Zoll hoch und 20 Zoll breit, bildet eine Tafel von 300 □Zoll, deren jeder 666 Wiener Klafter plastisch repräsentirt. Außerdem hat K. vollendet: ein Relief der Berchtesgadner Gebirgsgruppe, welches den Untersberg, das Lattengebirge, das Reutalm-Gebirge, den Watzmann, das steinerne Meer, die übergossene Alpe, das Hagengebirge und den hohen Göll umfaßt und ein verkleinertes Relief von Heiligenblut (im Maßstabe 1:72.000), also 1000 Klafter = 1 Zoll, welches 11 Zoll breit und 10 Zoll hoch besonders geeignet ist als Andenken an den Großglockner zu dienen. Nicht bloß daß diese Reliefkarten für den geographischen Unterricht in Schulen einen großen Vortheil bieten – denn die Preise sind nicht hochgestellt – sondern auch für die Wissenschaft bilden sie ein um so trefflicheres Hilfsmittel, als sie mit großer Sorgfalt ausgeführt, frühere Irrthümer in Messungen berichtigen und auf Grundlage wiederholter, von Keil selbst unternommener Ersteigungen der wichtigsten Höhenpuncte und Vergleichungen mit älteren und neueren Untersuchungen gearbeitet sind. Jeder Section der topographischen Reliefkarten der deutschen Alpenwelt sind Begleitkarten zur Orientirung beigegeben, welche nebst der genauen Nomenclatur das hydrographische Netz, die Richtung und Begrenzung der Gebirgszüge und Bergstöcke, die Cotirung der Bergspitzen, Jochübergänge u. s. f., jedes Haus, jede Almhütte, endlich alle Straßen und Wege enthält. Diese Begleitkarten besitzen in dieser Ausführung einen unabhängigen Werth, der desto erheblicher ist, als gerade von dem Kronlande Salzburg selbst die Specialkarten des General-Quartiermeisterstabes wenig topographisches Detail bringen, welches eben auf diesen Karten Keil’s vollständig enthalten ist. Von diesen Begleitkarten, welche trefflich als Reisekarten dienen, gibt es auch Exemplare mir geognostischer Colorirung. In früherer Zeit, ehe sich K. der Geoplastik zugewendet, war er auf botanischem Gebiete thätig und veröffentlichte in der Prager Zeitschrift „Lotos“ einige „Beiträge zu [134] Böhmens Laubmoosen“ (1851, S 177); – im Oesterreichischen botanischen Wochenblatt: „Nachrichten über einige Gebirgsausflüge, als auf den Gamskahrkog, nach Schlapereben und die Voigtenscharte“ (1851) und „Ueber die Flora des Riesengebirges“ (ebd.).

Petermann’s Mittheilungen aus dem Gesammtgebiete der Geographie (Gotha, 4°.) 1860, Heft 2 und 3. – Carinthia (Klagenfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) 1860, S. 84: „Franz Keil und die geoplastische Darstellung der Glocknergruppe“. – Zeitung für Kärnten (Klagenfurt, kl. Fol.) 1862, Nr. 78: „F. Keil’s Reliefkarten der deutschen Alpen“. – Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, kl. Fol.) 1857, Nr. 127. – Salzburger Zeitung 1861, Nr. 85; 1862, Nr. 147: „Franz Keil’s plastischer Untersberg“. – Volks- und Schützenzeitung (Innsbruck, 4°.) 1861, Beilage (89) zu Nr. 113, S. 735. – Didaskalia (Frankfurter Unterh. Blatt) 1861, Nr. 243 u. 244: „Eine Dankesgabe der Salzburger Liedertafel“. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. VII, S. 90].