BLKÖ:Hoser, Joseph Karl Eduard

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hossa, Franz
Band: 9 (1863), ab Seite: 337. (Quelle)
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Hoser, Joseph Karl Eduard (Arzt, Geo-, Ethnograph und Kunstsammler, geb. zu Ploschkowitz bei Leitmeritz in Böhmen 30. Jänner 1770, gest. zu Prag 22. August 1848). Sein Vater war herrschaftlicher Rentmeister zu Ploschkowitz, kam aber im Winter 1775 als Verwalter nach Schwaden, einem in der Nähe von Aussig gelegenen Gute, wohin ihm seine zahlreiche Familie folgte; der Sohn, wie die übrigen Kinder, erhielt den ersten Unterricht in der Dorfschule und die Mittellosigkeit des Vaters bot wenig Aussichten für Joseph’s Zukunft als sich des zehnjährigen Knaben Franz Hesse, Vicär von Schwaden, annahm, dessen Bemühungen und freundschaftlichen Verbindungen in Prag es gelang, den Knaben im Herbste 1782 als Discantisten bei dem Chorregenten Wenzel Praupner in Prag unterzubringen. Die strenge, ja richtiger gesagt, harte Behandlung daselbst kam zur Kenntniß des großherzoglichen Administrations-Secretärs Joseph von Altmann, welcher sich für den jungen talentvollen Hoser interessirte, ihn bei sich aufnahm und auf das wärmste förderte und unterstützte. H. besuchte nun die lateinischen Schulen und betrieb nebenbei fleißig das Studium der Mineralogie und Entomologie, zu ersterem durch den Mineralogen Sindacker, zu letzterem durch den Entomologen Daniel Preißler angeregt. Nach in den Jahren 1787–1789 beendeten philosophischen Studien begann H. zunächst das Studium der Rechte und hatte bereits zwei Jahre zurückgelegt, als das Zusammentreffen mit einem in Böhmen gebornen, später ausgewanderten und in Guyana seßhaften Pflanzer, Namens Williams Katz, den jungen Hoser veranlaßte, das Rechtsstudium mit jenem der Medicin zu vertauschen, indem er nach Katz’ Versicherungen als Arzt einer glänzenden Stellung in der holländischen Colonie, in welcher Katz Pflanzer war, gewärtig sein durfte. H. beendete sofort das ärztliche Studium, erwarb am 28. März 1798 die medicinische Doctorwürde und begann alsdann die Praxis, denn seit die holländischen Colonien in Südamerika von Engländern genommen worden waren, blieben alle Nachrichten von W. Katz aus, und H. mußte seinen Plan, die ärztliche Praxis in einem fremden Welttheile auszuüben, aufgeben und sich nach einer Praxis in der Heimat umsehen, die er auch, von einigen einflußreichen älteren Aerzten in Prag unterstützt, alsbald fand. Als im Sommer 1799 ein russisches Armeecorps durch Böhmen nach der Schweiz zog und der russische General-Lieutenant Durassow einen jungen deutschen Arzt als Begleiter suchte, bewarb sich H. um diese Stelle und erhielt sie auch. Mit Durassow durchzog H. Deutschland und die Schweiz. Die Wendung des Kriegsglückes, indem das von Massena geschlagene russische Corps in seine Heimat zurückkehrte, hatte auch für H. seine Folgen, der es ablehnte, Durassow nach Rußland zu begleiten, in seine Heimat zurückkehrte und wieder in Prag als praktischer Arzt thätig war. Als im Frühlinge 1800 für Erzherzog Karl, der an einem chronischen Nervenleiden litt, ein Leibarzt gesucht wurde, [338] fiel auf Hoser die Wahl. Am 24. April 1800 trat H. seine neue Dienstleistung an und lag ihr mit Unterbrechung einiger Jahre bis zum Jahre 1844 ob. In dieser Zeit war er der treue Begleiter und ärztliche Rathgeber des großen Feldherrn, auf seinen Heereszügen nach Oberitalien im Jahre 1805, nach Deutschland im Jahre 1809, während seines Aufenthaltes als Bundesgouverneur in der Festung Mainz 1815, und wurde, indem er schon früher zum kais. Hofarzte ernannt worden war, im Jahre 1818 erzherzogl. Hofrath. Im Jahre 1823 wurde H. durch weibliche Umtriebe, welche seine Stellung als Leibarzt erschwerten, bewogen, um seine Dienstesenthebung anzusuchen, und mit 28. November 1823 trat er aus seiner unmittelbaren Dienstleistung; aber schon 1830 zog ihn der kais. Prinz neuerdings in seine Nähe und von dieser Zeit bis 1844 erprobte H. bei schweren Erkrankungen in der erzherzoglichen Familie in öfteren Fällen seine ärztliche Kunst. Endlich trat H. im Jahre 1844 nach 44jähriger Dienstzeit in den wiederholt erbetenen Ruhestand, den er noch wenige Jahre in Prag genoß, wohin ihm 1847 am 1. Mai die Kunde des am 30. April erfolgten Ablebens seines hohen Gebieters und einige Tage später die Nachricht zukam, daß ihm der Orden der eisernen Krone III. Classe verliehen worden sei. H. hatte die Muße, die ihm sein ärztlicher Stand gewahrte, theils zu geologisch-ethno-geographischen Studien und Reisen, theils zur Förderung seines künstlerischen Sinnes benützt, der ihm angeboren, durch die reizenden Naturschönheiten der Gegend, in welcher er seine Kindheit verlebt hatte, genährt und von ihm auf den vielen Reisen, die er gemacht, ausgebildet worden war. Schon als er im Jahre 1823 aus der unmittelbaren Dienstleistung als erzherzogl. Leibarzt trat, unternahm er zunächst Reisen in der Heimat, bestieg das Riesengebirge zweimal und führte eine Darstellung desselben in plastischer Weise durch; 1826 bereiste er Bayern, Schwaben, das übrige westliche Deutschland, die schon 1799 gesehene Schweiz, Belgien und Holland; 1828 das ganze Italien; 1829 bis 1832 andere noch nicht besuchte Theile von Deutschland und Frankreich; 1833 den Norden Europa’s, und zwar Dänemark, die Insel Seeland, Norwegen, Finnland und Rußland, 1836 England. Von seinen Reisen zurückgekehrt, veröffentlichte er seine gesammelten Erfahrungen in einer Reihe selbstständiger Werke und in mehreren in Sammelwerken abgedruckten Abhandlungen. Erstere sind: „Die Naturschönheiten und Kunstanlagen der Stadt Baden in Oesterreich und ihren Umgebungen“ (Wien und Baden 1803, Geistinger); – „Das Riesengebirge in einer statistisch-topographischen und pittoresken Uebersicht“ 2 Thle. (Wien 1803, Geistinger); – „Das Riesengebirge und seine Bewohner“ (Prag 1841, Ehrlich, mit mehreren K. K., gr. 8°.); H. hat auch mit eigener Hand eine plastische auf ganz genaue Terrainaufnahme und Profilansichten gegründete Darstellung des Riesengebirges im Größenverhältnisse von 8 Zoll für die geographische Meile gearbeitet; noch als Greis von 78 Jahren war er damit beschäftigt; der Tod unterbrach die Vollendung dieses Meisterwerkes, das er zur Aufstellung im böhmischen National-Museum zu Prag bestimmte; – „Schutzrede für unsere Mitgeschöpfe, die Thiere. Von einem Freunde der Humanität“ (Wien 1844); diese Schrift erschien aus Anlaß eines zu gründenden Anti-Thierquälervereins und wurde in 3000 Exemplaren unentgeltlich [339] vertheilt; – „Ideen über die zweckmäßigste Einrichtung von Gemäldegallerien und Cabinetten“ (Prag 1855, gr. 8°.); – „Catalogue raisonné oder beschreibendes Verzeichnis der im Galleriegebäude der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde zu Prag aufgestellten Hoser’schen Gemäldesammlung“ (ebd. 1846, gr. 8°.); es ist dieß eine treffliche Beschreibung von 244 Gemälden alter und neuerer Meister, welche H. gesammelt und noch bei seinen Lebzeiten, 1843, seiner Vaterstadt Prag geschenkt; jedem Bilde ist eine kurze Nachricht über des Künstlers Leben, die Geschichte des Bildes, seines Preises, seiner Nachbildungen u. dgl. m. beigefügt. Diese Sammlung, wie der Catalog, sind für die Geschichte der deutschen Kunst in Oesterreich wichtig und lehrreich; – „Die Sommerfahrten der böhmischen Dampfschiffe und der malerische Charakter des Elbethales von Obřiswj bis Meissen“ (ebd. 1847, kl. 8°.), unter der Chiffre D. J. K. H…r. – In Sammelwerken gedruckte Abhandlungen Hoser’s sind und zwar in Dr. Joh. Mayer’s „Sammlung physikalischer Aufsätze u. s. w.“: „Beobachtungen über Gegenstände der Natur auf einer Reise durch den Böhmerwald“ (Bd. III); –„Bemerkungen auf einer Reise durch einen Theil des Rakonitzer Kreises im Jahre 1793“ (ebd. Bd. IV); – „Bemerkungen auf einer Reise nach dem Isargebirge und einigen anderen Gebirgsgegenden des Bunzlauer Kreises im Jahre 1794“ (ebd. Bd. IV); – in Fr. Willib. Schmidt’s„Sammlung physikalisch-ökonomischer Aufsätze“ (Prag 1795): „Mineralogische Bemerkungen über einige Gegenden des Rakonitzer Kreises“; – im „Schematismus f. d. Kön. Böhmen f. d. J. 1802“: „Uebersicht der Gebirge Böhmens“; – in André’sPatriotischem Tageblatt 1804“: „Ueber den Leinwandhandel der Stadt Trautenau mit einer Uebersicht seiner Ausfuhr durch die ersten zehn Jahre dieses Jahrhunderts“; – „Ueber den Edelstein- und Glascompositionshandel der Stadt Turnau im Bunzlauer Kreise in Böhmen“ (ebd.); – in den „Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften“: „Beiträge zur Charakteristik des Granits“ (1840,4°.); – „Der Geltschberg und das Scharkathal“ (V. Folge, 2. Bd. S. 483); – „Ideen über mineralogische Körner- und Kugelbildung, Conglomerate und Trümmergestein“ (V. Folge [1841 und 1843], Bd. 1 und 2); diese sind sämmtlich auch in besonderen Abdrücken ausgegeben worden; – „War Böhmen zufolge seiner von Gebirgen umgürteten Lage in vorgeschichtlicher Zeit ein See?“ (V. Folge [1848], Bd. 5, S. 357); – „Können wir von unseren geognostischen Forschungen über den Bau der Erde jemals ein genügendes Resultat erwarten?“ (ebd. S. 369). In Handschrift hinterließ er: „Beiträge zur Kenntniß der geognostischen Verhältnisse der westlichen Gegend von Prag“; – „Ueber Krystallisation im Großen“; – „Sudetische Anthologie, d. i. eine Sammlung neuerer Gedichte und Stellen aus Gedichten, welche Bezug auf das Riesengebirge haben – und „Blätter und Erinnerungen aus dem Riesengebirge“. H., welcher als 79jähriger Greis starb, war Jubilardoctor der Medicin an der Prager Hochschule und Mitglied mehrerer humanistischer und wissenschaftlicher Vereine in Wien, Prag und Breslau.

Weitenweber (Wilhelm Rudolph Dr.), Dr. Joseph Carl Ed. Hofer’s Rückblicke auf sein Leben und Wirken. Nach dessem Tode herausgegeben (Prag 1848, K. Geržabek, kl. 8°.) [diese Schrift (VIII und 83 S.) ist nicht in den Buchhandel gekommen]. – [340] Abhandlungen der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (Prag. 4°.) Fünfte Folge, 6. Band, S. 88–96: „Nekrolog“. – Libussa. Taschenbuch, herausgegeben von Al. Klar, Jahrg. 1851, S. 466, im „Nekrolog einiger Zeitgenossen, von 1840– 1850“ [gibt den 30. Juni 1770 irrig als H.’s Geburtstag an]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) III. Suppl, Bd. S. 1473 [wo er irrig als Jos. Karl Ed. Hofer erscheint] und S. 1494. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.)Bd. II, S. 651 [gibt auch irrig den 20. Juni 1770 als Geburtsdatum an]. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) Jahrg. 1846. S. 788: „Die Hoser’sche Gemäldeausstellung in Prag“.