Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Praus, J.
Band: 23 (1872), ab Seite: 217. (Quelle)
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Praupner, Wenzel (Compositeur, geb. zu Leitmeritz in Böhmen 18. August 1744, gest. zu Prag 2. April 1807). Besuchte die unteren Gymnasialclassen an dem Jesuitengymnasium seiner Vaterstadt, wo er zu gleicher Zeit auch gründlichen Unterricht in der Musik genoß, so daß er schon 1758, erst 14 Jahre alt, ein sehr schwieriges Concert in der Jesuitenkirche mit großer Fertigkeit spielte. Der allgemeine und ungetheilte Beifall, den P. nach dieser Production erntete, weckte in ihm die Liebe zur Musik in noch höherem Grade und spornte ihn zu so großem Fleiße an, daß er schon nach Verlauf weniger Jahre als tüchtiger Violinspieler [218] anerkannt war. Nebenbei unterließ er es jedoch nicht, auch theoretische Kenntnisse seiner Kunst zu sammeln, indem er Generalbaß studirte und durch Lectüre verschiedener musikalischer Werke seine Kenntnisse nach dieser Richtung hm erweiterte; auch lernte P. die Orgel spielen. Nachdem er seine Studien in Leitmeritz mit glänzendem Erfolge beendet, begab er sich nach Prag, wo er an den P. Regens des Seminariums zu St. Wenzel empfohlen, in diesem auch aufgenommen wurde. Hier trieb P. nun drei Jahre hindurch philosophische, und da er die Absicht hatte, sich dem geistlichen Stande zu widmen, auch theologische Studien, und bildete sich gleichzeitig in der Musik weiter aus. Jedoch im dritten Jahre seiner theologischen Studien änderte er seinen Entschluß, trat aus dem Seminar aus und widmete sich ganz seiner Kunst, seinen Lebensunterhalt durch Unterricht im Singen und im Violinspiele, in adeligen wie in bürgerlichen Familien erwerbend. Seiner musikalischen Tüchtigkeit zunächst verdankte es P., daß ihn der als Kunstfreund bekannte Oberst-Burggraf von Böhmen, Franz Graf Nostiz, zum Musiklehrer seiner Kinder wählte und ihm die Direction des Orchesters seines Haustheaters und seiner musikalischen Akademien übertrug. Dieser Posten war von nicht geringem Einfluße auf P.’s weiteres Fortkommen; denn bald darauf stellte ihn der Prager Magistrat an der St. Castuluskirche und später auch an der Pfarrkirche zu St. Martin als Chorregens an. In Würdigung der Verdienste, die sich P. auf diesem Posten um die Kirchenmusik erwarb, wurde ihm in kurzer Zeit die Chorregensstelle der Pfarrkirche zu „Maria in der Wiege“, später zu „Maria Schnee“ und am 1. Juli 1794 an der Theinkirche zu Prag verliehen. Noch in demselben Jahre wurde er auch Orchesterdirector der Prager Oper und Capellmeister an der Kreuzherren-Pfarrkirche zu St. Franz. P. hat sehr viel, meist Kirchenmusik, componirt. So sind von ihm einige große Messen, Gradualien, Offertorien, Requiem, Vespern für drei Chöre, aber auch Concerte, Symphonien und Arien vorhanden. Die ersteren wurden fast alle in den größeren Kirchen Prags bei Kirchenfesten mit einstimmigem[WS 1] Beifalle aufgeführt. Gerber bemerkt, daß P., wie es seine Messen beweisen, zu den gründlichsten und geschmackvollsten Componisten zähle. Auch schrieb P. eine Oper: „Circe“, die auf dem gräflich Thun’schen Haustheater mit vielem Beifalle gegeben, jedoch nicht gedruckt wurde. Gegen Ende seines Lebens traf P. ein harter Schlag; sein einziger Sohn Wenzel siechte an einer unheilbaren Krankheit dahin und konnte, ungeachtet aller ärztlichen Hilfe und der sorgfältigen Pflege, welche P. sogar einen nicht unbedeutenden Theil seines mühsam erworbenen Vermögens kostete, nicht gerettet werden. Noch tiefer aber erschütterte ihn der Tod seiner Gattin Maria de Victoria (gest. 10. November 1806), der ihn selbst auf das Krankenlager warf, von dem er sich nicht wieder erhob, da ihn nach fünfmonatlichen Leiden der Tod im Alter von 62 Jahren dahinraffte. – Sein jüngerer Bruder Johann (geb. 24. Juni 1750) war ebenfalls ein tüchtiger Violinist, spielte zuerst in dem Prager Opernorchester, dann auch in den Kirchenchören zu Thein und bei den Kreuzherren und dirigirte nach dem Tode seines älteren Bruders Wenzel von 1807 an mehrere Jahre hindurch die Musik in der Kreuzherrenkirche zu St. Franz.

Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum [219] Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 503. – Gerber (Ernst Ludw), Neues historisch, biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 762. [Gerber nennt ihn statt „Wenzel“ „Joseph“ und führt ferner an, daß Praupner hie und da auch als Prautner oder Praumer aufgeführt erscheine.] – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 696 [auch hier erscheint er mit dem unrichtigen Taufnamen „Joseph“; ferner wird 1810 als sein Todesjahr angegeben, nun aber ist auf dem ihm von seinem Sohne und seiner Tochter auf dem Warschauer Friedhofe gesetzten Grabstein das Jahr 1807 eingemeißelt]. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortges. von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 230. – Burney, Musikalische Reisen, Bd. III, S. 9. – Neue Annalen der Literatur und Kunst des österreichischen Kaiserthums (Wien, Doll, 4°.) II. Jahrg. (1808), October, S. 164. – Dalibor (čechische Musik-Zeitschrift[WS 2] in Prag, 4°.) 1861, Nr. 5.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: einstimigem.
  2. Vorlage: Musik-Zeischrift.