BLKÖ:Praun, Sigismund Otto Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Praupner, Wenzel
Band: 23 (1872), ab Seite: 217. (Quelle)
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Praun, Sigismund Otto Freiherr (Violin-Virtuos, geb. zu Tyrnau in Ungarn 1. Juni 1811, gest. zu Krakau 5. Jänner 1830). Ein musikalisches Wunderkind, dessen künstlerische Entfaltung ein früher Tod vereitelte. Sein Vater war kais. Rittmeister in Ungarn, der den Sohn, da dieser außerordentliche Anlage zur Musik zeigte, frühzeitig in derselben und mit Sorgfalt unterrichten ließ. Der erst vier Jahre alte Knabe trat nun im Burgtheater in Wien in einem Pleyel’schen Concerte als Violinspieler öffentlich auf. Wenn der Versuch auch nicht gelang – wie es ja bei solchem Kindesalter vorauszusehen war – so war doch die ungewöhnliche Begabung des musikalischen Knaben nicht anzuzweifeln. Er erhielt sofort treffliche Meister und vorzüglich der berühmte Mayseder hatte an P.’s virtuoser Ausbildung den wesentlichsten Antheil. Im Jahre 1816 ließ sich der Knabe wieder in einem Concerte in Preßburg hören und spielte bei dieser Gelegenheit die erste Violinstimme in einem Rode’schen Concerte mit überraschender Sicherheit und Feinheit. Drei Jahre später trat er die erste Kunstreise an, spielte 1820 in Mailand, 1821 in Rom vor dem heil. Vater, der dem zehnjährigen Knaben sogar den goldenen Sporn-Orden verlieh. In Italien blieb P. bis Ende 1824, während welcher Zeit sich sein Ruf immer mehr verbreitete. Im Frühjahre 1825 begab er sich nach Paris, wo das an dergleichen Wunderkinder gewöhntere Publicum ihm eine kühlere Aufnahme werden ließ, als er erwartet haben mochte. Noch besuchte er Holland und kam Ende 1828, damals 17 Jahre alt, nach Deutschland, wo er in Stuttgart bei Hofe, im März und April 1829 in Leipzig, dann in München und zuletzt in Berlin sich hören ließ, an welch letzterem Orte die Preise für sein Concert jenen Paganini’s gleichgestellt waren. in Folge dessen P. vor einem fast leeren Concertsaale spielte. Im November letztgenannten Jahres, bereitete sich P. zu einem Ausfluge nach St. Petersburg vor, erkrankte aber auf der Reise dahin in Krakau und starb schon nach wenigen Wochen im Alter von nicht 19 Jahren. Mit ihm ging ein großes seltenes Talent, dessen Entwickelung zu bedeutenden Erwartungen berechtigte, frühzeitig zu Grabe.

Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 696. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Jul. Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1856, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 230. Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. IV, S. 819.