Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 8 (1862), ab Seite: 405. (Quelle)
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Herz, Elise (Humanistin, geb. zu Ende des 18. Jahrhunderts in Prag)., Tochter Simon von Lämel’s, eines reichen und angesehenen israelitischen Großhändlers in Prag. Neben einer wahrhaft religiösen Erziehung erhielt sie eine gediegene Bildung, lernte moderne Sprachen, unter anderen die čechische von Wenzeslaus Hanka [Bd. VII, S. 301], betrieb naturwissenschaftliche Studien, vornehmlich Botanik und übte Musik und Malerei, in welch’ letzterer Piepenhagen ihr Meister war. Mit dem Kaufmanne Herz vermält, versammelte sie in Prag um sich einen Kreis von Männern und Frauen der feinsten Bildung. Seit dem Jahre 1850 verwitwet, lebt H. in Wien, wo ihr Name ebenso in den Kreisen der Armuth als der einer unerschöpflichen Wohlthäterin, wie in jenen der gebildeten Gesellschaft als der einer Dame von seltenen Gaben des Geistes und Herzens oft genannt wird. Einer ihrer Biographen sagt von ihr: „Sie lebt sinnend und trachtend, wie sie den ihr gewordenen Segen zur Wohlthat für viele ihrer armen Verwandten und für Leidende theilen kann, wobei es ihr eine besondere Befriedigung gewährt, sich manche Bequemlichkeit, manches Vergnügen zu versagen, um mit dem in dieser Weise Ersparten den Werth ihrer Wohlthat noch zu erhöhen“. Zur Gründung einer Kinderbewahranstalt in Jerusalem hinterlegte die hochherzige Frau eine Summe [406] von 50.000 fl. C. M. in 41/2percentigen Metalliques, zunächst für israelitische Kinder, jedoch soll in derselben auch eine gewisse Anzahl christlicher und mohamedamscher Kinder aufgenommen werden. Die Stiftungsurkunde ist am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich, am 18. August 1855, ausgestellt und Dr. L. A. Frankl [Bd. IV, S. 334) hat die schwierige Mission zur Ausführung derselben übernommen, am 11. März 1856 die Reise nach Jerusalem angetreten und die von zahllosen Hindernissen durchkreuzte Aufgabe, wie er in seinem ihr gewidmeten Werke: „Nach Jerusalem“, diesem werthvollen Beitrage zur Geschichte jüdischer Culturzustände, darstellt, glücklich gelöst. Für den Fall des Nichtgelingens oder was bei den anarchischen Zuständen des Orients zu besorgen, der nicht erreichten Absicht der Stifterin, hat sie für eine entsprechende Verwendung der ansehnlichen Summe im Stiftbriefe selbst Sorge getragen und angeordnet: daß die Interessen der einen Capitalshälfte zu Stipendien für Hörer der Medicin, der Rechte, für Lehramtscandidaten und Candidatinen in Wien, die der anderen Capitalshälfte aber zu gleichem Zwecke in Prag verwendet werden sollen. Außer dieser ansehnlichen Stiftung hat die edle Frau bereits früher mehrere andere bedeutende Summen gespendet, als: 6000 fl. zur Ermöglichung des Fortbestandes der von der Auflösung bedrohten israelitischen Kinderbewahranstalt in Prag; 1000 fl. zum Baue des Hauses der israelitischen Kinderbewahranstalt in Wien; 4000 fl. für das Kaiserin Maria Anna-Kinderhospital in Wien, der zahllosen kleineren Beträge nicht zu gedenken, die sie bei allen Gelegenheiten zu wohlthätigen Zwecken und zu Förderung humanistischer Anstalten freigebig spendet. Von vielen der letzteren ist sie auch zum Ehrenmitgliede ernannt. Frau Herz, welche der Gemeinderath nach ihrer Uebersiedelung in die Residenz durch Aufnahme in den Gemeindeverband ehrte, ist Vorsteherin der Kinderbewahranstalt in der Leopoldstadt. Aus ihrer Ehe mit Herz hatte sie mehrere Töchter, deren Erziehung sie selbst geleitet und die an feiner Bildung das Spiegelbild der Mutter sind; sie heißen: Ottilie, vermälte von Haber, Wilhelmine, vermälte Dr. Ignaz Hofman von Hofmannsthal, und Mathilde, vermälte Freiin von Villani.

Wiener Mittheilungen. Zeitschrift für israelitische Culturzustände, herausg. von Dr. M. Letteris (Wien, 4°.) Jahrg. 1855, Nr. 51: „Elise Herz, geborne von Lämel. Biographische Skizze.“ – Dieselben 1855, Nr. 43: „Frau Elise Herz und die zu gründende erste Kinderbewahranstalt in Jerusalem“ von Letteris. – Wertheimer (Joseph), Jahrbuch für Israeliten (Wien, Leopold Sommer, 8°.) Neue Folge dritter Jahrgang (5617 [1856–1857], S. 98: [in Wertheimer’s „Ehrentafel österreichischer Juden“]. – Hanns Jörgel 1856.