BLKÖ:Gueßmann auch Güßmann, Franz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 6 (1860), ab Seite: 21. (Quelle)
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Gueßmann auch Güßmann, Franz (Astronom und Priester der Gesellschaft Jesu, geb. zu Wolkersdorf in Niederösterreich 30. September 1741, gest. zu Seitenstetten 28. Januar 1806). Trat 1757, 16 Jahre alt, in den Orden der Gesellschaft Jesu und erhielt nach beendeten Studien die philosophische Doctorswürde. 1773 nahm er gemeinschaftlich mit Freiherrn von Metzburg unter des Abbé Liesganig Leitung die Vermessung des von Oesterreich kürzlich erworbenen Galizien und Lodomerien vor. Von der durch den Jesuiten-General erhaltenen Erlaubniß, nach China zu gehen, scheint er keinen Gebrauch gemacht zu haben. Nach Aufhebung des Ordens begab er sich als Weltpriester nach Lemberg, lehrte daselbst die Physik und seit 1787 die Experimental-Physik an der Wiener Hochschule. Bei Restaurirung der theresianischen Ritter-Akademie im Jahre 1791, erhielt er an ihr den Lehrerposten desselben Gegenstandes, den er bis 1802 bekleidete. Zeit 1776 besorgte er auch die Rechnungen für die Ephemerides astronomicae, welche Maximilian Hell herausgab, und war nach seiner Uebersetzung nach Wien auch einer der Adjuncten der Wiener Sternwarte. Neben diesen wissenschaftlichen Beschäftigungen oblag er aber auch mit allem Eifer seinem Berufe und hielt nicht nur öfter die Exercitien seines Ordensstiftes zu Wien, sondern auch Missionen auf dem Lande. Nur dieser sein Berufseifer ist Ursache, daß er die Wissenschaft nicht mit mehr Arbeiten bereicherte, als er gethan. 1805 ging er nach Seitenstetten, um in der reichen Bibliothek des dortigen Benedictiner-Ordens Materiale zu finden zu einer zweiten Ausgabe seiner „Beiträge zur Bestimmung des Alters unserer Erde“. Daselbst wurde er von einer Krankheit befallen, der er, 65 Jahre alt, erlag. Seine Schriften sind: „Beiträge zur Bestimmung des Alters unserer Erde“. 2 Thle. (Wien 1782/83, Gerold, gr. 8°.). Der erste Theil enthält die historischen Beiträge zur Bestimmung der Epoche des menschlichen Geschlechtes, der zweite die physischen Beiträge zur Bestimmung des Alters unserer Erde; – „Litophylacium Mitisianum“ (Wien 1783, Heubner, mit K. K. 8°.); – „Triphon und Justin, oder vom Judenthum; mit einer Vorrede an Moses Mendelssohn“ (ebenda 1785, Schaumburg, 8°.); – „Nachricht von der Vorrichtung bei Fernröhren zur Bewirkung ungemeiner Vergrösserung“ (Wien 1788, ebd., 8°.); – „Ueber die alten Thierkreise in Aegypten“ (Wien 1801, Beck, 8°.); – „Ueber Steinregen“ (Wien 1803, Tendler, mit 1 Taf., gr. 4°.); – „Ueber die Berechnung der Kometen-Bahnen“ (Wien 1803, Tendler, 8°.); – „Ueber die bisherigen Versuche und derselben Berechnung in Hinsicht auf die Theorie des Stosses und Widerstosses flüssiger Körper“ (Wien und Leipzig 1805, Weidmann, mit 1 Taf., gr. 4°.). Auch gab er eine periodische Schrift heraus unter dem Titel: „Geistliche Unterhaltungen für die Feiertage und Abende“ (Wien 1795–1798, 8°.), sie erschien alle 14 Tage, es sind im Ganzen 4 Bände. Eine interessante Uebersicht von Güßmann’s Ansichten – die er, der Erste, in seinem „Litophylacium“ niedergelegt hat, die aber dann von Andern als die ihrigen angenommen und ausgegeben oder erfolglos bekämpft und angegriffen worden – enthält das „Intelligenzblatt“ Nr. 17 der „Annalen der Literatur und [22] Kunst in den österreichischen Staaten“, 1803. Der unterschriebenen Chiffer F. G. nach möchte er selbst diese interessante, jedoch rein objectiv gehaltene Zusammenstellung der wissenschaftlichen Siege, die er erfochten, gearbeitet haben.

Annalen der Literatur und Kunst in den österreichischen Staaten (Wien, Degen, 4°.) II. Jahrg. (1803) Intelligenzblatt Nr. 17, Sp. 134 [daselbst auch eine Kritik seiner Ansichten]. – Meusel (J. G.), Das gelehrte Teutschland Bd. XI, S. 718 [mit der irrigen Angabe, daß er in Wien geboren sei]. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, Joh. Ambr. Barth, gr. 8°.) Sp. 972. – Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu (Wien, 1856, Mechitar. [Regensburg, Manz] gr. 8°.) S. 112. – Handschriftliche ergänzende und berichtigende Mittheilungen des Herrn Hofrathes Haidinger und Custos Fitzinger.