BLKÖ:Fritsch, Franz Xaver

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Fritsch, Karl
Band: 4 (1858), ab Seite: 370. (Quelle)
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Fritsch, Franz Xaver, pseudonym: Franz von Braunau (dramat. Schriftsteller, geb. 6. Oct. 1779 zu Braunau in Böhmen, daher obiger Pseudonym).[BN 1] Besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und dann die Universität in Prag. Dem Rechtsstudium, dem er sich widmete, entzog ihn die Berufung als Erzieher in das Haus des Fürsten von Clary und Aldringen nach Wien. Nach vollendeter Erziehung des Fürsten Edmund begleitete er diesen auf seinen Reisen in Deutschland, England und Frankreich, und verblieb hinfort im fürstl. Hause als Bibliothekar. Früh beschäftigte er sich mit dramatischen Arbeiten und erst 16 Jahre alt, brachte er auf dem Liebhabertheater zu Braunau eines seiner Lustspiele zur Aufführung. Mehrere Arbeiten aus der [371] Zeit seines Aufenthaltes in Wien 1821–1825, darunter zwei Lustspiele: „Allen nach Gunst“ und „Eine Scene aus Elisium“, kamen nie zur Darstellung: hingegen erschien eine Jugendschrift im Drucke: „Neue Blumen und Fruchtstücke für die liebe Jugend“, welche das kleine Lustspiel: „Nicht Jeder ist dumm, der so aussieht“ und die romantische Erzählung: „Elsbeth, die kleine Citherschlägerin“ enthält. Die persönliche Bekanntschaft mit Ludwig Tieck, die er im Sommer 1825 zu Teplitz machte, blieb nicht ohne Frucht für seine Fortbildung. In jene Zeit fallen mehrere Arbeiten, meist Tragödien, ferner eine Bearbeitung des 1. Theiles von Tiecks „Fortunat“ für die Bühne, des Shakspear’schen „Wintermährchens“, das Eßlair in München und Prag zur Aufführung brachte und in Wien 1827 im Theater an der Wien unter dem Titel: „Ein Orakelspruch“ gegeben wurde. Auch vollendete er zwei fünfactige Lustspiele: „Beruf und Liebe“ und „Er ist allein betrogen“, den Schwank: „Der Schuhflicker von Coveleta“, auf Privattheatern aufgeführt und 1845 im „Album für die Prager Ueberschwemmten“ abgedruckt: endlich das einactige Trauerspiel: „Ein Herbstabend“. In weitern Kreisen bekannt wurde sein Name erst durch das einactige epigrammatische Lustspiel: „Jadest“, abgedruckt im „Album zum Besten der grauen Schwestern in Wien“. In einer Wohlthätigkeits-Vorstellung für denselben Zweck wurde es 1840 in verkürzter Bearbeitung auf dem Burgtheater gegeben und gefiel so, daß es ihm alsbald einen Ruf machte. Im nämlichen Jahre kam sein fünfactiges Lustspiel: „Wer die Liebe hat, führt die Braut heim“ im Burgtheater und 1842 das 5actige Lustspiel: „Beruf und Liebe“ ebenda zur Aufführung und machten von da die Runde auf den meisten Bühnen Deutschlands. Ueber Aufforderung Netzers, des Compositeurs der Oper „Mara“, schrieb F. einen Operntext: „Die Brautfahrt“. Außerdem veröffentlichte er lyrische Gedichte, Balladen, Erzählungen und humoristische Aufsätze in Zeitschriften, Taschenbüchern und Albums, von denen „Ein Krebsbüchlein für Künstler“ in der „Gegenwart“ und die komische Erzählung: „Ein Aschermittwoch“ zu nennen sind. Von seinen spätern Arbeiten blieben zwei Lustspiele: „Der dicke Tischler“ und „Doch ein Talisman“ unaufgeführt; hingegen wurde 1845 auf dem Burgtheater sein Schauspiel „Waldemar“ gegeben, dem der Bremer’sche Roman „Streit und Friede“ zum Grunde liegt; ferner 1847 das 3actige Lustspiel „Schleife und Blume“, eine Bearbeitung des Calderon’schen „Schärpe und Blume“; – auf dem Karltheater 1849 das 3actige Lustspiel: „Eine Badekur“, als Posse unten dem Titel: „Der gefoppte Fopper“ als Manuscript gedruckt und auf mehreren Bühnen gegeben, und wieder auf dem Burgtheater März 1852 das 3actige Lustspiel: „Querstreiche“, dessen Grundgedanke dem Molière’schen „Les contretemps, ou l’Etourdu“ entlehnt ist, das aber, da die Zeit, dem Verständniß solcher Hanswurststreiche entrückt ist, durchfiel. Seine neueste Arbeit, eine Lokalposse mit histor. Hintergrund: „Die drei Hanswürste“, seit 1855 zur Darstellung im Karltheater angenommen, kam noch nicht zur Aufführung. Sein Sohn ist der Melchior F. (s. d Zweitfolgenden).

Allg. Theaterzeitung, herausg. von A. Bäuerle 1840, Nr. 288, S. 1314. – Oestr. Zuschauer, herausgeg. von Ebersberg 1840, IV. Bd. S. 1481.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Fritsch, Franz Xaver, pseudonym Franz von Braunau [Bd. IV, S. 370], gestorben zu Wien 17. August 1870.
    Neue freie Presse 1870, Nr. 2146: „Franz von Braunau“. [Band 28, S. 339]