Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Frank, Johann Peter
Band: 4 (1858), ab Seite: 323. (Quelle)
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Frank, Joseph (Arzt, geb. zu Rastadt 23. Dec. 1771, gest. am Comer See 18. Dec. 1842). Sohn des berühmten Arztes Johann Peter (s. d. S. 320). [324] Widmete sich dem Berufe des Vaters und bildete sich für denselben (1784) in Göttingen, dann an der Seite seines Vaters (1785) zu Pavia. Daselbst erhielt er im Jahre 1791 die medicinische Doctorwürde und begann in Mailand unter Moscati’s Leitung die Praxis. 1795 kam er als Assistent seines Vaters nach Pavia, folgte demselben als Primararzt im allgem. Krankenhause 1796 nach Wien, welche Stelle er acht Jahre bekleidete und dann (1802) eine wissenschaftliche Reise unternahm, deren Ergebnisse er in einem Werke veröffentlichte (siehe weiter unten), welches über die medicinischen Anstalten und Zustände anderer Staaten interessante Aufschlüsse enthält. 1804 folgte Joseph seinem nach Wilna berufenen Vater dahin als Professor der Pathologie an der dortigen Hochschule und erwarb sich während eines 20jährigen Aufenthaltes daselbst mannigfaltige Verdienste um das Medicinalwesen in Rußland; er gründete eine medicinisch-chirurgisch-pharmazeutische Gesellschaft, eine ambulatorische Klinik, eine Vaccinations-Gesellschaft, eine Gebäranstalt und stiftete ein Stipendium für 50 Studierende der Medicin. 1821 wurde er kaiserl. russ. Staatsrath, 1824 nahm er seinen Abschied und begab sich mit einer Jahrespension von 2000 Rubeln nach Wien, wo er privatisirte, übersiedelte aber 1826 an den Comersee, wo er bis an seinen Tod wissenschaftlich, namentlich mit der Vollendung seines berühmten Werkes „Praxis medica“ beschäftigt, verblieb. Er hat das Werk nicht vollendet, die Krankheiten des Unterleibes bilden den letzten Abschnitt desselben, den der berühmte Arzt zu Stande gebracht. Gleich seinem Vater entwickelte F. eine große literarische Thätigkeit im Gebiete der Wissenschaft, die auch ihn wie seinen Vater zu ihren Zierden zählte. In der früheren Periode seiner medicinischen Praxis war F. ein großer Anhänger des Brown’schen Systems, zu dessen Verbreitung er durch mehrere Schriften zu wirken suchte. Hier folgen seine Werke nach ihren Original-Ausgaben mit Angabe der Uebersetzungen in die verschiedenen lebenden Sprachen: „Lettera sulla dottrina di Brown al signore Brugnatelli (Pavia 1794), deutsch übersetzt (Frankfurt 1796); – „Lettera ad un amico sopra diversi punti di medicina“ (Pavia 1796, 8°.), deutsch von Weikard (Heilbronn 1796); – „Ratio instituti clinici Ticinensis a mense Januario usque ad finem Junii 1795“ (Wien 1797), deutsch unter Aufsicht des Verfassers von Friedr. Schäffer (Wien 1797); – „Erläuterungen der Brown’schen Arzneilehre“ (Heilbronn 1797), neu bearb. unt. d. Titel: „Grundsätze der Erregungstheorie“ (Ebnd. 1803, neue Aufl. 1808), in’s Ital. übers, nach der 2. Aufl. (Florenz 1803); – „Handbuch der Toxikologie oder die Lehre von Giften und Gegengiften“ (Wien 1800, 2. Aufl. 1803, neue Aufl. 1816), in’s Franz, übers. von L. H. J. Brancken (Paris 1803); in’s Ital. (Neapel 1805, und ein zweites Mal Mailand 1809); – „Anleitung zur Kenntniss und Wahl des Arztes. Für Nichtärzte“ (Wien 1800); – „Gesundheitstaschenbuch für das J. 1803“ (Wien 1803, mit Jenners Bildniß), für die J. 1801 und 1802 besorgte er die Mitherausgabe; – „Grundriss der Pathologie nach den Gesetzen der Erregungstheorie“ (Wien 1803); – „Mémoire sur l’origine et la nature de la plique polonaise“ (Wilna 1814); – „Reise nach Paris, London und einem grossen Theile des übrigen Englands und Schottlands in Beziehung auf Spitäler, Versorgungshäuser, übrige Armeninstitute, medicinische Lehranstalten und Gefängnisse“, 2 Thle. (Wien 1804 und 6, neue Aufl. 1816), franz. von A. D. M. (Paris 1806), italienisch (Mailand 1813); – „Acta instituti clinici caesareae universitatis Vilnensis Annus I–VI“ (Leipzig 1808–12, 8°.), die ersten 2 Bände [325] übersetzt in’s Deutsche von Jonas Meyer (Berlin 1810); – „De l’influence de la révolution française sur la médecine pratique“ (Wilna 1814); – „Praxeos medicae universae Praecepta“ 3 Theile in 7 Bänden (Leipzig 1811–43), deutsch nach der Originalausgabe übersetzt in 9 Theilen von G. Chr. G. Voigt (Leipzig 1828), französisch die ersten 6 Bände von J. M. C. Gondereau (Paris u. Montpellier 1826–28); von Baillière (1837) und von M. Bayle in Gemeinschaft mit mehreren Andern (Paris 1838). Der erste Band dieses wichtigen Werkes enthält Geschichte und Literatur der praktischen Heilkunde nebst Einleitung in die Klinik, die übrigen: die Fieberlehre, die Hautkrankheiten im Allgemeinen, die Ausschlagsfieber, die chronischen Ausschläge, die Nervenkrankheiten und die Gehirnkrankheiten. Viele medic. Abhandlungen von ihm sind in Fachjournalen erschienen, auch hat F. einige medicin. Schriften in’s Italienische übersetzt u. z. von Jones: „Ricerche sullo stato della medicina seconda i principi della filosofia induttiva“, 2 Bde. (Pavia 1792); und von Weikard: „Dello stato stenico ed astenico prédominante nelle malattie“ (Florenz 1797) und desselben: „Prospetto d’un sistema più semplice di medicina“, 2 Bde. (Venedig 1797). – Die Gemalin Josephs, eine geborne Wienerin, war eine vortreffliche Sängerin. Der berühmte Haydn hatte in seinem Oratorium die Rolle des Erzengels Gabriel für sie geschrieben. Sie trat auch zu wohlthätigen Zwecken, u. z. zu Gunsten des von ihrem Gatten in Wilna gegründeten Asyls für arme Kranke in obiger Rolle (1809) und zum Besten einer Wohlthätigkeitsanstalt in Wilna in Salieri’s „Angiolina“ (1811) auf.

Fantonetti (Giov. Batt.), Elogio del professore G. Frank (Mailand 1843, 8°.). – Cenni su Giuseppe Frank e sulle di lui beneficenze testamentarie a Pavia (Paria 1853, tip. Bizzoni, 8°.) [nach diesem gest. 18. Dec. 1842]. – Istituto lombardo VI. (1843) S. 74. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar Voigt, 8°.) (1842) XX. Bd. S. 886. – Gazzetta provinciale di Pavia, 19. März 1853. – Ersch (J. S.) u. Gruber (J. G.), Allg. Encyklopädie der Wissenschaften u. Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 47. Thl. S. 178. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 170 [nach dieser geb. 23. Sept. 1771]. – Biographie des hommes vivants (Paris 1817, L. G. Michaud, 8°.) III. Bd. S. 164. – Frankl (L. A.) Dr.), Sonntagsblätter 1843 (II. Jahrg.) S. 46 [nach diesen gest. 23. Dec. 1842]. – Büste. Seine Büste von Pompeo Marchesi gemeißelt, ist in der Universitäts-Bibliothek zu Pavia aufgestellt. – Auszug aus Joseph Franks Testamente. Seine Büchersammlung vermachte F. der Universitätsbibliothek zu Pavia. Dann heißt es – nachdem zahlreiche Legate ausgesprochen sind – „der Rest meines Vermögens gehört der k. k. Universität von Pavia zu Gunsten ihrer Bibliothek, mit der Verpflichtung, daß diese die Interessen des ihr zufallenden Capitals zur Unterstützung Desjenigen verwende, der sich mit voller Sachkenntniß der Herausgabe einer schönen und correcten Auflage meines Werkes: „Praxeos medicae universae praecepta“ nach der neuen Leipziger Ausgabe in lateinischer Sprache und ohne Zusätze oder Noten unterzieht. Der Bibliothekar ist gehalten, zu meinem Gedächtniß alljährlich ein gutgebundenes Exemplar dieses Werkes demjenigen Candidaten der praktischen Medicin zu verabfolgen, der der fleißigste und sorgfältigste Besucher der Bibliothek war. Alsdann sollen die Interessen und das Erträgniß des Werkes zum Ankaufe solcher Werke über praktische Medicin und pathologische Anatomie verwendet werden, welche die Bibliothek aus dem ihr zu Gebote stehenden Einkommen anzuschaffen nicht vermag, die periodischen Werke der praktischen Medicin nicht ausgeschlossen.“ Das Vermächtniß übersteigt bereits 160 Tausend östr. Lire. Noch ein anderes Institut hat F. reichlich bedacht: die Communal-Zeichnenschule, welche der Paveser Sacchi gestiftet. Für dieselbe setzte F. eine Summe von 30 Tausend lir. austr. mit der Verpflichtung aus, daß davon alle drei Jahre ein Preis von 100 Ducaten zur Belebung des Eifers und Sinnes für die Kunst ausgeschrieben und vertheilt werde. Alle diese Verfügungen sind bereits in volle Wirksamkeit getreten, ein [326] Umstand, welcher zumeist den regen Bestrebungen des Marchese Thomas Del Majno zu verdanken ist, den F. zum Testaments-Vollstrecker ernannt hat. – Ueber die Gemalin F.’s: Sowiński (Albert), Les musiciens polonais et slaves anciens et modernes (Paris 1857, 8°.) S. 199.