BLKÖ:Decker, Johann Stephan

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 195. (Quelle)
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Decker, Johann Stephan (Maler, geb. zu Colmar in Elsaß 26. Dec. 1784, gest. in Wien 25. Juni 1844). Besuchte die Centralschule seiner Vaterstadt, wo er auch die ersten Elemente im Zeichnenunterrichte erhielt. D. zeigte früh ein bedeutendes Talent; 20 Jahre alt, ging er nach Paris, wo er sich unter Davids und Kasimir Karpffs[WS 1] Leitung ausbildete. Er erhielt einen Preis und seine Arbeiten fanden solchen Beifall, daß er das Porträt der Kaiserin Josephine nach der Natur malen durfte. Nach 7jährigem Aufenthalt in Paris kehrte er in seine Vaterstadt zurück. Dort verheirathete er sich und malte Porträte der bedeutenderen Personen, theils in Miniatur, nach der Isabey’schen Methode auf Papier in etwas größerem Formate, theils in der Manier a l’Estampe, nach dem Künstler so benannt, dessen Zeichnungen Aehnlichkeit mit den punktirten Kupferstichen hatten und mit der sogenannten Condé’schen schwarzen Kreide ausgeführt wurden. Die Anwesenheit des Hauptquartiers der verbündeten Mächte in Colmar verschaffte ihm viele Bekanntschaften, namentlich mit ungarischen Cavalieren, auf deren Zureden er 1818 nach Ungarn reiste und dort viele Porträte malte, welche sehr gefielen. In der Ausstellung des Jahres 1820 zu Wien machte sein Porträt des Freih. Joseph Meduvanski Aufsehen; D. kam im darauf folgenden Jahre (1821) nach Wien, wo er zuerst für Seine Durchlaucht den Fürsten Metternich viel zu arbeiten hatte. Später vollendete er eine größere Anzahl von Genrebildern für den nunmehr verstorbenen Grafen von Sickingen, der ihm durch mehrere Jahre einen Gehalt gab, wofür jedoch der Künstler jährlich eine gewisse Anzahl von Bildern zu liefern verpflichtet war. Im J. 1827 erhielt er den Auftrag, die Tochter Sr. kais. Hoheit Erzh. Karls, die Erzherzogin Therese, jetzige Königin von Neapel, im Zeichnen zu unterrichten. 13 Jahre war D. Zeichnenlehrer im Hause Seiner k. Hoheit des Erzh. Karl, wodurch er in den höchsten Kreisen bekannt wurde und viele Aufträge von Ihrer Majestät der Kaiserin Caroline Auguste und anderen hohen Personen erhielt. In den spätern Jahren übte er die Kunst wenig mehr aus, denn die vielen Lectionen, die er hohen Orts ertheilen mußte, ließen ihm keine Zeit zu eigenen Arbeiten. Von seinen Arbeiten sind besonders die Zeichnungen für Ihre kaiserl. Hoheit die Erzherzogin Maria Louise erwähnenswerth u. z. das Porträt ihres Sohnes, des Herzogs von Reichstadt (ganze Figur), ferner die Bildnisse des Grafen Johann von Esterhazy, seiner Gemalin, des Fürsten Lichnowsky, der Gräfin Zichy, des Malers Peter Kraft; die Aquarelle: „Das Grabmal der Agnes Sorel“; – „Der Ritter am Grabe“; – „Das Schweizermädchen“; – „Die altdeutsche Dame“; – die Kreidezeichnungen: „Amor und Psyche“ und „Die liegende Nymphe“, beide nach Canova. Eine seiner [196] letzten Arbeiten war das Arbeitscabinet Sr. Majestät des Kaisers Franz, welches durch den Kupferstich vervielfältigt und im Gubitz’schen Volkskalender im Holzschnitte ausgeführt worden ist. D. starb nach 3jährigen Leiden. Von seiner Familie wählten 3 Söhne Albert, Gabriel und Georg (siehe die Vorigen) die Kunst des Vaters.

Nagler (G. K. Dr.), Neues allg. Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) III. Bd. S. 305. – Hormayrs Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst. XII. Jahrg. (Wien 1821, 4°.) Nr. 130 und 131, S. 520.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Krapfs.